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50 Jahre S-Bahn Köln

Einer der aus Hannover übernommenen Triebwagen im neuen Look der S-Bahn Köln | © Go.Rheinland / Smilla Dankert

Am 1. Juni 1975 ging im Großraum Köln ein für die Region völlig neues Verkehrsmittel an den Start: mit der „S 11“ nahm die erste Linie der „S-Bahn Köln“ den Betrieb auf. Sie war zwischen Kölns Nachbarstadt Bergisch Gladbach, dem Kölner Hauptbahnhof und dem Kölner Stadtteil Chorweiler unterwegs und bediente unterwegs wichtige und große Kölner Stadtteile wie Mülheim, Deutz, die Messe, Nippes und Longerich.

Am 19. Mai wurde im S-Bahn-Betriebswerk Köln-Nippes der Geburtstag „50 Jahre S-Bahn Köln“ gefeiert. Gut 100 Gäste folgten der Einladung von „DB Regio NRW“ und „Go.Rheinland“ (dem für den ÖPNV zuständigen Zweckverband für den Südwesten von Nordrhein-Westfalen rund um die Großstädte Köln, Bonn und Aachen). Sie wurden mit einem nostalgischen Sonderzug vom Hauptbahnhof ins S-Bahn-Betriebswerk  gebracht, der aus zwei D-Zug-Abteilwagen 2. Klasse aus den Jahren der jungen Bundesbahn und einem „Silberling“ mit 1. und 2. Klasse bestand. An beiden Enden hatte der Zug eine Lokomotive: am einen die Elektrolokomotive 111 111-1, am anderen die Diesellok 218 137-8 im Look der früheren „Citybahn“ Köln – Gummersbach.    

Mit Elloks dieser Baureihe 111 fuhr die Kölner S-Bahn zeitweilig, hier vor dem Sonderzug zur Geburtstagsfeier | © Christian Marquordt

Die Gäste wurden von Frederik Ley, dem Vorsitzenden der Regionalleitung von DB Regio NRW, von Harmen van Zijderveld, Vorstand von DB Regio Schiene, Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Rekers, NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer und Dr. Norbert Reinkober, dem Geschäftsführer von Go.Rheinland, begrüßt.

Oberbürgermeisterin Rekers berichtete, dass Kölns erste S-Bahn-Linie die Nummer „S 11“ erhalten habe, sei kein Zufall. Sondern eine Referenz an die „wichtigste“ Jahreszeit in Köln, den Karneval. Schließlich hat die 11 im Karneval eine ganz besondere Bedeutung. Ob dem wirklich so ist, wollen wir dahingestellt sein lassen. Wahrscheinlicher ist, dass die Liniennummer „S 1“ schon durch eine S-Bahn-Linie im Ruhrgebiet besetzt war, und aufgrund der Nähe der beiden Großräume überlappen die beiden S-Bahn-Netze sich. Da war es sinnvoll, doppelt vorkommende Liniennummern zu vermeiden.

Dr. Reinkober nannte beeindruckende Zahlen: die Region Köln verzeichne täglich 350.000 Ein- und 150.000 Auspendler. Allein diese Zahlen machten deutlich, wie wichtig die S-Bahn für ihre Region sei. Und deshalb sei auch ein Ausbau – wir werden im Folgenden darauf eingehen – dringend notwendig.  

„Ess-Bahn“ | © Christian Marquordt
Diesellok der Baureihe 218 als S-Bahn-Vorläufer Citybahn Köln-Gummersbach vor dem Sonderzug zur Geburtstagsfeier | © Christian Marquordt
Das „Liniennetz“ von 1975 mit der S 11 von Bergisch Gladbach über Köln Hauptbahnhof nach Köln-Chorweiler | © Go.Rheinland

Zur Geschichte der Kölner S-Bahn

Anfangs verkehrte die S 11 nur im 20 Minuten-Takt. Dennoch wurde auf der Geburtstagsfeier berichtet, schon damals hätten sich mit der Einführung der S-Bahn die Fahrgastzahlen gegenüber den Nahverkehrszügen, die zuvor unterwegs waren, gleich verdoppelt. Reinkober: „Kölns S-Bahn war vom ersten Tag an ein großer Erfolg“.

Als zweite Linie kam schon bald die “S 6“ hinzu, die ursprünglich die erste S-Bahn-Linie im Großraum Rhein-Ruhr gewesen ist und von Essen über Ratingen und Düsseldorf nach Langenfeld führte. Jetzt wurde sie   über Leverkusen nach Kön verlängert. Und schon zeigte sich, wie sinnvoll es war, Liniennummern nicht doppelt zu vergeben … so eindeutig lassen sich die beiden Großräume im verstädterten Rheinland nicht trennen.

Auch die S 11 wurde von Köln-Chorweiler über Dormagen, Neuss und das Düsseldorfer Zentrum bis zum Düsseldorfer Flughafen verlängert.

