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Daimler Buses eMobility-Days in Werk Mannheim

Mercedes-Benz eCitaro G im Werk Mannheim | © Christian Marquordt

Für den 02. Mai 2022 lud Daimler Truck, die Nutzfahrzeugtochter des Mercedes-Konzerns, nach langer Corona-Pause wieder in sein Buswerk in Mannheim ein. Auf dem Treffen gewährte das Unternehmen einen Einblick, wie die Marke mit dem Stern die Zukunft ihrer Busse gestalten will.

Dabei konnten die obersten Vertreter des Busbereichs von Mercedes auch Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing und Elke Zimmer, die Staatssekretärin im Baden-Württembergischen Verkehrsministerium, begrüßen. Was deutlich unterstreicht, wie wichtig der Politik das Thema Verkehr und Verkehrswende ist.

Verkehrsminister Wissing | © Christian Marquordt

Statement Bundesverkehrsminister Wissing

Und so sagte Bundesverkehrsminister Wissing denn auch in seiner Rede zu Beginn des Treffens die deutliche – vor allem finanzielle – Unterstützung des Bundes für die Umstellung des Busverkehrs auf moderne, klimaschonende Motoren und Antriebe zu.So übernehme der Bund bis zu 80 % der Mehrkosten, die ein Elektrobus teurer sei als ein Dieselbus. In diesem Zusammenhang sei ein Förderaufruf gestartet, an dem sich rund 70 Verkehrsbetriebe beteiligten und der ein Volumen von 1,2 Milliarden Euro habe.

Besondere Bedeutung maß Wissing der Brennstoffzelle bei, die dem Elektrobus eine höhere Reichweite verleiht.

Die Einführung des 9-Euro-Tickets in den Monaten Juni, Juli und August werde weltweit aufmerksam beobachtet. Ziel sei es, nicht nur an die Fahrgastzahlen zu Zeiten vor der Corona-Pandemie wieder anzuküpfen, sondern sie auch deutlich zu steigern. Dabei solle und werde der Bus seinen Beitrag leisten, klimafreundlich, umweltneutral und noch attraktiver.

Statement Daimler Truck-Chef Daum

Martin Daum, Vorsitzender des Vorstands der Daimler Truck AG, sagte, auf dem Gebiet der Fortschrittlichkeit setze der Bus Maßstäbe. Daimler strebe ein umfassendes emissionsfreies Portfolio an. In diesem Zusammenhang kündigte er an, dass auch Mercedes Nutzfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb anbieten will. Für die ein Brennstoffzellenwerk in Weilheim gebaut werden soll.

Statement Staatssekretärin Zimmer (Baden-Württemberg)

Staatssekretärin Zimmer vom baden-württembergischen Verkehrsministerium nannte den Klimaschutz als Ausgangspunkt für alle Überlegungen zum Verkehr der Zukunft. Verkehrswende bedeute in erster Linie eine Antriebswende, was sie in den Worten „weg vom Verbrenner“ zusammenfasste. Im Land Baden-Württemberg gebe es zurzeit 130 klimaneutrale Busse: diese Zahl müsse deutlich steigen.

Die Elektrifizierungs-Strategie von Mercedes

Die Elektrifizierungs-Strategie von der Mercedes-Benz Bussparte erläuterten Daimler Buses-Chef Till Oberwörder und Vertriebschef Mirko Sgodda.

Zu Beginn der Präsentation sagte Oberwörder, in Kürze stehe die Einführung der Schadstoffnorm „Euro 7“ für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren bevor. Und er erklärte unmissverständlich: „Von Mercedes wird es keinen Stadtbus mit Euro 7-Maschine mehr geben.“ Damit reiht Mercedes sich ein in die Gruppe der Bushersteller wie Ebusco, Van Hool und VDL, die in Zukunft ausschließlich auf den Elektrobus setzen.

Zur Strategie von Mercedes im Einzelnen: Ende 1997 präsentierte Mercedes seine neue Stadtbusfamilie „Citaro“. Inzwischen haben 60.000 Wagen dieser Baureihe die Werkshallen verlassen.

