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60 Elektrobusse für die belgische Regionalverkehrsgesellschaft „De Lijn“

„De Lijn“ (deutsch: die Linie) ist in Belgien zuständig für den Regionalverkehr im flämischen (niederländisch-sprachigen) Teil des Landes. Nicht erst seit gestern ist man dabei, den Busverkehr auf alternative Antriebe umzustellen. Und auf diesem Weg geht „de Lijn“ konsequent weiter.

So hat man jetzt die Lieferverträge über 60 neue Elektrobusse unterschrieben. 24 Wagen seines neuen Typs Citea LF-122 wird VDL liefern (LF-122 = low floor, Länge 12.200 mm), die 36 weiteren Wagen kommen vom belgischen Hersteller Van Hool.

VDL

Die VDL Citea LF-122 werden teils als Zwei- und teils als Dreitürer geliefert werden. Bauen wird VDL sie in seinem Werk im belgischen Roeselare (früher das Werk des belgischen Karosseriebauers Jonckheere, der in VDL aufgegangen ist). Sie verfügen über ein Batteriepaket mit einer Leistung von beachtlichen 490 kWh. Was ihnen zu einer nicht minder beachtlichen Reichweite verhelfen dürfte. Und VDL ist dabei, in Roeselare eine Produktionslinie aufzubauen, auf der die Elektrobusse energieneutral gebaut werden können.

VDL wird mit diesem Auftrag die Schwelle von 1000 Bussen überschreiten, die man seit 2015 in den flämischen Teil Belgiens geliefert hat.

Der neue VDL Citea LF-122 zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus, die sich darauf zurückführen, dass die neue Generation des Citea nicht mehr als „Allround-Auto“ für alle Antriebsarten entwickelt worden ist, sondern ausschließlich als Elektro-(Batterie-)Bus. VDL geht davon aus, dass alle anderen Antriebsarten ihre Zukunft gewissermaßen schon hinter sich haben. So wird der neue Citea aus Gewichtsgründen nicht mehr weitestgehend aus Stahl gebaut werden, sondern die Seitenwände werden in Sandwich-Bauweise  (Kunststoff) entstehen. Das führt dazu, dass die leere Karosserie leichter wird und der Bus deshalb zum Beispiel eine höheres Gewicht der Batterien verkraften kann.

Zugleich wurde bei der Entwicklung großer Wert darauf gelegt, dass der neue Citea möglichst viele Fahrgäste mitnehmen kann. So ist er in der 12,2 Meter langen Version für mindestens 110 Fahrgäste zugelassen, von denen – unabhängig von der konkreten Ausstattung – mindestens 45 einen Sitzplatz vorfinden. 45 Sitzplätze in einem Linienwagen von rund 12 Metern Länge: das ist wahrlich nicht schlecht.

Die eigentliche „Revolution“ des neuen VDL Citea besteht allerdings darin, dass er seine Batterien nicht mehr auf dem Dach hat oder da, wo eine Dieselversion des Typs ihren Dieselmotor hätte. Vielmehr  sind die Batterien „unterflur“ unter den Fußboden des Fahrgastraums umgezogen. Das senkt nicht nur in erfreulicher Weise den Schwerpunkt des Busses. Vielmehr kann man unter dem Fußboden auch mehr Batterie unterbringen, und das steigert die Ladekapazität der Batterien des Busses nicht unwesentlich. Vorbei die Zeiten, da man meinen konnte, die Batterien des Busses müssten schon nach nur wenigen Kilometern nachgeladen werden …   

       

© VDL / De Lijn

Van Hool

Nun gut, 24 der neuen Elektrobusse von „de Lijn“ kennen wir jetzt: die VDL Citea. Und was ist mit den restlichen 36 Wagen?

