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100 Tage E-Busse in Freiburg/ Breisgau: Eine erste Bilanz

Die Elektrobusse der VAG Freiburg wurden von Fahrgästen, Anwohnern, Fahrern und Werkstattpersonal positiv aufgenommen I © VAG Freiburg

Freiburg im Breisgau ist bekannt für seine umweltfreundliche Verkehrspolitik. Die 230.000 Einwohnerstadt verfügt bereits über ein gut ausgebautes, 44 km langes Straßenbahnnetz sowie ein rund 160 km langes Busnetz. Der Modal Split von ÖPNV, Fuß und Fahrrad in Freiburg beträgt 79 %.

Nach mittlerweile 100 Einsatztagen, können die Verantwortlichen der Freiburger Verkehrs AG (VAG) eine erste, durchweg positive Bilanz des Einsatzes der ersten beiden Elektrobusse ziehen. Die erste Elektrobuslinie Freiburger Verkehrs AG (VAG) ging am 7. Februar 2020 in Betrieb. Die noch überschaubare E-Busflotte besteht aus zwei 12 Meter langen Solaris Urbino Electric, die beide auf der Linie 27 zum Einsatz kommen. Die neuen Elektrobusse sind bei den Fahrgästen und bei den Anwohnern des Fahrwegs der Linie 27 sehr beliebt, sie versehen zuverlässig ihren Dienst, die Werkstattmitarbeitenden kommen ebenso gut mit ihnen zurecht wie die Fahrerinnen und Fahrer und auch das Laden verläuft bislang unproblematisch.

Mit Spannung wurde darauf gewartet, wie die E-Busse den Linieneinsatz bewältigen, und ob die gewählte Technik des Zwischenladens – an der Haltestelle Europaplatz – sich bewähren wird.

Die Ladestation am Europaplatz ist nicht nur architektonisch ansprechend gestaltet, sondern sie wird auch von der Straßenbahnoberleitung gespiesen I © VAG Freiburg

„Die Einführung und die ersten Betriebswochen verliefen vollkommen unproblematisch,“ berichtet VAG Vorstand Stephan Bartosch. „Es gab bisher noch nicht einmal die bei neuen Fahrzeugen gelegentlich auftretenden ‚Kinderkrankheiten‘. Auch die Ladeinfrastruktur und das Zusammenwirken mit den Bussen funktioniert bisher einwandfrei. Und was die Ladehäufigkeiten betrifft, lernen wir immer noch ein wenig dazu.“ Mittlerweile wird im Linieneinsatz am Europaplatz immer dann neuer Strom geladen, wenn die Restladung unter 80 Prozent gefallen ist. Das ist in der Regel nach zwei bis drei Umläufen der Fall. Auch an die dortige volle Ladeleistung von 150 kW hat man sich nach und nach herangetastet. „Unsere ersten beiden Elektro-Busse haben mittlerweile zusammen rund 23.000 Kilometer zurückgelegt und haben damit in Freiburg 24 t CO2 gegenüber einem Dieselbus eingespart.“  ergänzt Bartosch.

Und nicht nur rein technisch gesehen läuft bei den Standardbussen bisher alles rund: „Unsere Fahrerinnen und Fahrer schätzen die in jeder Hinsicht ruhige Fahrweise mit den Elektromotoren und das bekommen wir auch immer wieder von den Fahrgästen zu hören,“ weiß VAG Vorstand Oliver Benz und fährt fort: „Ein besonders positives Feedback erhalten wir immer wieder von Anliegerinnen und Anliegern des Fahrwegs der Linie 27: Die Busse sind um ein Vielfaches leiser als ihre dieselbetriebenen Pendants.“

Wie auch die Freiburger Straßenbahn, werden auch die Elektrobusse mit zertifizierten Ökostrom betrieben. Da die VAG die Umstellung des Dieselbusbetriebs auf Elektrobusbetrieb nicht alleine stemmen kann, wird das Projekt durch das Ministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert. Die beiden E-Busse wurden im Rahmen des „Sofortprogramms saubere Luft 2017-2020“ mit 156.500,- Euro bezuschusst. Hinzu kommen noch bewilligte Zuschüsse aus dem gleichen Programm für die Ladeinfrastruktur (Betriebshof und Europaplatz) in Höhe von 36.000,- €.

