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Die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) bedient Netz Ostbrandenburg mit Siemens Mireo BEMU‘s

Im Netz Ostbrandenburg kommen zukünftig 26 Siemens Mireo Plus B Batterietriebzüge zum Einsatz, die die vorhandenen Dieselzüge größtenteils ersetzen I © Fotocollage Siemens/ UTM

Die NEB betreibt bis Dezember 2036 weiterhin das Netz Ostbrandenburg, wobei erstmals batterieelektrische Fahrzeuge im Verbundgebiet zum Einsatz kommen. Darüber hinaus wird das Angebot im Vergleich zu heute ausgeweitet.

Zum ersten Mal kommen dabei in der Metropolregion Berlin Brandenburg lokal emissionsfreie Batterietriebzüge zum Einsatz. Bislang wurden derartige Fahrzeuge für Schleswig-Holstein (Stadler Flirt Akku), Baden-Württemberg (Siemens Mireo Plus B) und Sachsen (Alstom Coradia Continental BEMU) bestellt. Ausschreibungen befinden sich in Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie in Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg Vorpommern in der Vorbereitung.

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat den Zuschlag im Wettbewerbsverfahren Netz Ostbrandenburg an die NEB Betriebsgesellschaft mbH (NEB) erteilt. Das Netz Ostbrandenburg umfasst wie bisher die Linien
RB12, RB25, RB26, RB35, RB36, RB54, RB60, RB61, RB62 und RB63. Das europaweite Vergabeverfahren wurde im Auftrag der Länder Berlin und Brandenburg durchgeführt. Im zukünftigen Netz Ostbrandenburg wird das Angebot für die Fahrgäste auf der Schiene durch neue Fahrzeuge, Taktverdichtungen und neue Servicestandards deutlich verbessert. Zukünftig kommen auf allen technisch hierfür geeigneten Linien Elektrofahrzeuge mit Batteriespeicher zum Einsatz. Die Betriebsaufnahme ist für Ende 2024 vorgesehen.

Mit dem an die NEB erteilten Zuschlag im Netz Ostbrandenburg setzen die Länder Brandenburg und Berlin als Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr eine verbesserte Anbindung der Region in der Fläche auf den Regionalbahnlinien in sechs Landkreisen und einer Großstadt im Norden und Osten Brandenburgs um.

Die Lieferung der 26 Mireo Plus B Batterietriebzüge ist bereits der zweite Batterieauftrag für Siemens I © Siemens Mobility

26 Batterietriebzüge

Für den Batteriebetrieb auf den Linien RB12, RB25, RB35, RB36, RB54, RB60, RB61, RB62 und RB63 werden von Siemens Mobility insgesamt 26 zweiteilige Mireo Plus B Batterietriebzüge beschafft, die baugleich mit den im Jahr 2020 für das Ortenau-Netz in Baden-Württemberg bestellten Fahrzeugen sein dürften. Die zweiteiligen „BEMU’s“ erreichen laut Herstellerangaben eine Reichweite von gut 100 km und sind mit LTO Traktionsbatterien ausgestattet. Die Mireo’s ersetzen auf den meisten Linien RegioShuttle mit 70 Sitzplätzen.

Keine Ladeinfrastruktur

Im Vergleich zu anderen Ausschreibungen ist dem Vernehmen nach für das Netz Ostbrandenburg keine zusätzliche Ladeinfrastruktur vorgesehen. Bis auf die 83 km lange RB26 von Berlin Ostkreuz nach Kostrzyn (Polen) sind sämtliche nicht-elektrifizierte Strecken deutlich kürzer als 100 km, so dass ein stabiler elektrischer Betrieb stattfinden kann. Die Errichtung einer 15 kV Ladeeinrichtung im polnischen Endbahnhof der Linie RB26 in Kostrzyn wäre vermutlich komplex und langwierig geworden. Wie bei Batterietriebzügen üblich, findet die Nachladung über die vorhandene Oberleitung im Stand und während der Fahrt statt.

Die zweiteilige Pesa Dieselzüge kommen auch weiterhin auf der RB26 nach Küstrin/ Kostrzyn zum Einsatz – neben den 11 vorhandennen Pesa Links kommen fünf Neufahrzeuge hinzu I © UTM

Mehr Angebote und ein attraktiver Halbstundentakt

Mit dem Netz Ostbrandenburg setzt der VBB den Auftrag der Länder zur Stärkung der Schiene in der Region ab 2024 offensiv fort und erreicht mit dem Zuschlag an die NEB einen weiteren Meilenstein. Es sind dabei zahlreiche Erweiterungen des schon bestehenden Angebotes geplant. Insbesondere sollen dann die Regionalbahnlinien RB25 bis Werneuchen und RB26 bis Müncheberg von Montag bis Freitag einen attraktiven Halbstundentakt anbieten und die Linie RB35 um eine Haltestelle bis nach Bad Saarow Süd verlängert werden. Auch Wochenend- und Spätverkehre werden durch neue Angebote spürbar verbessert.