Die kommen von dem belgischen Hersteller Van Hool, der im Stadtteil Koningshooikt der Stadt Lier (Provinz Antwerpen) zuhause ist. Die Entstehungsgeschichte von Van Hool ist bemerkenswert genug: in den Jahren  nach dem Zweiten Weltkrieg (1947) brauchte der Landwirt Berrnard Van Hool ein Fahrzeug, mit dem er seine Landarbeiter auf die Felder bringen konnte. Er „strickte“ sich den entsprechenden „Bus“ selber – und an mehr hatte er eigentlich gar nicht gedacht. Seine Landwirtskollegen indes sahen den Van Hool-„Bus“. „Mann, das ist ja die Idee!“ Sie bestürmten Bernard Van Hool, ihnen auch so einen „Bus“ zu bauen … auf diese Weise kann schon mal ein weltweit renommierter Bushersteller entstehen!

Vor ein paar Jahren hat Van Hool in Skopje, der Hauptstadt von Nordmakedonien, ein Zweigwerk eröffnet. Bislang entstanden hier die Reisebusse der Baureihe „EX“. Jetzt werden auch die Elektrobusse für „de Lijn“ aus Skopje kommen. (Van Hool schließt aber nicht aus, in Zukunft auch im Stammwerk in Koningshooikt Elektrobusse zu bauen.)

Mit dem neuen Elektrobus präsentiert Van Hool zugleich eine ganz neue Linienbus-Familie, die sich nicht nur im Styling deutlich von den bisherigen Baureihen abhebt. Auch die Typenbezeichnung unterscheidet sich von dem, was wir bislang von Van Hool kennen: hiessen die bisherigen Baureihen A 300, A 330, A 500 und A 600 (etc.), so heißt der neue 12 Meter lange Typ jetzt „A 12“. Das ist einleuchtend: das „A“ steht nach wie vor für „Autobus“, die 12 für die Länge in (gerundeten) Metern. Die Typenbezeichnungen für Reisebusse von Van Hool beginnen mit „T“ für „Tourisme“. Die bisherigen Bezeichnungen der Linienbusse sagten etwas über die Fußbodenhöhe des jeweiigen Busses aus: ein A 300 hatte eine Niederflur-Einstiegshöhe von 320 mm, ein A 500 war ein „Semi-Niederflurbus“ mit einer Fußbodenhöhe von rund 50 Zentimetern, ein A 600 hatte einen Hochflur-Fußboden auf rund 60 Zentimetern über der Fahrbahn …

Und noch etwas: bei einer Führung durch das Werk in Koningshooikt erfuhr der Verfasser, dass das „Van“ im Namen von Familie und Firma kein niederländisch-sprachiges Adelsprädikat sei. Sondern eben einfach so zum Namen gehöre. Weshalb die korrekte Schreibweise sei, auch das „Van“ – anders als bei einem Adelsprädikat – groß zu schreiben.

Die neue Linienbus-Baureihe von Van Hool beginnt zunächst mit dem „A 12“. Natürlich wird sie auch in anderen Größen auf den Markt kommen. Die wird der Hersteller nach und nach in den Markt einführen.

© Van Hool / De Lijn

Ab 2022 wird der neue A 12 produziert werden, und zwar von Anfang an sowohl als Niederflurbus als auch in einer Low-Entry-Version. Wie inzwischen auch einige andere Hersteller (genannt seien hier mal Ebusco und VDL) wird Van Hool die neue Linienbusfamilie nicht mehr mit Verbrennungsmotoren anbieten, sondern nur noch mit Elektroantrieb, sei es über Batterie, deren Hersteller Akasol aus Darmstadt sein wird, sei es über Brennstoffzelle (die von Ballard kommt). Gerade im Bau von Wasserstoffbussen hat Van Hool schon eine mehr als zehnjährige Erfahrung.

Ladeinfrastruktur

Die Ladeinfrastruktur für die neuen Elektrobusse von „de Lijn“ werden die Hersteller Spie-Ekoenergetyka und Heliox liefern.    

27.12.2021
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