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Alstom strukturiert sich in Europa um – DACH und Nordics Regionen verschmelzen

Ab Januar 2025 legt Alstom die heutige Region DACH (Deutschland, Österreich und Schweiz) mit dem Cluster Nordics (Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und Island) zusammen - Tim Dawidowsky (Mitte) wird diese neue Region leiten I © UTM, Alstom

Alstom unternimmt dreieinhalb Jahre nach der Übernahme von Bombardier Transportation einen wichtigen Schritt zur Stärkung der regionalen Aufstellung in Europa. 

Deutschland ist ein zentraler Markt für Alstom, und die DACH-Region hat sich zu einem führenden Exporteur entwickelt, der Kunden jenseits seiner Grenzen bedient. Insbesondere stammen alle Zuglieferungen in die nordischen Länder aus Deutschland, und 50 % der deutschen Produktion wird in die nordischen Länder exportiert. Dazu gehören Lieferungen für bemerkenswerte Projekte wie die C30 Metro Stockholm in Schweden, die N05-Züge von Norske Tog in Norwegen und der IC5 der DSB in Dänemark. Um diese Entwicklung zu unterstützen und die Kundenbetreuung zu stärken, hat Alstom beschlossen, ab Januar 2025, die heutige Region DACH (Deutschland, Österreich und Schweiz) mit dem Cluster Nordics (Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und Island) zu vereinen.

Während insbesondere in Deutschland in den vergangenen Monaten und Jahren wichtige Aufträge gewonnen werden konnten, gehen die Veränderungen mit der Verlagerung und teilweisen Schließung von Produktionsstandorten einher (siehe unten).

Alstom liefert derzeit insgesamt 40 Zefiro X80 Regionalzüge für 200 km/h an Västtrafik in Schweden I © Alstom

Darüber hinaus hat Alstom Herrn Tim Dawidowsky zum Leiter der neuen Region ernannt. Er ist am 1. Oktober 2024 zu Alstom gekommen und hat seinen Sitz in Berlin. „Tim Dawidowsky bringt umfangreiche Umstrukturierungs-Erfahrung und ein tiefes Verständnis für projektbasierte Geschäfte mit, was uns dabei helfen wird, unsere Effizienz zu steigern. Ich freue mich darauf, ihn im Führungsteam von Alstom willkommen zu heißen und mit ihm zusammenzuarbeiten, um uns wettbewerbsfähiger dieser wichtigen Region zu werden“, sagt Henri Poupart-Lafarge, CEO von Alstom. 

Jetzt unter einem „Dach“: Die Region Nordics (hier im Bild eine C30 U-Bahn von Alstom für Stockholm, gebaut in Hennigsdorf) und DACH (Deutschland, Österreich und Schweiz) werden innerhalb des Alstom Konzerns jetzt vereint I © UTM

Dawidowsky fügt hinzu: „Ich freue mich sehr, zu Alstom zu stoßen und mit dem DACH & Nordics Team, Henri Poupart-Lafarge und dem Alstom Führungsteam zusammenzuarbeiten. Dabei kann ich meine Erfahrung nutzen, um die Transformation in dieser strategischen Phase von Alstom voranzutreiben, die auf Optimierung und nachhaltiges Wachstum ausgerichtet ist.“

Müslüm Yakisan (im Bild 2. v.r.) wird von Tim Dawidowsky abgelöst. Hier während einer Präsentation des Corada Max für die LNVG in Niedersachsen (LNVG-Geschäftsführerin Susanne Haack, Thomas Nawrocki (ganz links, LNVG. Bereichsleiter Fahrzeugmanagement) und Jochen Slabon (Alstom, Leiter Geschäftsbereich Regionalverkehr, ganz rechts) I © Alstom

Müslüm Yakisan, bisher Präsident der DACH-Region, wird Dawidowsky während einer Übergangszeit bis Ende Oktober unterstützen. Poupart-Lafarge fährt fort: „Ich danke Müslüm Yakisan für sein Engagement für Alstom und die DACH-Region. Er leitete die Integration von Bombardier Transportation in der DACH-Region, einer Region mit der größten Anzahl von Projekten aus der Zeit vor der Akquisition. Zu seinen Erfolgen gehört die Sicherung einiger der größten Alstom-Aufträge, wie der Coradia Max für Baden-Württemberg und zuletzt die Hamburger U-Bahn und die S-Bahn Köln.“ 

Das Projekt S-Bahn Köln ist mit einem Auftragsvolumen von rund 4 Mrd. Euro eines der größten innerhalb Alstoms I © Alstom

Diese neue Organisationsstruktur wird in den nächsten Monaten in enger Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern des Unternehmens formalisiert und ab Januar 2025 in Kraft treten.