Als weitere Linie folgte die S 12: (Windeck-)Au – Eitorf – Hennef – Siegburg/Bonn – Troisdorf – Köln – (Kerpen)-Horrem.

Dazu gibt es die S 13, die von (Kerpen-)Horrem über Köln und den Flughafen Köln/Bonn nach Troisdorf, der mit über 80.000 Einwohnern größten Stadt des Rhein-Sieg Kreises, verkehrt. 

Die bislang jüngste Linie S 19 ergänzt die S 12. Sie kommt von Düren über (Kerpen-)Horrem – Köln-Ehrenfeld – Köln Hauptbahnhof – Köln Messe/Deutz nach Köln-Porz, bedient den Flughafen Kön/Bonn und fährt weiter  über Troisdorf – Siegburg/Bonn – Hennef und Eitorf nach (Windeck-)Au.

Zum „Kölner“ S-Bahn-Netz gehört auch noch die S 23, eine in Deutschland eher ungewöhnliche S-Bahn-Linie. Denn sie wird nicht wie eigentlich überall mit Elektro-Triebwagen betrieben, sondern mit solchen mit Dieselmotoren. Zudem erreicht sie mit ihrem Linienweg Bonn Hbf – Bonn-Duisdorf – Alfter – Meckenheim – Rheinbach – Euskirchen – Bad Münstereifel nirgendwo Kölner Stadtgebiet – sie ist, bei Lichte besehen, die (bislang einzige) Bonner S-Bahn-Linie, aber ein „Bonner S-Bahn-Netz“, das so hieße, gibt es nicht. (Anmerkung; die Elektrifizierung dieser Strecke ist vorgesehen, zwischen Euskirchen und Münstereifel werden bereits die ersten Masten für die Oberleitung gesetzt.)

Fassen wir zusammen: Kölns S-Bahn ist zurzeit auf fünf elektrisch betriebenen Linien unterwegs. 

Zu den Fahrzeugen

Zum Betriebsbeginn auf der S 11 im Jahr 1975 wurde zunächst mit Wendezügen gefahren, die aus Elektro-Lokomotiven der Baureihe 141 mit „Silberlingen“ („n-Wagen“) bestanden. Genau so war auch die S 6 an Rhein und Ruhr gestartet. Später kamen auch Elektro-Triebwagen der Baureihe 420, die die DB extra für ihre Wechselstrom-S-Bahnen in Frankfurt, München, an Rhein und Ruhr und in Stuttgart hatte entwickeln lassen. Und während die „420er“ für diese vier Netze ursprünglich jeweils spezielle Lackierungen hatten, hat es das für die Triebwagen in Köln nie gegeben.

Es folgte eine Phase, da wurden Wendezüge aus sogenannten „x-Wagen“ (spezielle Reisezugwagen für S-Bahn-Verkehr) mit Lokomotiven der Baureihe 111 eingesetzt. Und nach der Vereinigung von DB und DR  (der DDR) kamen auch Lokomotiven der DR-Baureihe 143 auf die Kölner S-Bahn.

Seit der Jahrtausendwende kommen jetzt S-Bahn-Triebwagen der Baureihen 422 und 423 zum Einsatz.

Netzerweiterungen und Fahrplanverdichtungen machten weitere S-Bahn-Triebwagen notwendig. Da ergab es sich, dass eine Reihe von Triebwagen der Baureihe 424 in Hannover überflüssig wurden. Sie waren dort zur Weltausstellung „Expo“ im Jahr 2000 in Dienst gestellt worden. Man schaffte diese 24 Fahrzeuge nach Köln, wo sie gründlich wieder aufgearbeitet wurden. Zugleich erhielten sie ein neues Äußeres: zwar blleb es bei Köpfen im verkehrsrot der DB, doch sind die Seiten nach den Design-Vorstellungen von „Go.Rheinland“ in mittelgrau gehalten, und die Triebwagen tragen groß die Aufschrift „S Bahn Köln“. 

Insgesamt verfügt die S-Bahn Köln über 123 vierteilige Elektro-Triebwagen.

Und noch etwas: Go.Rheinland kündigt an, dass ab 2029 völlig neue Triebwagen auf der S-Bahn Köln zum Einsatz kommen sollen, die Alstom liefern wird.

