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Berlin: Erster Spatenstich für Straßenbahnstrecke nach Moabit

Am 11. August fand in Berlin Turmstraße der Spatenstich für die Straßenbahnverlängerung statt. Zu sehen (von links): Staatssekretär Ingmar Streese, BVG-Betriebsvorstand Dr. Rolf Erfurt, Bezirksstadträtin Sabine Weißler, Senatorin Ramona Pop, STRABAG-Direktionsleiter Tassilo Grenz I © BVG/Andreas Süß

Schwerpunkt: Planung und Betrieb

Nach über 50 Jahren werden ab 2023 wieder Straßenbahnen durch Moabit rollen. Den Startschuss für den Bau des neuen Streckenabschnitts der Linie M10 zwischen Hauptbahnhof und U-Bahnhof Turmstraße gaben Senat und BVG am Mittwoch, 11. August. Die rund 2,2 Kilometer lange Strecke wird größtenteils auf Rasengleisen angelegt und soll ab dem ersten Halbjahr 2023 eine direkte Verbindung zwischen Moabit und dem Hauptbahnhof bieten. Die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gibt die Baukosten mit 33 Mio. € an. Dies entspricht Baukosten in Höhe von etwa 15 Mio. Euro pro Kilometer.

Visualisierung der Neubaustrecke zur Turmstraße – hier am Kriminalgericht-Rathenower Straße I © BVG/ Vössing Ingenieur GmbH

Ramona Pop, Aufsichtsratsvorsitzende der BVG und Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Das Tram-Netz wird deutlich ausgebaut für mehr Mobilität und Klimaschutz in unserer Stadt. Mit der Tramverlängerung wird der ÖPNV für die Berlinerinnen und Berliner noch attraktiver. Problemlos kann dann von der Tram am Hauptbahnhof in die S-Bahn und den Fernverkehr sowie am U-Bahnhof Turmstraße in die U-Bahn gewechselt werden. Unsere Investitionen in den Netzausbau sorgen für eine moderne und klimafreundliche Mobilität.“

Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: „Unsere Investitionsoffensive für die Straßenbahn kommt voran. Mit der M10 entsteht in Berlin eine weitere Tramlinie im Westen der Stadt – wo die Straßenbahn einst abgeschafft worden war – und verbindet so zuverlässig und komfortabel ganze Stadthälften. Nie seit dem Mauerfall gab es so viele Tram-Projekte wie jetzt. Wir werden sie in den kommenden Jahren umsetzen und den klimafreundlichen, stadtverträglichen Nahverkehr immer attraktiver machen – als schnelle, pünktliche und bequeme Alternative zum eigenen Auto.“

Visualisierung der Neubaustrecke zur Turmstraße – hier die Endstation am U-Bahnhof Turmstraße I © BVG/ Vössing Ingenieur GmbH

Dr. Rolf Erfurt, Vorstand Betrieb BVG: „Mit der Verlängerung der M10 schaffen wir eine attraktive Direktverbindung vom wachsenden Stadtteil Moabit nach Prenzlauer Berg und weiter bis Friedrichshain. Und das ist nur der Anfang, denn die Straßenbahn wird in Zukunft auch im Berliner Westen eine deutlich größere Rolle einnehmen. Wir freuen uns darauf, weitere Strecken zu bauen und zu betreiben.“

Die neue Strecke verlängert die Linie M10 von ihrer bisherigen Endhaltestelle am Berliner Hauptbahnhof über die Invalidenstraße, Alt-Moabit und Rathenower Straße in die Turmstraße bis zum gleichnamigen U-Bahnhof auf Höhe der Heilandskirche. Vier Haltestelleninseln und eine Kap-Haltestelle, alle komplett barrierefrei und mit Blindenleitsystem sowie DAISY-Anzeigern ausgestattet, werden entlang der neuen Trasse entstehen. Die Investitionskosten für den Bau der neuen Strecke werden sich auf rund 33 Millionen Euro belaufen. Über 10.000 Fahrgäste werden täglich auf dem neuen Teilstück erwartet.


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Während der insgesamt 21 Bauphasen werden in fünf Baufeldern entlang der Strecke rund 4.400 Meter Gleise verlegt sowie Fahrradwege, Haltestellen, Fahrleitungsanlagen und ein Gleichrichterwerk gebaut.

Das Vorhaben „Neubau Straßenbahnstrecke Hauptbahnhof – U-Bahnhof Turmstraße“ (Projektlaufzeit: Februar 2017 bis September 2023) wird im Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung (BENE) gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und des Landes Berlin (Förderkennzeichen 1134-B4-T).

