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Elektrisch auf Pekings Straßen: Batterie- und Trolleybusse allgegenwärtig

Eletrobus und Batterie-Trolleybus | © Dirk Budach

Gut 19 Millionen Einwohner umfasst der Großraum Peking. Die Verkehrsprobleme sind enorm und damit einhergehend auch eine erhebliche Luftverschmutzung. Dass sie sich in den verganenen Jahren doch merklich um einiges verbessert hat, ist nicht zuletzt dem großangelegten Ausbau des öffentlichen Nahverkehrsnetzes zu verdanken. Die Geschwindigkeit beim Bau neuer Metrolinien ist nicht nur in Peking, sondern auch an diversen anderen Orten im Land beeindruckend. In der Hauptstadt stehen den Bewohnern und Besuchern allerdings nicht nur aktuell 26 Metrolinien unterschiedlicher Bauart zur Verfügung, sondern auch ein dichtes Netz von Buslinien, das alle Bezirke erschließt.

Dafür stehen mehr als 12.000 Omnibusse zur Verfügung, und davon ein ganz erheblicher Anteil inzwischen rein elektrisch angetrieben. Im gesamten Bereich innerhalb der 3. Ringstraße sind Linienbusse mit Verbrennungsmotoren schon beinahe die Ausnahme.

Metro Station Anli Lu, BRT-Trolleybus BRT3, Trolleybus Linie 108, Dieselbus | © Dirk Budach
Foton Trolleybus Baujahr 2016 | © Dirk Budach
Foton-Trolleybusse auf Linie 108 im Batterie-Modus (rechts) und unter Fahrleitung | © Dirk Budach
Foton-Batterie-Trolleybus der Linie 301 gefolgt von einem Ankai E-Bus auf Linie 905 | © Dirk Budach
Youngman „Neoplan“ Trolleybus im Batteriemodus neben Retro-Batteriebus von Gree Altairnano für Stadtrundfahrten | © Dirk Budach

Elektromobilität im Busverkehr gibt es auf wichtigen Hauptachsen schon seit Jahrzehnten, denn die Stadt hat seit 1953 den Trolleybus als rein elektrisches Verkehrsmittel im ÖPNV-Angebot. In vergangenen zehn Jahren wurde das Netz noch einmal deutlich ausgebaut. Dazu nicht unerheblich beigetragen hat die Verbesserung der Batterietechnologie, die zur Verwendung von leistungsstärkeren Traktionsbatterien führte, um auch längere Strecken abseits des Fahrleitungsnetzes befahren zu können, während die Batterien anschließend bei Streckenabschnitten unter Oberleitung ohne Zeitverlust wieder aufgeladen werden – In-Motion Charging at its best! Das System konnte so sehr schnell in seiner Ausdehnung nahezu verdoppelt werden – gemessen in Linienlänge und eingesetzten Fahrzeugen.

31 Linien werden so aktuell von insgesamt mehr als 1.250 Batterie-Trolleybussen befahren – damit ist Peking der Betrieb mit der weltweit größten Anzahl solcher Fahrzeuge. Auch drei Linien nach BRT-Standard gehören dazu, mit separten Plattformen und Haltestellen, die ausschließlich von den 231 Gelenkwagen befahren werden und jeweils radial ausgehend von Stationen an der inneren Metro-Ringlinie 2 verlaufen. Die Linie BRT1 hat dabei in Straßenmitte angeordnete Zugangsplattformen mit halbhohen Plattformtüren, die Busse entsprechend linksseitige Türen. Die Linie BRT2 und BRT3 werden dagegen von baugleichen Wagen mit rechtsseitigen Türen befahren, hier sind die Haltestellen zumeist am rechten Straßenrand.

Batterie-Gelenk-Trolleybus der Linie BRT3 | © Dirk Budach
Linie BRT1, Foton Batterie-Gelenk-Trolleybus mit linksseitigen Türen für den Einstieg an Mittelplattformen | © Dirk Budach
Haltestelle in Mittellage, BRT1 mit linksseitigem Ein-und Ausstieg | © Dirk Budach
Die reservierten Spuren der BRT-Linien werden zeitweise vom Individualverkehr mitbenutzt, hier auf Linie BRT1 mit Hochkettenfahrleitung | © Dirk Budach
Trolleybuslinie BRT2 mit Platfformtüren an den Haltestellen am Straßenrand | © Dirk Budach
Foton-Batterie-Doppeldecker und BRT-Trolleybus mit Linkseinstieg im Batteriemodus auf Linie BRT1 nahe Qianmen | © Dirk Budach

Beindruckend zu sehen, wie schnell die Batterie-Trolleybusse vom Oberleitungs- in den Batteriemodus wechseln: Abzogen werden die Stangen während der Fahrt, das automatische Andrahten an dafür vorgesehenen Stellen dauert kaum mehr als 10-15 Sekunden. Im Kernstadtzentrum wurde die Fahrleitung an verschiedenen Stellen zurückgebaut. In den kommenden Jahren steht die Ablösung eines Teils der Flotte durch Neuwagen an, mit voraussichtlich noch einmal verstärkten Batterienutzungsmöglichkeiten.

Noch größer ist die Zahl der eingesetzten Elektrobusse verschiedener Typen, Modelle und Hersteller. Dominierend im Innenstadtbereich sind dabei Fahrzeuge der Marken Foton und Yinlong, die inzwischen unter dem Namen Gree Altairnano firmiert, aber andere Hersteller wie Zhongtong, CRRC Electric, BYD, Anhui Ankai, Higer, Yutong und King Long häufiger in den äußeren Stadtbezirken verteten sind. Die Mehrheit der eingesetzten E-Busse stellen Wagen in 10 und 12 Meter Länge, während Gelenkwagen nur auf einzelnen Linien zum Einsatz kommen. Bemerkenswert sind hier u.a. die auf der Linie 1 eingesetzten Gree Altairnano 18-Meter-Gelenkwagen, Modell „New Energy“, die auch den zentralen Tia’anmen Platz befahren. Inzwischen recht zahlreich sind elektrisch angetriebene Doppeldecker, die von Foton und Gree Altairano seit 2016/17 geliefert werden. Auch eine Flotte von zweiachsigen Stadtrundfahrtbussen in einer Art „Retrodesign“, geliefert von Yinlong/Gree Altairnano, fahren voll-elektrisch. Alle reinen Batterie-Elektrobusse werden übrigens ausschließlich in einem der mehr 50 Depots geladen.


Nahezu alle Fahrzeuge sind mit digitaler Zielanzeige, optischer und akustischer Fahrgastinformation im Inneren ausgestattet und klimatisiert. Auch die Ausstattung der Haltestellen mit Fahrgastinformationen und Schutzdächern hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert.

Die Zahl der Elektrobusse wird noch weiter steigen, schließlich dürfte China mit rund 40.000 pro Jahr produzierten Einheiten das weltweit größte Herstellerland sein.

Gree Altairnano Doppeldecker-Batteriebus | © Dirk Budach
Dreiachsiger 14,5 Meter-Batteriebus von Foton | © Dirk Budach


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Elektrische Busse haben eine lange Tradition in Peking:

Gelenkwagen 2040 im Jahre 1983 | © Samml. Dirk Budach
März 1991 | © Siegfried Wüst
Januar 1999 | © Jörg Martini
15.12.2024