Die Linie RB60 Eberswalde Hbf – Frankfurt (Oder) soll im Zusammenhang mit dem weiteren Ausbau der Infrastruktur, u.a. in Seelow (Mark), auch im Abschnitt Wriezen – Frankfurt (Oder) zu einem Stundentakt verdichtet werden. Die Region Ostbrandenburg wird so ein wesentlich breiteres und vor allem ein überaus flexibleres Schienenangebot bekommen. Auch die Direktverbindung der RB26 ins Nachbarland Polen wird durch zusätzliche Fahrten morgens und am Abend aufgewertet. Das gesamte Angebot des Netzes Ostbrandenburg erhöht sich gegenüber dem Fahrplan 2020 um fast 30 %.

Übersicht des Netzes Ostbrandenburg I © VBB

Mehr Qualität durch alternative Antriebe

Besonders hervorzuheben ist in diesem Netz der Fokus auf alternative Antriebe. Im Netz Ostbrandenburg werden ganz überwiegend neu beschaffte moderne Fahrzeuge zum Einsatz kommen.

Mit Ausnahme der RB26 werden zukünftig auf allen ausgeschriebenen Linien Fahrzeuge mit Batteriespeicher eingesetzt, die auch die nicht elektrifizierten Linienabschnitte befahren können. Die Batterien werden auf den Abschnitten der Linie mit Oberleitung wieder aufgeladen. Dabei ergeben sich keine Einschränkungen in den Kapazitäten und den Fahrplanzeiten. Auf der RB26 werden in der kommenden Vertragsperiode auch weiterhin Dieseltriebzüge zum Einsatz kommen. Die bundeseigene Infrastruktur, mit langen nicht elektrifizierten Streckenabschnitte auf dieser Linie, lassen ein Aufladen von Batteriezügen derzeit nicht zu. Bei der Vergabe waren ebenfalls Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb möglich.
Diese wurden jedoch von keinem Bieter angeboten.

Die Fahrzeugreserve wird gegenüber bisherigen Vergaben deutlich erhöht. Insgesamt werden 42 Fahrzeuge im Netz unterwegs sein, davon 26 batterieelektrische Fahrzeuge vom Typ Siemens Mireo Plus B. Des Weiteren werden 16 Dieselfahrzeuge vom Typ PESA Link eingesetzt, elf Gebrauchtfahrzeuge und fünf Neufahrzeuge.

Die einteiligen RegioShuttle Dieseltriebwagen der NEB werden durch zweiteilige Siemens Mireo Batterietriebzüge ersetzt – hier in Joachimsthal I © UTM

Durch den Einsatz von Fahrzeugen des Typs Siemens Mireo Plus B stehen den Fahrgästen auf den betreffenden Linien mehr Sitzplatzkapazitäten als in der Ausschreibung verlangt zur Verfügung. Auf den Linien RB36 und RB60 werden den Fahrgästen 128 Sitzplätzen anstatt der geforderten 70 angeboten. Ebenso werden die Kapazitäten auf den Linien RB12, RB25, RB35, RB54, RB61, RB62 und RB63 mit 128 Sitzplätzen in Einzeltraktion und 256 Sitzplätzen in Doppeltraktion erhöht. Die bisher auf einigen der Linien eingesetzten RegioShuttle Dieseltriebwagen werden damit ersetzt.

Bei den PESA-Link-Fahrzeugen betragen die Sitzplatzkapazitäten 120 Sitze bei den gebrauchten und 122 bei den Neufahrzeugen. Die auch schon im Netz Elbe-Spree gesetzten Qualitätsstandards im VBB gelten auch für das Netz Ostbrandenburg, zum Beispiel kostenloses WLAN, zuzüglich eines für mobile Endgeräte nutzbaren dynamischen Informationsportals, eines Service- oder Hilferufs und spezielle Stellplätze für Fahrräder.

Mit dem neu optimierten Netz Ostbrandenburg soll der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) somit langfristig gesichert werden und dadurch höchste Planungssicherheit erhalten. Durch das Favorisieren von Batterie- und Wasserstoffantrieben wird den aktuellen Aktivitäten rund um den Klimawandel und deren Zielen Rechnung getragen. Der Einsatz alternativer Fahrzeugantriebe trägt maßgeblich zur Reduzierung von regionalen Emissionen bei. Es werden jährlich rund 3,8 Mio. Liter Diesel weniger verbraucht. Damit wird jährliche eine Einsparung von rund 10.000 Tonnen lokaler CO2-Emission sowie ein signifikanter Rückgang an Feinstaubemissionen erreicht. Der Vertrag hat eine Laufzeit von zwölf Jahren und beginnt im Dezember 2024. Das jährliche Gesamtvolumen beträgt 6,7 Mio. Zugkilometer.

