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Der Obus in Linz

Zum 75jährigen Jubiläum des Verkehrsmittels in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz an der Donau ist ein gewichtiges Buch vorgelegt worden. Es ist das Ergebnis langjähriger Forschungs- und Sammlertätigkeit eines Mitarbeiters des Verkehrsbetriebes im Obus-Fahrdienst, welcher mit Unterstützung seines Arbeitgebers und eines Heimatverlages diese Chronik erarbeitet hat.

Das Verkehrsmittel Obus ist, wie in vielen anderen Städten auch, während des Zweiten Weltkrieges entstanden um Kraftstoff zu sparen. Die notwendigen Fahrzeuge wurden auch hier im besetzten Italien requiriert, schon seit den 1930er Jahren eine Hochburg dieses elektrischen Verkehrsmittels. Während die meisten damals eingerichteten Anlagen bis Ende der 1970er Jahre und zum Teil auch schon viel früher wieder verschwanden, überlebte der Obus in Linz bis heute. Das Netz wurde sogar kräftig ausgebaut und der Fahrzeugpark kürzlich mit einer futuristisch anmutenden „Busbahn“ modernisiert. Trotz der Hype mit Elektrobussen blickt er damit in eine gesicherte Zukunft, denn er verwendet eine ausgereifte Technik, welche ergänzt um die neuesten Entwicklungen es auch ermöglicht, sich längere Strecken ohne Fahrleitung zu bewegen.

Chronologisch wird die Entstehung und Entwicklung des Liniennetzes, der Infrastruktur und der Fahrzeuge dargestellt, wobei natürlich auch eine allgemeine Darstellung des Verkehrsmittels und seine Frühgeschichte nicht fehlen darf. Illustriert ist das Ganze mit über 900 Abbildungen in Form von Bildern, Netzplänen und Dokumenten, was schon darauf hinweist, dass ein Teil der Abbildungen nur recht klein wiedergegeben sein können. Im Großen und Ganzen ist die Größe aber akzeptabel, auch wenn es immer wieder Motive gibt, die man sich größer gewünscht hätte. Die Motivqualität ist in der Regel gut bis sehr gut, auch wenn es einige Bilder gibt, auf deren Veröffentlichung man getrost hätte verzichten können. Die Aufnahmen sind ausführlich und detailliert beschrieben.

Ein Buch dieses Umfangs im Großformat zu handhaben ist natürlich immer schwierig. Angesichts des recht verschwenderischen Layouts mit großer Schrift und viel Platz an den Rändern wäre sicherlich auch „dünner und kleiner“ nicht gleichbedeutend mit weniger Informationswert gewesen. Der Anlass der Herausgabe rechtfertigt aber sicherlich auch die gewählte repräsentative Form, dies ist eher Geschmacksache. Auch wenn das gut gestaltete Werk eher als Bilderbuch gedacht ist, so vermisst der Rezensent doch eine zusammenfassende Wagenparkstatistik und eine Zeittafel, welche für die „schnelle Suche“ hilfreich gewesen wären. Die Daten sind aber vorhanden, allerdings über den Text verteilt. Dem Jubilar Linzer Obus wird mit dieser Veröffentlichung ein würdiges Denkmal gesetzt und die mit Literatur nicht gerade verwöhnte Fangemeinde des Verkehrsmittels wird sich über die Veröffentlichung freuen.

Autor: Norbert Fleischmann

320 Seiten im Format 24,5 x 29,0 cm, gebunden

Herausgeber: Akazia Verlag

Preis: 44,90 €

ISBN: 978-3950436587

02.05.2020
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