Seit Ende 2018 gibt es den Mercedes-Benz eCitaro. Er hat sich inzwischen Platz 1 in der Absatzstatistik der Elektrobusse in Deutschland erarbeitet – diese Position nahm er zum ersten Mal im Jahr 2021 ein. In Europa liegt er zurzeit in der Zulassungsstatistik auf Platz 3. Oberwörder: „In den vier Jahren haben wir viele Erfahrungen mit dem eCitaro gesammelt.“ Und: „Unser Umstieg auf Elektrobusse war erfolgreich. Mit dem eCitaro wollten wir nicht die Ersten sein, wir wollten die Besten sein.“

Der eCitaro | © Christian Marquordt

2020 folgte die Gelenkversion des eCitaro. Seit 2021 gibt es den eCitaro auch als Rechtslenker, also für Länder mit Linksverkehr. Im Jahr 2024 soll der kurze „eCitaro K“ folgen, im Jahr 2025 der erste elektrische Überlandbus, und der erste elektrische Reisebus ist in etwa für das jahr 2030 geplant. Da er nicht Nacht für Nacht zum Nachladen auf den heimischen Betriebshof zurückkehren kann, muss hier noch die Speicherkapazität der Batterien zunehmen. Noch hätte ein elektrischer Reisebus ein Problem mit seiner Reichweite.

Für die Zukunft setzt Mercedes auf ein umfassendes emissionsfreies Portfolio. Motto: der Elektrobus: sicher – komfortabel – co2-frei. Dabei soll eine Doppel-Strategie gefahren werden. Alternativ sollen die Antriebsarten Elektro (Batterie) und Brennstoffzelle (Wasserstoff) angeboten werden. Bewusst werden dem Kunden zwei alternative Antriebsmöglichkeiten geboten, zwischen denen er ganz nach den Bedürfnissen und Möglichkeiten seines Betriebs wird wählen können.

2022 setzt Mercedes bereits die dritte Batterie-Generation in seinen Bussen ein. „Alle zwei Jahre gibt es eine neue Batterie-Generation, und jede Generation ist deutlich leistungsfähiger als ihre Vorgängerin.“ Im kommenden Jahr 2023 soll es auch die Brennstoffzelle als „Range-Extender“ für Batteriebusse geben. Das bedeutet, dass der Bus vor allem mit und aus seiner Batterie fahren wird. Aber wenn deren Rerchweite zu Ende geht, schaltet sich die Brennstoffzelle zu und liefert weiterhin den Fahrstrom für den Bus.

Als Ziel definiert Mercedes: „Wir wollen die Anschaffung und den Betrieb von Elektrobussen wirtschaftlich attraktiv machen.“ Dazu gehöre auch, Elektromobilität „schlüsselfertig“ zu liefern. Das bedeute, einen Verkehrsbetrieb bei der Umstellung auf Elektrobusse zu beraten, die Umstellung zu planen, die notwendigen Einrichtungen auf dem Betriebshof zu planen und bauen zu lassen …

Betont wurde, dass der eCitaro mit allen Ladesystemen harmoniert. Will sagen, er kann als reiner Depotlader mit Nachladung über CCS-Combo-Stecker eingesetzt werden, aber auch mit Nachladung auf der Linie, und hier wiederum mit beiden Systemen: mit Pantograph, der vom Bus zur Ladestation aufsteigt, aber auch mit „invertiertem“ Pantographen, der sich von der Ladestation auf den Bus absenkt.

Zur dritten Batterie-Generation: Mercedes setzt zunehmend auf Feststoff-Batterien. Neu sind jetzt NMC  3-Batterien (NMC = Lithium – Nickel – Mangan – Cobalt – Oxide). Sie haben das gleiche Gewicht wie die bisherigen Batterien, haben aber eine Speicherkapazität von 588 kWh und erreichen damit eine Reichweite von 280 Kilometern. Im eCitaro G beträgt die Speicherkapazität deutlich mehr als 600 kWh, was ihm eine Reichweite von immerhin 220 Kilometern verleiht. – Die Feststoff-Batterien, die Mercedes einbaut, stammen übrigens vom französischen Hersteller Bolloré.