Umstrukturierung der Produktionsstandorte von Alstom

Bereits vor der Übernahme von Bombardier Transportation durch Alstom war die Zukunft der ostdeutschen Standorte nicht vollständig gesichert. Mangels Aufträgen und strukturellen Problemen waren Stellenabbau und eine Einstellung der Produktion immer wieder im Gespräch. Nach aktuellen Informationen und Medienberichten ist die Zukunft der Alstom-Standorte in Deutschland, insbesondere Görlitz, Hennigsdorf und Bautzen, teilweise von umfassenden Restrukturierungen betroffen:

  • Görlitz: Das Werk soll bis Ende März 2026 geschlossen werden, wodurch rund 700 Arbeitsplätze betroffen wären. Der Grund hierfür ist die strategische Verlagerung von Rohbauarbeiten nach Osteuropa, um Kosten zu optimieren. Allerdings sind Gespräche mit einem potenziellen industriellen Partner im Gange, um langfristige Perspektiven für den Standort zu schaffen, insbesondere im Bereich Industriearbeitsplätze. Derzeit fertigt das Werk Görlitz Stahl-Wagenkästen für den Straßenbahnauftrag für Leipzig, Görlitz und Plauen als Unterlieferant für den Hersteller Heiterblick.
  • Hennigsdorf: Hier wird keine neue Zugproduktion mehr stattfinden. Stattdessen wird Hennigsdorf zu einem Schlüsselstandort für Digitalisierung und Service ausgebaut. Das bedeutet, dass Reparatur- und Wartungsarbeiten von verschiedenen Standorten, darunter Görlitz, Mannheim und Kassel, nach Hennigsdorf verlagert werden. Das Arbeitsvolumen soll dabei stabil bleiben. Es kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere die beiden Großprojekte DT6 Hamburg und S-Bahn Köln die Zukunft des Standorts gesichert haben.
  • Bautzen: Die laufenden Projekte von Hennigsdorf werden teilweise nach Bautzen verlagert, sodass Bautzen eine wichtige Rolle im Produktionsnetzwerk von Alstom übernehmen wird.
Talent 2 Regionaltriebzugproduktion in Hennigsdorf bei Berlin – mittelfristig sollen in Hennigsdorf keine Züge mehr herstellt werden I © www.vml-bb.de / Bombardier

Diese Maßnahmen sind Teil einer Spezialisierungsstrategie der deutschen Standorte, um den Fokus auf zentrale Wachstumsbereiche zu legen und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Gleichzeitig gibt es aber auch Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Qualität der Produktion sowie der Zukunft der betroffenen Mitarbeiter.

Der Standort Salzgitter ist von den Umstrukturierungsmaßnahmen ausgeschlossen.

Auch in Mannheim (Baden-Württemberg) wurden vergangene Woche Restrukturierungsmaßnahmen und Reduzierung der Mitarbeiteranzahl im Produktionsbereich angekündigt.

Biografie von Tim Dawidowsky

Bevor er zu Alstom kam, war Tim Dawidowsky seit Mai 2022 Chief Operating Officer (COO) von Siemens Gamesa Renewable Energy. Davor war er seit 2020 Mitglied des Board of Directors von Siemens Gamesa. Vor seinem Wechsel zu Siemens Gamesa war Tim Dawidowsky als Senior Vice President, Project Excellence bei Siemens Energy tätig. Er war für die Etablierung erstklassiger Projektmanagement-Praktiken verantwortlich, die eine exzellente Projektabwicklung gewährleisten. In seiner mehr als 30-jährigen Laufbahn im Siemens-Konzern war Dawidowsky in führenden Positionen in den Bereichen Service, Supply Chain Management und Produktion sowie als CEO in verschiedenen Ländern tätig. Er trat 1993 in die Siemens AG ein, nachdem er sein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der Technischen Universität Berlin mit einem MSc abgeschlossen hatte. Seitdem hat er in zahlreichen Industriesektoren gearbeitet, darunter Öl und Gas, Marine, Stahl, Bergbau, Zellstoff und Papier, Verkehrssysteme, Stromerzeugung und -übertragung. In seiner Laufbahn war er in mehreren deutschen Städten sowie in Österreich, China und Spanien tätig. Zwischen 2012 und 2015 war er CEO des Geschäftsbereichs Transmission Solution der Siemens AG, wo er den Bereich nach einem Restrukturierungsprogramm zurück zu profitablem Wachstum und Marktführerschaft führte. Ein ähnlicher Turnaround gelang der Geschäftseinheit Large Drives, wo Dawidowsky von 2015 bis 2019 als CEO tätig war und ein verlustbringendes Geschäft wieder zu profitablem Wachstum führte.

09.10.2024