DB Regio Bus NRW hat die Bedienung ihrer Busverkehre in Deutschlands größtem Bundesland (nach der Zahl der Einwohner, nach Fläche auf Platz 4) auf drei Tochtergesellschaften verteilt:
– Busverkehr Rheinland in Düsseldorf
– Ostwestfalen-Lippe Bus in Bielefeld
– Westfalenbus in Münster.
Zu den Linien, die die Westfalenbus betreibt, gehört eine „SprinterBus“ genannte Schnellbuslinie von Bocholt (in der Nähe des rheinischen Wesel) über die Kreisstadt Borken, Dülmen (Kreis Coesfeld) und die Autobahn A 43 zum Hauptbahnhof in Münster (Linie „S 75“). Die Linie ist von Ende bis Ende eine Stunde und 38 Minuten unterwegs. Von Bocholt bis Dülmen fährt sie über Bundesstraßen, in Dülmen wechselt sie auf die Autobahn, auf der sie Münster nach 30 Minuten ohne weitere Zwischenhalte erreicht.
Eingerichtet wurde die „Sprinterbus“-Linie vor fast 30 Jahren durch die Westfalenbus, im vergangenen Jahrzehnt gewann bei einer Ausschreibung eine Tochter der Krefelder SWK (Städtische Werke Krefeld) die Linie. Wobei die Krefelder eine interessante Neuerung auf der Linie einführten, denn sie fuhren mit für Langstrecken-Linienverkehr adaptierten Doppeldeckern des niederländischen Herstellers VDL – zunächst vom Typ „Synergie SDD-141/510“ und später vom Typ „Futura FDD 2-141/510“.
Der Einsatz von Doppeldeckern auf einer so langen Linie, die zudem auf einem langen Abschnitt auf der Autobahn unterwegs ist, ist ausgesprochen sinnvoll. Denn der Doppeldecker bietet dank Ober- und Unterdeck ein Optimum an Sitzplätzen. Allerdings fährt er nicht mehr Fahrgäste als ein normaler 12 Meter langer Solowagen oder gar ein Gelenkbus, denn beim Doppeldecker gibt es weder im Ober- noch im Unterdeck eine ausreichende Stehhöhe für Fahrgäste ohne Sitzplatz. Sind alle Sitze besetzt, ist der Bus eben voll. (Nur bei ausgesprochenen Linien-Doppeldeckern – wie zum Beispiel Berlin sie hat – gibt es ein paar wenige Stehplätze. Auf einer Linie mit einem so langen Laufweg wie der S 75 scheidet das aber aus – möchten Sie eineinhalb Stunden lang von Bocholt bis Münster stehen? Zudem fährt die Linie über die Autobahn – da sind stehende Fahrgäste ohnehin verboten oder der Bus darf nicht mehr als 60 km/h fahren.
Die neuen Setra Doppeldecker der Westfalenbus
Vor etwa einem Jahr hat die Westfalenbus die Linie zurückgewonnen. Zunächst ließ sie die Linie jetzt von Privatfirmen „im Auftrag“ fahren. So übernahm die Borkener Firma Menchen einen der Krefelder VDL Doppeldecker und setzte ihn nun für die Westfalenbus auf Linie S 75 ein.
Doch die Westfalenbus will die Linie selber bedienen, und zwar mit dem Komfort, den schon die Krefelder ihren Fahrgästen auf der Linie geboten haben. So bestellte man drei entsprechende Fernlinien-Doppeldecker vom Typ „S 531 DT Fernlinie“ bei Mercedes-Tochter Setra. Sie sind abgeleitet aus dem Setra-Reisedoppeldecker S 531 DT.
Auf einer offiziellen Vorstellung am 25. Oktober im Busbahnhof von Borken präsentierte man nun die neuen Wagen den Fahrgästen und der Öffentlichkeit. Sie zeigen sich im Verkehrsrot des DB-Konzerns – das spezielle „Sprinterbus-Design“, das die bisherigen Busse getragen haben, gibt es nicht mehr. Äußerlich fällt zunächst nicht nur auf, dass die Wagen Dreiachser sind (wie auch nicht bei einer Länge von 14 Metern), sondern vor allem auch, dass sie in der Wagenmitte eine doppeltbreite Tür haben. Damit unterscheiden sie sich deutlich von ihren Brüdern in der Reiseversion. Unmittelbar vor dieser Tür gibt es im Unterdeck rechts eine Sondernutzungsfläche beispielsweise für Rollstühle, Kinderwagen oder sperriges Gepäck.
