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Batterie-elektrische Doppeldecker in Wellington

E-Doppeldecker beim Nachladen | Alan Wickens

Batteriebusse mit unterschiedlichen Arten der Ladetechnik gewinnen weltweit Marktanteile. Allerdings gibt es bislang nur wenige vollelektrische Doppeldecker-Modelle auf dem Markt. Deutschlands größter Betreiber, die BVG Berlin, kündigte im vergangenen Jahr den Kauf neuer Doppelstockbusse mit Dieselmotoren nach EURO 6-Norm an, da vorerst kein Standardmodell für E-Doppeldecker auf dem Markt erhältlich war. Andererseits wurden in London erst kürzlich einige chinesische Modelle in Dienst gestellt.

In diesem Zusammenhang lohnt es sich, einen Blick auf die andere Seite der Erde zu werfen, nämlich auf die neuseeländische Hauptstadt Wellington und die Entwicklung der letzten zwei Jahre dort. Im Jahr 2017 gab die Stadt ihr modernes Obussystem vollständig auf – eine Entscheidung, die im Kontext der weltweiten Wiederbelebung von Obussen mit zeitgemäßer In-Motion-Charging-Funktion umstritten und nicht leicht nachzuvollziehen ist. Seither bestimmen Dieselbusse das Straßenbild. Weil die Behörden jedoch versprochen hatten, die Trolleybusse durch „ebenso umweltfreundliche Busse“ zu ersetzen, trieb man den Kauf von rein elektrisch betriebenen Doppeldeckern voran.

Am Bahnhof Wellington | Alan Wickens

Der Betreiber

Die Tranzit Group ist als Familienunternehmen ein landesweiter Betreiber von mehr als 1.500 Bussen im Land. In dieser Zahl sind 10 vollelektrische Doppeldeckerbusse (EVDD) enthalten, die in Zusammenarbeit mit dem Greater Wellington Regional Council als Teil des „Metlink“ -Busnetzes in Wellington verkehren. Diese 10 Busse fahren mit einem am Heck montierten Stromabnehmer und können darüber im Tagesverlauf an der Endstation in Islands Bay aufgeladen werden, die bis Oktober 2017 von den Obussen bedient wurde. Das Nachladen ermöglicht eine hohe Einsatzdauer trotz der hügeligen Topographie der Stadt und der damit verbundenen Verbrauchsintensität. Die E-Doppeldecker in Wellington werden derzeit sowohl langsam über Nacht im Depot geladen als auch über Schnellladegeräte im Rahmen des geschildertebn „Opportunity charging“. Jeder Bus kann mit einer Ladnung bis zu 130 km weit fahren. Dazu trägt auch die Energierückspeisung durch Rekuperation beim Bremsen bei. Damit werden die 11 Batterien, die sich auf der Rückseite und unterhalb des Busses befinden, während der Fahrt teilweise wieder aufgeladen. Jeder Bus hat eine Batteriekapazität von 161 kWh mit Microvast-Lithium-Ionen-Batterien.

Die Karosserien der E-Doppeldecker werden von Kiwi Bus Builders in Tauranga, Neuseeland, gebaut. Die Batterietechnologie und die Ladeinfrastruktur werden aus dem Ausland bezogen, die Batterien von Microvast, die Ladeinfrastruktur von Heliox und die Chassis von TEG.

In den ersten 12 Betriebsmonaten legte die Flotte der 10 E-Doppeldecker 235.000 Kilometer zurück und beförderte fast 190.000 Passagiere. Weitere 12 Busse werden 2020 und nochmals 10 im Jahre 2021 erwartet – die Betriebserfahrungen der ersten Exemplare fließen in die Konstruktion ein.

19.07.2019