Am 5. Oktober 2021 stellte Wiesbadens städtischer Verkehrsbetrieb ESWE mit seinem Wagen 73 den ersten von zehn bestellten Wasserstoff-Brennstoffzellenbussen in Dienst. Die neun weiteren Wagen sollen bis zum Jahresende in Wiesbaden eintreffen. Laut einer Pressemitteilung der Stadt Wiesbaden sind die Wagen im Juni 2020 ausgeschrieben worden.
Hersteller der neuen Busse ist Caetano aus Portugal: die Wagen sind vom Typ „H 2 CityGold“. Caetanos Angebot habe, so die Stadt in ihrer Pressemitteilung, alle gewünschten Kriterien erfüllt.
Mit der Indienststellung der neuen Brennstoffzellenbusse verliere der Dieselmotor im Stadtverkehr von Wiesbaden immer mehr an Bedeutung. Elena Hof, Programmleiterin des Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie bei der bundeseigenen „NOW GmbH“, sagte bei der Übergabe des ersten Wasserstoffbusses an die ESWE: „Die Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie ist eine wichtige Zukunftstechnologie für den Wirtschafts- und Mobilitätsstandort Deutschland. Im ÖPNV ist der Wasserstoffantrieb zur Erreichnung der Klimaziele insbesondere für lange und topografisch anspruchsvolle Strecken eine sinnvolle Ergänzung zu Batterie-Fahrzeugen.“ Das ist eine wichtige Aussage, denn Wiesbadens ESWE setzen ja auch auf elektrische Batteriebusse (Mercedes-Benz eCitaro). Da mag man sich verblüfft fragen, warum man sich denn beide neuen Antriebstechniken „anlacht“. Ganz einfach: für verschiedene Einsatzzwecke …
Auf ihrem Betriebshof am Hauptbahnhof haben die ESWE schon seit einem Jahr Erfahrungen mit einer Wasserstofftankstelle, aus der ein angemieteter Brennstoffzellenbus versorgt worden ist, gesammelt. Daher wissen sie, dass ein Tankvorgang deutlich weniger als 15 Minuten dauert.
Wiesbadens Verkehrsdezernent Andreas Kowol: „Heute kann noch niemand mit Sicherheit sagen, ob sich am Ende Wasserstoff- oder Batteriebusse durchsetzen werden oder ob beide Systeme nebeneinander eine Zukunft haben.“ Deshalb setze man bei den ESWE beide Systeme ein und sammle ergebnisoffen Erfahrungen mit ihnen. Dem Ziel des klimaneutralen ÖPNV komme man in jedem Fall näher.
Eingesetzt werden sollen die neuen Brennstoffzellen-Busse vorzugsweise auf längeren Linien. Gefördert werden sie mit 1,95 Mio Euro durch das Projekt JIVE der Europäischen Union (JIVE = Joint Initiative for Hydrogen Vehicles across Europe). Weitere 1,685 Mio Euro kommen vom „Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie“ (NIP) des Bundesverkehrsministeriums.
Kasten: Technische Daten Caetano H 2 CityGold
Länge: 11.995 mm, eine kürzere Version mit einer Länge von 10.740 mm ist ebenfalls lieferbar
Breite: 2.500 mm
Höhe: 3.458 mm
Fahrgastkapazität: 37 Sitzplätze, 39 Stehplätze = 76 Fahrgäste, 2 Klappsitze, 1 Rollstuhlstellplatz
Elektromotor: Siemens Permanentmotor, 180 kW
Brennstoffzelle: Polymer-Elektrolyt-Membran-Brennstoffzelle (PEM) von Toyota, 60 kW
Reichweite: 400 km
Batterie: Lithium-Titanat, von Forsee Power, 44 kWh
Wasserstoff-Tanks: 5 Druckflaschen aus Composit, Typ 4, Druck: 350 bar
Wasserstoff-Verbrauch: ca. 6 kg auf 100 Kilometer
Tankdauer: 9 Minuten
Vorderachse: ZF RL 82 EC
Hinterachse: Niederflur-Portalachse
Der Wagen ist auch in einer Low-Entry-Ausführung lieferbar
Die Wiesbadener Wagen sind Zweitürer, der Caetano H 2 City Gold ist aber auch als Dreitürer lieferbar.
Wir hatten über die Fahrzeugbestellung bereits hier berichtet:
https://www.urban-transport-magazine.com/10-caetano-wasserstoffbusse-fuer-eswe-wiesbaden/