Die Stadtbahn- und Bushaltestelle Europaplatz aus der Vogelperspektive I © VAG Freiburg / VDV Elekbu 2020

Die Busse

Die beiden E-Solobusse des Herstellers „Solaris“ verfügen jeweils über 31 Sitzplätze, 44-Stehplätze und einen Rollstuhlfahrerplatz. Sie werden rein elektrisch betrieben. Die Batterien befinden sich im Heck der Fahrzeuge. In der Nacht werden die Batterien mit einer geringeren Leistung von bis zu 80 Kilowatt langsam und sanft aufgeladen. Zu einer voreingestellten Zeit wird dann auch die rein elektrische Heizung der Fahrzeuge über den Ladestrom betrieben, sodass die Batterien dadurch nicht belastet werden und das Fahrzeug auch im Winter mit eisfreien Fensterscheiben und einer angenehmen Innentemperatur in den ersten frühmorgendlichen Linieneinsatz starten kann. Aber auch für den Sommerbetrieb sind die Busse mit elektrischen Klimaanlage gerüstet. Für Zwischenladungen steht eine Schnellladeeinrichtung an der Haltestelle „Europaplatz“ bereit. Dort werden die Busse in der Wendezeit nachgeladen. Dies erfolgt dort mit einer Leistung von 150 Kilowatt. Die Versorgung der Schnelladestation erfolgt aus dem vorhandenen 750 V DC Oberleitungsnetz der Stadtbahn. Der Strom wird direkt von der Stadtbahnoberleitung abgegriffen. Da diese mit zwei Unterwerken versorgt wird, verfügt das System über eine sehr hohe Verfügbarkeit. Mittels eines Trafos wird eine galvanische Trennung zwischen Stadtbahn und Busladung sichergestellt. Ein Wechselrichter wandelt den Wechselstrom am Ausgang des Trafos in Gleichstrom um. Die Geräte sind in einem Technikraum untergebracht.

Der Busbetriebshof wird mit einer Anschlussleistung von 6 MVA für die Nachladung von Elektrobussen ausgestattet I © VAG Freiburg / VDV Elekbu 2020

Der Energie- und Umweltdienstleister badenova unterstützt die Einführung der Elektrobusse in Freiburg. „badenova sorgt dafür, dass künftig auch weitere E-Busse jederzeit sicher geladen werden können. Besondere Aufmerksamkeit genießt hier der Betriebshofs West als zentrale Ladestation“, so Dr. Thorsten Radensleben, Vorstandsvorsitzender der badenova. Im Betriebhof wurden zunächst zwei Ladestationen je 80 kW installiert. Für die Flottenerweiterung wird der Anschluss auf eine Anschlussleistung von 6 MVA ausgelegt.

Die beiden Solaris Urbino Electric E-Busse können im Betriebshof mit 80 kW über Nacht geladen werden. Die beiden E-Busse wurden mittlerweile mit einer grünen Eigenwerbung dekoriert I © VAG Freiburg / VDV Elekbu 2020

Die Zukunft

Derzeit läuft bei der VAG die Ausschreibung für weitere 15 E-Busse mitsamt der dafür notwendigen Infrastruktur für vier weitere Linien. Voraussichtlich im Frühjahr 2022 werden diese dann fünf Solobusse mit Euro-5-Standard sowie 10 Gelenkbus mit Euro 5 EEV-Antrieben ersetzen. Diese Investition wird durch ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMU) mit einem Betrag von 6,3 Millionen Euro unterstützt. Für die Nachladung wird teilweise die vorhandene Infrastruktur genutzt. Darüber hinaus sind vier Ladestationen mit jeweils 300 kW geplant.

11.06.2020
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