Und weil die bisherige Reichweite von Elektrobussen ja nicht ausreicht, damit ein Bus morgens um 3.30 Uhr den Betriebshof verlassen und erst am nächsten Morgen um 3.00 Uhr zurückkehren kann, will Mercedes den eCitaro ab 2023 auf Wunsch auch mit einer Brennstoffzelle als Range-Extender ausliefern. Die Brennstoffzelle wird von Toyota kommen. Sie sei ideal für die Montage auf dem Dach, und in jedem Tank (Druckflasche) könne der Bus 5 Kilogramm Wasserstoff mitnehmen. Für die Brennstoffzelle spricht, dass sie weniger seltene Erden und Metalle, die problematlisch werden könnten, benötigt. Folgender Grundsatz charakterisiert die heutige technische Situation: je länger die Strecke und je schwerer die Ladung ist, desto mehr ist die Wasserstoff-Brennstoffzelle die Antriebsquelle der ersten Wahl.   

Brennstoffzelle von Toyota | © Christian Marquordt

Mitte dieses Jahrzehnts erwartet Mercedes einen Anteil der Elektrobusse am Gesamtmarkt für Busse von etwa 35 %. Damit wäre schon mehr als jeder dritte Bus ein Elektrobus.

Zugleich arbeitet Mercedes daran, die Nachlade-Leistung seiner Elektrobusse auf 450 Kilowatt zun erhöhen.

Ein abschließendes Statement: „Wir können die heute eigesetzten Stadtbusse mit Verbrennungsmotoren 1 : 1 durch Busse mit Elektroantrieb ersetzen.“

Bei Mercedes macht man sich auch Gedanken, was aus den Batterien wird, wenn ihre Speicherkapazität für den Einsatz in Bussen nicht mehr ausreicht. Aber sie können dann sehr gut noch für viele Jahre als stationäre Elektrizitätsspeicher verwendet werden. Erste derartige Anwendungen laufen schon mit gutem Erfolg.

Im Grunde eine Absage erteilte Mercedes dem Bus, bei dem in einem normalen Verbrennungsmotor Wasserstoff verbrannt und so die nötige Energie zum Fahren erzeugt wird. Einen solchen Bus testete zum Beispiel Berlins BVG mal in den achtziger Jahren, und in letzter Zeit kam die Frage auf, ob man nicht doch Busse auf diese Weise betreiben könne. Mercedes begründet seine ablehnende Haltung: bis diese Technik wirklich serienreif sei, werde es noch mindestens zehn Jahre dauern, und ein Wasserstoff-Verbrenner sei nicht vollkommen emissionsfrei.

Der „Intouro K hybrid“

Am Rande der Veranstaltung nahm Mercedes die Gelegenheit wahr, seinen neuen Hochboden-Überlandbus „Intouro K hybrid“ vorzustellen. Er ist 10.745 mm lang und wird im türkischen Mercedes-Werk in Hosdere bei Istanbul gebaut. Sein Hybridantrieb ist derselbe, der auch im Citaro Hybrid arbeitet, und er verhilft dem Bus zu einem niedrigeren Diesel-Verbrauch, indem ein Teil seiner Antriebsleistung mit beim Bremsen rekuperiertem Strom erzeugt wird. Auf einer kurzen Probefahrt durch Mannheim fiel auf, dass der Hybrid-Intouro keine Start-Stop-Automatik hat, dass der Dieselmotor also immer mitläuft. 

Für den rekuperierten Strom gibt es drei Supercaps-Speicher auf dem Dach, die jeder eine Speicherkapazität von 45 kWh (also eine relativ geringe Speicherkapazität) haben. Der Wagen kann mit maximal 45 Sitzplätzen bestuhlt werden, die Mitteltür kann sowohl einfach- als auch doppeltbreit ausgeführt werden.

Der Intouro K hybrid | © Christian Marquordt
10.05.2022
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