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Das Planfeststellungsverfahren

Das Planfeststellungsverfahren für die Straßenbahnneubaustrecke vom Hauptbahnhof bis zum U-Bahnhof Turmstraße im Bezirk Mitte ist seit Anfang 2021 abgeschlossen. Der Planfeststellungsbeschluss konnte vom 25. Januar bis zum 8. Februar 2021 eingesehen werden. Nach derzeitiger Planung wird die neue Verbindung der Linie M10 – von der Warschauer Straße im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg über den Pankower Stadtteil Prenzlauer Berg bis nach Moabit im Bezirk Mitte – im ersten Halbjahr 2023 in Betrieb gehen.

Im Rahmen der Planung wurden verschiedene Trassenvarianten untersucht, die bereits im Jahr 2015 den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt und mit ihnen diskutiert wurden.

Die Streckenführung von der heutigen Endschleife Invalidenstraße zum U-Bahnhof Turmstraße I © Berliner Senat

Die Neubaustrecke führt vom Hauptbahnhof durch die Invalidenstraße, die Straße Alt-Moabit, dann durch die Rathenower Straße und die Turmstraße bis zum U-Bahnhof Turmstraße auf der Linie U9. Die Strecke erhält insgesamt vier barrierefreie Haltestellen in Mittellage mit je zwei Zugängen, die Straßenbahn fährt größtenteils im eigenen Gleisbett. Die neue Verbindung werden künftig voraussichtlich bis zu 16.000 Fahrgäste täglich nutzen.

Die neue Strecke bringt im 5- bis 10-Minuten-Takt Direktverbindungen zwischen den verdichteten Wohnquartieren in Moabit über das Stadtentwicklungsgebiet Europacity nördlich des Hauptbahnhofs bis zu den östlichen Innenstadtbereichen in Mitte, dem Pankower Stadtteil Prenzlauer Berg und Friedrichshain-Kreuzberg. Am Hauptbahnhof gibt es Verknüpfungen zur Fern-, Regional- und S-Bahn sowie zur U-Bahn-Linie U5. Am U-Bahnhof Turmstraße entsteht nun eine direkte Umsteigemöglichkeit zur U-Bahnlinie U9. Die Gesamtstrecke verknüpft so insgesamt sechs U-Bahn-Linien (U1/U3, U5, U6, U8, U9) sowie weitere S-Bahn- (u. a. S1 und S2), Straßenbahn- (u. a. M13, M5, M8, M4, M2) und etliche Buslinien. Auf der Strecke liegen prominente Orte wie die Mauer-Gedenkstätte, das Kriminalgericht Moabit, der Jahn-Sportpark oder das Naturkundemuseum.


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Das Planfeststellungsverfahren wurde im November 2017 von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) begonnen. Die Unterlagen lagen im Rahmen des Beteiligungsprozesses vom 27. November 2017 bis einschließlich 5. Januar 2018 und (auf Grund eines geänderten Schallschutzgutachtens der BVG) erneut vom 14. Oktober 2019 bis einschließlich 13. November 2019 im Rathaus Tiergarten öffentlich aus.

Weiter nach Jungfernheide

Im aktuellen ÖPNV-Bedarfsplan 2019-2023 und im Koalitionsvertrag der Landesregierung ist eine Verlängerung der Straßenbahn vom U-Bahnhof Turmstraße bis zum Bahnhof Jungfernheide (Regional-, S- und U-Bahn) vorgesehen. Die Streckenlänge beträgt gut 3 Kilometer. Die entsprechenden Planung haben bereits begonnen. Für die Zukunft bleibt die Verbindung Turmstraße – Virchow-Klinikum vorgesehen, die in einem weiteren Planungshorizont eine zusätzliche Verbindung zwischen Moabit und Wedding sowie den nordöstlichen Stadtbezirken schaffen wird.

Verlauf der planerisch zu bevorzugenden Variante der Straßenbahnverlängerung von der Turmstr. nach Jungfernheide I © Berliner Senat/ Kartengrundlage BVG

Das Ergebnis der umfassenden Untersuchung, die planerisch zu bevorzugende Trassenvariante, wurde als Grundlage eines Beschlusses im Berliner Senat vom 17.12.2019 herangezogen. Der Senat hat dabei der Umsetzung der Straßenbahnstrecke zugestimmt. Nun folgen weitere Planungsschritte (u. a. Vorplanung und Entwurfsplanung) und schließlich das Planfeststellungsverfahren, in dem der Trassenverlauf endgültig bestimmt wird. Anschließend kann mit der Baumaßnahme begonnen werden. Nach aktuellem Stand ist im Jahr 2028 mit der Inbetriebnahme zu rechnen.

12.08.2021
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