In den vergangenen 2 Monaten hat Alstom Aufträge für zwei Citadis-Projekte in Nordamerika erhalten. Dabei handelt es sich um einen Auftrag für 34 Citadis Straßenbahnen für Québec City in Kanada sowie 130 Straßenbahnen für Philadelphia in den USA. Der Auftrag für Québec City mit einem Gesamtwert von rund 900 Mio. € (1,34 Mrd. CA$) umfasst die Planung und Lieferung der Fahrzeuge sowie die Wartung für einen Zeitraum von 30 Jahren. Der Vertrag enthält auch eine Option für maximal fünf Züge, einschließlich Wartung.
Die Entwicklung und Produktion der Citadis Straßenbahnen für Québec findet in Québec selbst statt. Die Straßenbahnen werden von Alstom-Ingenieuren in Saint-Bruno-de-Montarville, dem amerikanischen Hauptsitz von Alstom an der Südküste von Montreal, entwickelt und im Werk La Pocatière in der Region Bas-Saint-Laurent montiert. Die Straßenbahnen werden an die klimatischen und topografischen Bedingungen von Québec City angepasst. Die komfortablen, modernen und geräumigen Züge werden zu 100 % elektrisch betrieben und verkehren auf einer 19 km langen Strecke, die das Rückgrat eines verbesserten öffentlichen Verkehrsnetzes für Quebec City bilden wird. Wir berichteten hier:
„Wir sind sehr stolz darauf, von der Stadt Québec ausgewählt worden zu sein, die Straßenbahnen für dieses bedeutende Mobilitätsprojekt für die Region Capitale-Nationale zu liefern und zu warten“, sagte Michael Keroullé, Präsident von Alstom in Amerika. Wir fühlen uns geehrt durch das Vertrauen, das uns die Verwaltung und die gewählten Vertreter der Stadt Québec entgegenbringen, und wir verpflichten uns, partnerschaftlich mit der Stadt zusammenzuarbeiten, um ein hochwertiges und zuverlässiges Produkt anzubieten, eine Lösung, die von unseren Teams in Québec im Dienste von Québec entwickelt und montiert wird.“
Neue Niederflurstraßenbahnen für Philadelphia
Bereits im Februar vergab SEPTA, das öffentliche Verkehrsunternehmen von Philadephia, einen Auftrag an Alstom Transportation Inc. für den Kauf moderner, vollständig ADA-konformer Trolley-Fahrzeuge, um die gesamte veraltete Trolley-Flotte der Behörde zu ersetzen. Dieser Auftrag ist Teil der Trolley-Modernisierung der SEPTA – ein Programm, mit dem das größte Straßenbahnnetz der USA in ein zugängliches, schnelles und benutzerfreundliches System umgewandelt werden soll. Der offizielle Vertrag wurde am 1. Juni 2023 unterzeichnet. Er umfasst die Lieferung von 130 elektrischen Niederflur-Straßenbahnen im Wert von über 667 Mio. € (ca. 718,2 Mio. USD), mit Optionen für den Bau von weiteren 30 Straßenbahnen.
„Die Modernisierung der Trolleys bringt sowohl für die Fahrgäste als auch für die Region insgesamt wirtschaftliche Vorteile mit sich“, sagte der Vorstandsvorsitzende der SEPTA, Pasquale T. Deon Sr. „Dieses Projekt wird die bestehenden Verbindungen stärken, indem es die Transitdienste verbessert, die Arbeiter mit Arbeitsplätzen, Studenten mit Schulen und verschiedene Gemeinden miteinander verbinden und so lokale Unternehmen und erschwingliche Lebenshaltungskosten für alle unterstützen.“
Die Straßenbahnmodernisierung ist eine Kernthema von SEPTA Forward, dem Strategieplan der Behörde zur Schaffung eines „Lifestyle ÖPNV-netzes“ – eines ÖPNV Systems, das für jede Art von Reise genutzt werden kann, nicht nur für den traditionellen Arbeitsweg von 9 bis 5 Uhr.
Im Rahmen des Vertrags erhält die SEPTA 130 Trolleys mit der Option, bis zu 30 weitere Fahrzeuge zu bestellen. Die Auslieferung der neuen Wagen soll im Jahr 2027 beginnen und bis Ende 2030 abgeschlossen sein.
Die neuen Wagen werden länger als die bestehende Hochflurflotte von Kawasaki sein und eine höhere Kapazität haben, um mehr Fahrgäste zu befördern. Die Flotte wird über niedrige Böden und Rampen, breitere Gehwege, Audio- und visuelle Nachrichtensysteme zur Ankündigung bevorstehender Haltestellen und Serviceänderungen sowie über ausgewiesene Freiflächen für Rollstühle, Gehhilfen, Kinderwagen und Fahrräder verfügen.
