
Wie lange bleibt mein „Fahrt frei“ noch an der Ampel, wann sollte ich die Türen an der Haltestelle schließen und wie schnell müsste ich fahren, um ohne anzuhalten über die nächste Kreuzung zu kommen? Auf diese und andere möglichen Fragen des Fahrpersonals von Bussen und Straßenbahnen der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) hat das Fahrerassistenzsystem „COSEL“ eine Antwort. Es soll den Fahrplan stabilisieren, den Komfort für Fahrgäste erhöhen sowie vor allem Energie und damit Geld sparen. Das System wurde in Dresden entwickelt, ist aber auch in anderen Städten anwendbar. Inzwischen sind alle DVB-Straßenbahnen und rund ein Drittel der Busse damit ausgerüstet. Die Abkürzung „COSEL“ steht dabei für „Computer optimised speed-control for energy-efficient light-rails”.
„Das Fahrerassistenzsystem reiht sich ein in einen ganzen Katalog von Maßnahmen zur Ressourcenschonung und Energieeinsparung, die wir bei den DVB schon seit Jahren konsequent verfolgen“, sagt Fahrdienstleiter Alexander Koch. „Das spart nicht nur Energie, sondern in Zeiten klammer öffentlicher Kassen auch pures Geld“.
„Das 2012 ursprünglich von Technischer Universität Dresden (TUD), Straßen- und Tiefbauamt Dresden und Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) gestartete Projekt „COSEL“ besitzt heute Serienreife“, meint DVB-Projektleiter Christian Gassel, der, damals noch als TUD-Angestellter, seit Anfang an dabei ist. Und er fügt hinzu: „Wurde seinerzeit den Fahrern der Linie 3 lediglich am Nürnberger Platz eine Abfahrtsempfehlung gegeben, hat sich heute die Anzahl der in das System integrierten Haltestellen und Kreuzungen deutlich erhöht“. Sie liegen größtenteils auf oder innerhalb des Dresdner Stadtringes. Ein solch vernetztes System im regulären ÖPNV-Linieneinsatz ist weltweit bisher einzigartig.

Notwendige Voraussetzung für den Einsatz von „COSEL“ war die Ausrüstung der jeweiligen Lichtsignalanalagen (LSA) mit Knotenrechnern modernster Bauart, die alle notwendigen Basisdaten liefern können. Im Gegensatz zu den Anfängen, als die Fahrer Hinweise noch auf ein separates Handy-Display bekamen, kann „COSEL“ heute direkt in die Bordcomputer der Dresdner Fahrzeuge eingespielt werden. Die dafür laufende Entwicklung und praktische Umsetzung des Fahrerassistenzsystems, in die auch Partner aus Forschung und Produktion eingebunden waren, begann im Jahr 2020 und hat rund 590.000 Euro gekostet. Insgesamt 75 Prozent davon wurden durch Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), durch den Bund sowie den Freistaat Sachen gefördert. Bei den DVB fielen somit rund 147.000 Euro für die Implementierung des Systems in die Bordcomputer an.
Dank „COSEL“ müssen Busse und Bahnen weniger an Kreuzungen bremsen, anhalten und wieder anfahren. Das ist nicht nur für Fahrgäste im Wagen angenehmer. Es stabilisiert auch den Fahrplan. Die Hinweise auf dem Display, wann abgefahren werden sollte oder mit welcher Geschwindigkeit man am besten für ein „Fahrt frei“ an der Kreuzung ankommt, haben stets nur empfehlenden Charakter. Die endgültige Entscheidung trifft der Fahrer, der sich je nach Verkehrssituation auch anders entscheiden kann oder gar muss. Zum Beispiel darf er trotz signalisierter Abfahrtsempfehlung auch mal warten, wenn an der Haltestelle noch jemand angerannt kommt. Wird zumindest der Großteil aller gegebenen Fahrtempfehlungen eingehalten, können im Dresdner Straßenbahnverkehr bis zu zwei Gigawattstunden Energie eingespart werden. Das wären pro Jahr umgerechnet bis zu 400.000 Euro.
Die DVB verfolgen schon seit vielen Jahren Projekte, mit denen sich Ressourcen schonen und nachhaltig einsetzen lassen. Durch die seit 2010 abgeschlossene Umrüstung der Gleichrichterunterwerke und Durchschaltung von Speiseabschnitten spart das Unternehmen jährlich rund 11 Gigawattstunden (GWh) Energie ein. Das entspricht rund 2,2 Millionen Euro. Ebenfalls bereits umgesetzt sind Fahrerschulungen zur energetischen Fahrzeugbedienung (0,9 GWh) und die Anpassung der Innentemperatur in den Fahrzeugen (2,7 GWh), was in Summe weitere 730.000 Euro pro Jahr einspart. Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Betriebshöfe in Trachenberge, Gruna und Reick sowie am Hohenthalplatz sichern nahezu die Eigenversorgung der Objekte mit Strom. Lediglich der Fahrstrom für die Bahnen und der Ladestrom für die Elektrobusse müssen separat zugeführt werden. Eine weitere Photovoltaikanlage entsteht demnächst im Betriebshof Gorbitz. Weiter Projekte wie die Optimierung des nächtlichen Abstellmanagements der Fahrzeuge auf den Betriebshöfen sollen noch 2025 folgen. So gelingt es den DVB-Fachleuten seit Jahren, Energie und Kraftstoff einzusparen oder nachhaltige Technologien einzusetzen. Deshalb gehört das Dresdner Unternehmen zu den energetisch effizientesten ÖPNV-Anbietern in ganz Deutschland.
(Info: DVB)
20.05.2025