Die Verbindung zwischen Unter- und Oberdeck schaffen zwei Treppen. Die vordere findet sich auf der linken Wagenseite unmittelbar hinter dem Fahrerplatz, die hintere auf der rechten Wagenseite unmittelbar hinter der Mitteltür. Die vordere Treppe verläuft in einem Winkel von 180 Grad, der Winkel der hinteren Treppe beträgt 90 Grad. Beide Treppen zählen sieben Stufen.
Der Fahrgast nimmt Platz auf Doppelsitzen des Typs „Setra Voyage Plus“, die mit blauem Stoff bezogen sind und damit an die Sitzbezüge in den Regionalzügen der DB erinnern. Sie sind durchaus bequem und haben hochgezogene Rückenlehnen. Allerdings sind die Lehnen in der Neigung anders als beim Reisebus nicht verstellbar – da merkt man denn doch den Linienbus – und die vom Reisebus bekannten ausklappbaren Armlehnen seitlich zum Mittelgang gibt es auch nicht. Wie gesagt, die Sitze sind bequem, und der Abstand zum Vordersitz ist durchaus ordentlich bemessen. Alle Sitze sind vorwärts gerichtet, mit Ausnahme von vier Plätzen im Unterdeck unmittelbar hinter den vorderen Radhäusern. Hier gibt es vier Rückwärtssitze. Dafür haben die so entstehenden Vierer-Sitzgruppen auf beiden Wagenseiten je einen Tisch. Sie möchten während der Fahrt an ihrem Computer arbeiten? Hier geht’s nicht nur, hier können Sie den Computer auch bequem aufstellen. Und die Tische kann man ja nicht nur für Computer brauchen.
Im übrigen sind die Sitze sowohl im Ober- als auch im Unterdeck auf Podesten angeordnet.
Noch ein Wort zur Stehhöhe: sowohl im Unter- als auch im Oberdeck ist die Stehhöhe für einen Menschen von der Größe des Verfassers mit 1,75 Metern ausreichend, man kann bequem aufrecht zu seinem Platz gehen.
Zu den Fahrgastzahlen auf Linie S 75
Bei der Präsentation der neuen Setra-Doppeldecker berichtete die zuständige Dezernentin des Kreises Borken, dass die Linie von Anfang an sehr gut angenommen worden sei. Und seitdem verzeichne sie von Jahr zu Jahr steigende Fahrgastzahlen. Kein Wunder, dass sie zu dem Ergebnis kam: „Sie ist eine unserer besten Linien. Gut, dass wir sie haben.“
Technische Daten Setra S 531 DT Fernlinienversion
- Länge: 14.000 mm
- Breite: 2.550 mm
- Höhe: 4.000 mm (maximal zulässige Höhe im Straßenverkehr)
- Radstände: Vorderache/Antriebsachse: 6.700 mm, Antriebsachse/Nachlaufachse: 1.350 mm
- Wendekreis: 23.100 mm
- Motor: Mercedes-Benz OM 471
- Leistung: 375 kW (510 PS)
- Abgasnorm: Euro VI, geregelte Abgasrückführung, SCR-Technik, geschlossener Partikelfilter
- Getriebe: Mercedes-Benz GO 250-8 (Achtgang-Getriebe)
- Antriebsachse: Mercedes-Benz RO 440
- Lenkung: ZF Servocom 8098
- 79 Sitzplätze (Ober- und Unterdeck), Typ: Setra Voyage Plus
- Alle Sitze mit Zwei-Punkt-Sicherheitsgurten und in Fahrtrichtung vorwärts, nur im Unterdeck gibt es vier Rückwärtssitze unmittelbar hinter den vorderen Radhäusern, die beiden so entstehenden Vierer-Sitzgruppen haben auch je einen Tisch
- Treppen zum Oberdeck: vordere Treppe mit Verlauf von 180 Grad auf der linken Wagenseite hinter dem Fahrerplatz, hintere Treppe mit Verlauf von 90 Grad auf der rechten Wagenseite hinter der doppeltbreiten Mitteltür
- Fahrer-Assistenz-Systeme:
- Elektronisches Stabilitäts-Programm (ESP)
- Antriebsschlupf-Regelung (ASR)
- Bremsassistent (BAS)
- Spurassistent (SAS)
- Time Pressure Monitoring (TPM)
- Abstandsregel-Tempomat (ART)
- Active Break Assist 4 (ABA 4)
- Predictive Powertrain Control (PPC)
- Eco Driver Feedback (EDF)
- Attention Assist (AtAs)
- Anfahrassistent
- Haltestellenbremse mit Anfahrsperre
- Stabilisator für Vorder- und Hinterachse
- Elektronische Niveauregulierung (ENR)