„SEPTA setzt sich dafür ein, dass unsere Trolleys die Bedürfnisse aller Fahrgäste erfüllen – Menschen mit Behinderungen, Senioren, Familien mit kleinen Kindern, neue Benutzer und alle, die ein wenig mehr Hilfe brauchen, um ihr Ziel zu erreichen“, sagte SEPTA General Manager und CEO Leslie S. Richards. „SEPTA bemüht sich noch immer um mehr als 800 Millionen Dollar in Form von Zuschüssen sowie staatlichen und kommunalen Mitteln, um alle für ein nahtloses Einsteigen erforderlichen Verbesserungen durchzuführen. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um dieses Projekt voranzutreiben, aber wir müssen uns neue Finanzierungsmöglichkeiten sichern, um die einmalige Finanzspritze des Bundes zu nutzen.“
Die acht Trolleybuslinien der SEPTA erstrecken sich über eine Länge von 68 Meilen (109,4 km) und verbinden die Gemeinden in West Philadelphia, Südwest Philadelphia, Nord Philadelphia und Delaware County direkt mit den beiden größten Beschäftigungs- und Gesundheitszentren der Region, Center City und University City. Die derzeitigen vierachsigen Kawasaki Hochflurbahnen stammen aus den frühen 1980er Jahren.
Die SEPTA baut für die neuen Fahrzeuge die Haltestellen und unterirdische Haltestellen so um, dass sie vollständig zugänglich sind. Die Behörde nimmt auch erhebliche betriebliche und infrastrukturelle Verbesserungen vor und erweitert einige Straßenbahnlinien an wichtigen Orten, um den Anschluss an andere SEPTA-Lininen zu erleichtern. Darüber hinaus werden auch die Werkstätten für die neuen Fahrzeuge angepasst.
Die Mittel für die Modernisierung stammen aus dem SEPTA-Kapitalbudget für das Geschäftsjahr 2023 und dem 12-Jahres-Programm. Zusätzlich zur Trolley-Modernisierung fördert dieses Kapitalprogramm mehrere andere SEPTA Forward-Initiativen, wie z.B. die Busrevolution, King of Prussia Rail, die Zugänglichkeit von Bahnhöfen und die Erneuerung der Schienenflotte. Diese Projekte arbeiten zusammen, um das regionale Wachstum zu fördern und zu stärken und Menschen mit Möglichkeiten zu verbinden.
Neuer Markteintritt für Alstom in den USA mit „Buy America“
Die Straßenbahnen werden in den Vereinigten Staaten hergestellt, und zwar im Alstom-Werk in Hornell im Bundesstaat New York, das über jahrelange Erfahrung und die notwendigen Kapazitäten verfügt, um die Anforderungen von „Buy America“ zu erfüllen. Alstom hat in den letzten Jahren umfangreiche Investitionen in den Standort Hornell getätigt, einschließlich des Baus einer Anlage zur Herstellung von Wagenkästen aus rostfreiem Stahl, um die Produktion der Wagenkästen zu lokalisieren, was eine bessere Qualitätskontrolle über den gesamten Produktionsprozess für die SEPTA ermöglichen wird. Darüber hinaus wird Alstom das fortschrittliche Antriebssystem für die Straßenbahnen in seinem nordamerikanischen Kompetenzzentrum für Forschung, Entwicklung und Konstruktion fortschrittlicher Antriebstechnologie in West Mifflin, Pennsylvania, herstellen.
Die Bestellung aus Philadelphia bedeutet für Alstom gleichzeitig der Markteintritt in den US-amerikanischen Straßenbahnmarkt, der in den vergangenen Jahren sehr stark von Siemens dominiert wurde. Während die Vorgängerfirma Bombardier Transportation in Kanada bereits fünfteilige Flexity Niederflurfahrzeuge an verschiedene Städte in Kanada geliefert hat, handelt es sich bei dem Citadis für Québec und Philadelphia um eine Neuentwicklung, die auf der Citadis Erfolgsgeschichte basiert. Bis heute wurden mehr als 3.000 Citadis-Straßenbahnen an 70 Städte in 20 Ländern auf der ganzen Welt verkauft. Während die bislang nach Kanada gelieferten Alstom Straßenbahnen Citadis Spirit Fahrzeuge mit ausdrehbaren Drehgestellen handelt und die „kanadischen“ Flexity von ihrer europäischen Schwestern abgeleitet wurden, sind die nach Québec und Philadelphia vorgesehenen Citadis als Multigelenkfahrzeuge von der europäischen Citadis Produktplattform inspiriert, erfüllen allerdings auch die regionalen Normen, Standards und Vorschriften. Im Gegensatz zur klassischen Citadis 302 und 402 Reihe, deren Wagenkasten aus Aluminium besteht, werden die Wagenkästen der neuen Citadis für Nordamerika aus rostfreiem Stahl gefertigt.
08.06.2023
