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Düsseldorfer Verkehrsgeschichte – Omnibusse kommen in Fahrt

In seiner Schriftenreihe zur Düsseldorfer Verkehrsgeschichte hat der im Schwerpunkt für die Betreuung der historischen Fahrzeuge der Düsseldorfer Rheinbahn zuständige Verein nun den Band 4 vorgelegt. Der Untertitel lautet „Die Anfänge des Omnibusverkehrs in Düsseldorf“ und greift damit ein Thema auf, zu dem keine Zeitzeugen mehr zu befragen sind, endet doch die Betrachtung im Jahre 1930. Den Schnitt mit der Übernahme des Busbetriebes von der insolventen Rheinischen Kraftwagen-Betriebsgesellschaft (RKBG) auf die Rheinische Bahngesellschaft zu machen ist sinnvoll. Denn große Teile des damals übernommenen Netzes sind auch 90 Jahre später noch Bestandteil des Busnetzes des heutigen Betreibers des Nahverkehrs in der Landeshauptstadt Düsseldorf und weit darüber hinaus.

Wer ein derartiges Thema nach so einem langen Zeitraum aufgreift, der kann sicher sein, dass sich der Kreis der Interessenten daran in engen Grenzen hält. Jüngere Verkehrsfreunde dürften so „olles Zeug“ sogar eher als langweilig empfinden. Schon ein Blick in das Inhaltsverzeichnis macht klar, welcher Vielfalt von Aspekten hier nachgegangen wird und ein erstes Durchblättern zeigt, dass hier ein bisher vernachlässigtes Thema mit einer Vielzahl von Karten, Abbildungen und Tabellen anschaulich dargestellt und daher nicht langweilig werden wird. Wer sich schon immer gefragt hat, was eigentlich Busse der Rheinbahn in Mülheim an der Ruhr oder Solingen zu suchen haben, der findet hier die Erklärung dazu. Genauso wie die Rheinische Bahngesellschaft in ihren Anfängen für die Erschließung des Umlandes auf der Schiene zuständig war (und das „Geschäft“ innerhalb der Stadt zunächst einem anderen Unternehmen überließ), entstand Mitte der 1920er Jahre mit städtischer Hilfe die RKBG mit dem Ziel ein Busnetz in der Region aufzubauen, wobei die  Linien bis in den Raum Aachen und den linken Niederrhein sowie ins Ruhgebiet und das Bergische Land führten.

Die Broschüre beginnt aber bereits „bei Adam und Eva“ und untersucht, was es überhaupt für erste öffentliche Verkehrsmittel in und um Düsseldorf gab. Pferdeomnibusse erfuhren dabei im letzten Quartal des 19.Jahrhunderts eine recht weite Verbreitung, während der ein 1906 gestartete Versuch, einen Stadtteil mit einem Motoromnibus an das Straßenbahnnetz anzubinden aufgrund technischer Unvollkommenheit recht bald zu Ende war. Erst in den 1920er Jahren standen dann brauchbare Fahrzeuge zur Verfügung, was zum steilen Aufstieg führte und den Bus auch zum Konkurrenten der Schiene werden ließ. Auch die eingesetzten Fahrzeuge werden in der Veröffentlichung dokumentiert und es erstaunt auch hier, wie viele Details dazu zusammengetragen werden konnten.

Stoff genug also um mit einer Dokumentation darüber das Fundament dafür zu schaffen um irgendwann im Anschluss daran über die 90 Jahre Busgeschichte der Rheinbahn zu berichten. Das umfangreiche Quellenverzeichnis zeigt, dass mit entsprechender Planung und intensiver Archivarbeit auch heute noch genügend Quellen erschlossen werden können, welche Ereignisse vor hundert und mehr Jahren lebendig werden lassen. Man fragt sich unwillkürlich, wie das eigentlich bei der zunehmend nachlässiger werdenden Bewahrung von Unterlagen mit diesem zeitlichen Abstand einmal in der Zukunft über das Heute aussieht! Wer sich für die Verkehrsgeschichte Düsseldorfs interessiert, der wird um diese Veröffentlichung nicht herumkommen, sie bietet für wenig Geld geballtes Wissen, ist übersichtlich gestaltet und damit gut zu lesen und spart auch nicht mit Karten für eine Orientierung. Auch als Beispiel und Vorbild, wie man ein solches Thema überhaupt angehen kann ist die Broschüre sehr gut geeignet. Man darf ihr daher eine entsprechende Verbreitung wünschen!

Autoren: Brigitte und Hans Männel

180 Seiten im Format 21,0 x 29,5 cm, broschiert

Herausgeber: Linie D e.V., Düsseldorf 2020

Preis: 19,80 EUR (zzgl. Verpackung und Versandkosten in Deutschland 3,50 EUR)

Bestellung über: redaktion@linied.net

17.10.2020
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