Außenansicht der neuen Kölner S-Bahn-Triebwagen | © Alstom Advanced and Creative Design
Innenansicht eines der neuen S-Bahn-Triebwagen von Alstom | © Alstom/Advanced and Creative Design

Zur Zukunft

Nachdem die Redner bei der Geburtstagsfeier unisono betonten, dass die S-Bahn Köln ein großer Erfolg sei und sie als Teil der Daseinsvorsorge begrüßten, erscheint es nur logisch, dass Netz und Angebot deutlich ausgeweitet werden sollen. So wird die S 13, die zurzeit noch von Köln kommend in Troisdorf endet, über  (Sankt Augustin-)Menden und Bonn-Beuel bis Bonn-Oberkassel verlängert. Die Bauarbeiten sind in vollem Gange. Bestehende Bahnhöfe werden ausgebaut und modernisiert, zwei neue Bahnhöfe entstehen in Bonn-Vilich und Bonn-Ramersdorf. In Ramersdorf wird ein großer Bürokomplex der Deutschen Telekom erschlossen, zudem kann man zur benachbarten Stadtbahn umsteigen. Bedeutsamer wird der neue Turmbahnhof in Vilich. Hier kreuzt die Strecke der S-Bahn die Strecke der Bonner Stadtbahnlinie 66 (zum Zeitpunkt der Eröffnung wird die Stadtbahnlinie wohl 67 heißen). So kann der Flughafen Köln/Bonn in Zukunft auch von den linksrheinischen Stadtteilen von Bonn mit Umsteigen in Vilich auch auf der Schiene erreicht werden – bislang ab Hauptbahnhof mit der Schnellbuslinie SB 60 über die Autobahn 59 in einer Fahrzeit von wenig mehr als 20 Minuten.

Eine S 10 soll als HVZ-Verstärkerlinie zwischen Bergisch Gladbach, der Kölner City und Köln-Worringen dazu kommen. Ebenfalls ab Bergisch Gladbach wird es eine S 14 über Köln-Mülheim – Köln Messe/Deutz – Köln Hauptbahnhof und Köln-Ehrenfeld nach (Kerpen-)Horrem geben.

Zwischen Euskirchen und Lüdenscheid soll über Köln, Overath, Gummersbach und Marienheide die künftige S 15 unterwegs sein, von Euskirchen bis Gummersbach im 30 Minuten-Takt, weiter bis Lüdenscheid stündlich.  Von Euskirchen bis Köln wird die S 15 auf der „Eifelstrecke“ unterwegs sein, von dort auf der Strecke der „Oberbergischen Bahn“ (RB 25). Die Oberbergische Bahn verkehrt schon heute als eine Art S-Bahn-Vorlaufbetrieb, wenn auch mit Dieselzügen – übrigens denselben, die auch auf der S 23 von Bonn aus unterwegs sind – und sie bedient alle S-Bahn-Haltestellen auf ihrem Weg. Als S 15 soll natürlich auch sie elektrisch fahren.

Eine neue S 16 soll von Eitorf über Hennef – Siegburg/Bonn – Troisdorf – den Flughafen Köln/Bonn – die Kölner Südbrücke – den westlichen Kölner Eisenbahnring – Köln Hauptbahnhof – Köln Messe/Deutz und Köln-Mülheim bis Langenfeld (an der Verbundgrenze VRS / VRR) fahren. Weiter wird es eine S 17 von Bonn Hauptbahnhof über Brühl – Köln Hauptbahnhof – Köln Messe/Deutz – Köln-Mülheim und Leverkusen-Opladen nach Solingen Hauptbahnhof geben. Die S 6 schließlich soll über Köln-Ehrenfeld und Grevenbroich bis zum Hauptbahnhof in Mönchengladbach verlängert werden, die S 23 vom Bonner Hauptbahnhof bis Bonn-Mehlem. Und die S 12 soll ihren Weg über Horrem hinaus über Bergheim bis Bedburg fortsetzen. Wobei sie in Bedburg Anschluss an die aus dem Rhein-Ruhr-Raum kommende „S 39 x“ haben soll.

Zielnetz 2040 | © Go.Rheinland

Das künftige Kölner S-Bahn-Netz („Netz 2040“) wird also weit ins Kölner Umland hineingreifen – und, siehe Lüdenscheid – sogar noch darüber hinaus, bis ins südwestliche Westfalen. 

Dr. Norbert Reinkober, der Geschäftsführer von Go.Rheinkand, kündigte zudem an, dass die Taktfolgen auf den S-Bahn-Verbindungen deutlich erhöht werden sollen. „1975 sind wir mit einem 20-Minuten-Takt gestartet, in Zukunft wollen wir auf einigen Verbindungen eine Zugfolge von alle 2,5 Minuten bieten.“

Geplante Investitionen

Um das Kölner S-Bahn-Netz in diesem Umfang auszubauen, werden Investitionen in Höhe von rund fünf Milliarden Euro notwendig sein.

Dr. Reinkober: „Nachdem eine Studie gerade ergeben hat, dass jeder Euro, der für den ÖPNV ausgegeben wird, eine wirtschaftliche Wertschöpfung von 3 Euro zeitigt, ist dieser sehr hoch erscheinende Betrag sehr gut investiert.“  


Wir hatten zuletzt hier über die S-Bahn Köln berichtet:

29.05.2025