Das künftige Netz Ostbrandenburg

Batterieelektrische Fahrzeuge               

  • RB12   Berlin Ostkreuz – Oranienburg – Templin Stadt (68 km oberleitungsfrei)
  • RB25   Berlin Ostkreuz – Werneuchen (36 km oberleitungsfrei)
  • RB35   Fürstenwalde (Spree) – Bad Saarow Süd (26 km oberleitungsfrei)
  • RB36   Frankfurt (Oder) –  Beeskow – Königs Wusterhausen (80 km oberleitungsfrei)
  • RB54   (Berlin Gesundbrunnen/Lichtenberg–) Löwenberg (Mark) – Rheinsberg (Mark) (74 km oberleitungsfrei)
  • RB60   Eberswalde – Wriezen – Frankfurt (Oder) (86 km oberleitungsfrei)
  • RB61   Schwedt (Oder) – Angermünde (durchgehend elektrifiziert)
  • RB62   Angermünde – Prenzlau (durchgehend elektrifiziert)
  • RB63   Eberswalde – Joachimsthal (52 km oberleitungsfrei)

Dieselfahrzeuge:  

  • RB26 Berlin Ostkreuz – Müncheberg (Mark) – Kostrzyn (162 km oberleitungsfrei)

Guido Beermann, Verkehrsminister des Landes Brandenburg: „Vor allem der Norden und Osten Brandenburgs wird von den dichteren und flexibleren Angeboten sowie besseren Kapazitäten bei den nachgefragten Verbindungen in die polnische Nachbarwojewodschaft Lubuskie profitieren. Damit stärken wir die Region und mit den innovativen Antrieben gleichzeitig den klimafreundlichen Schienenpersonennahverkehr. Zudem können wir nun, wie im Landesnahverkehrsplan vorausgedacht, auf der RB25 nach Werneuchen, der RB26 nach Müncheberg und auf der RB60 zwischen Wriezen und Frankfurt (Oder) den Takt erhöhen. So schaffen wir wichtige Voraussetzungen dafür, dass sich diese Siedlungsachsen im Berliner Stadtumland zukunftsfähig entwickeln.“

Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz des Landes Berlin: „Endlich kommen auch im neuen Netz Ostbrandenburg batterieelektrische Züge zum Einsatz. Dies ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und zur Modernisierung der Flotte. Aber die Züge sind nicht nur klimafreundlich, sondern bieten mit zusätzlichen Sitzplätzen und dichteren Takten mehr Komfort und Flexibilität. Gerade für Pendlerinnen und Pendler bieten wir damit ein attraktiveres Angebot.“

Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin – Brandenburg (VBB): „Es gibt keine Alternative: Die Schiene muss weiter gestärkt werden. Die neuerliche Vergabe des Netzes Ostbrandenburg an die NEB sorgt hier für Kontinuität, Planungssicherheit und mehr Qualität. Mit dem Netz Ostbrandenburg wird das Angebot für die Fahrgäste auf der Schiene durch neue Fahrzeuge und Taktverdichtungen deutlich erhöht. Was mich am meisten freut ist, dass nun zukünftig auf mehr Linien Elektrofahrzeuge mit Batteriespeicher zum Einsatz kommen. Verkehrswende und Klimaschutz im Gleichschritt: Ein guter Tag für den ÖPNV in Berlin und Brandenburg.“

Detlef Bröcker, Geschäftsführer der NEB Betriebsgesellschaft mbH: „Wir freuen uns über den Zuschlag für das Netz Ostbrandenburg und das Vertrauen, das für die Umsetzung dieses besonderen Projekts in die Niederbarnimer Eisenbahn gesetzt wird. Mit dem Einsatz der neuen batterieelektrischen Fahrzeuge und den deutlichen Verbesserungen im Fahrplan- und Serviceangebot können wir zu einer fahrgastorientierten und klimafreundlichen Verkehrswende beitragen. Gemäß unserem Motto „Heimat in Bewegung“ führen wir das Netz Ostbrandenburg für unsere Region in die Zukunft.“

24.06.2021
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divingdwarf
divingdwarf
2 Jahre zuvor

Bislang wurden derartige Fahrzeuge für Schleswig-Holstein (Stadler Flirt Akku), Baden-Württemberg (Siemens Mireo Plus B) und Sachsen (Alstom Coradia Continental BEMU) bestellt.

Der Artikel vergisst zu erwähnen, dass der VRR den größten BEMU-Fahrzeugauftrag an CAF vergeben hat.

Last edited 2 Jahre zuvor by divingdwarf