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Frankfurt am Main: Forschungsprojekt „LastMileTram“ jetzt im Realbetrieb

Umgebaute Tram 749 vom Typ "Pt" | © VGF


Die „LastMileTram“ liefert jetzt in Frankfurt aus – nachhaltigerer Pakettransport per Straßenbahn wird im Forschungsprojekt der Frankfurt UAS in Kooperation mit VGF und Amazon untersucht


Welchen Beitrag kann die Straßenbahn in einer Großstadt wie Frankfurt am Main im Rahmen einer nachhaltigeren und lokal CO2-freien Paketzustellung in Kombination mit E-Fahrzeugen leisten? Das untersucht das Forschungsprojekt „LastMileTram RheinMain V“ der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in Kooperation mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) und Amazon. Im Rahmen eines zunächst einmonatigen Testlaufs im Realbetrieb befördert die sogenannte Gütertram, eine ausschließlich zum Pakettransport genutzte Straßenbahn, Päckchen und Pakete ab dem 6. September 2024 vom Stadtrand in die Frankfurter Innenstadt. Ziel des Projekts ist es, den Straßenverkehr zu entlasten sowie Lärm und CO2-Emissionen im Stadtgebiet zu verringern.

Pilotprojekt für dreistufiges Transportsystem: Lastenrad, Straßenbahn und elektrischer Transporter

Die Idee, eine Gütertram im Rahmen des Zustellprozesses auf der „letzten Meile“ (last mile) zu nutzen, ist 2018 in der Theorie gestartet. Der Weg des Forschungsprojekts führte über verschiedene Iterationsstufen, zuletzt mit Prozess-Simulationen, zum nun angelaufenen Realbetrieb der LastMileTram. Die Güterstraßenbahn der VGF wird Pakete von Amazon von der Haltestelle „Stadion“ zu der Haltestelle „Zoo“ und zum Betriebshof Gutleut – befördern. Der Transportprozess auf der letzten Meile erfolgt dabei ohne den Ausstoß von CO2-Emissionen: Die Päckchen und Pakete werden von einem Verteilzentrum von Amazon in Raunheim mit E-Transporter zur Tram-Station in Stadtrandlage gebracht, in der Innenstadt werden die Sendungen von den Haltestellen „Zoo“ und auch vom Betriebshof Gutleut mit elektrisch betriebenen Lastenrädern an die Haustüren der Kund*innen geliefert. Gefördert wird das Projekt mit dem dreistufigen System aus Lastenrad, Straßenbahn und elektrischem Transporter vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum.

LastMileTram-CargoBike | © Frankfurt UAS – Benjamin Federmann

„Mit einem Belieferungskonzept wie im Projekt ‚LastMileTram‘ in Frankfurt können wir die in den vorangegangenen Projektabschnitten gewonnenen Erkenntnisse und Prozesse endlich im Realbetrieb erproben und optimieren. Unsere bisherigen Simulationsergebnisse zeigten, dass der dreistufige Prozess gegenüber der herkömmlichen einstufigen Belieferung ökonomische wie auch ökologische Vorteile erzielen kann“, erklärt Projektleiter und Hochschulpräsident Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke von der Frankfurt UAS. „Wir erhoffen uns, das Konzept in Zukunft dauerhaft in Frankfurt etablieren zu können und auch an weiteren Standorten umzusetzen, um so den Straßenverkehr in Großstädten deutlich zu entlasten.“

Analyse der Faktoren für eine lokal CO2-freie Paketzustellung

Auch wenn Paketdienstleister vielerorts an nachhaltigeren Zustellkonzepten arbeiten und etwa die Elektrifizierung ihrer Flotten vorantreiben, erfolgt die Paketzustellung größtenteils noch immer durch konventionelle Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Beim Aufsetzen einer lokal CO2-freien Zustellung sind viele Faktoren und komplexe Zusammenhänge zu berücksichtigen: Neben den geeigneten Fahrzeugen bedarf es einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur und zentraler Mikrodepots, also kleiner Sendungsumschlagplätze, die besonders in Innenstadtlagen rar und teuer sind. Deshalb sind alternative Lösungsansätze wie der Pakettransport via Schiene interessant. Im Rahmen des Realversuchs erfolgt eine ganzheitliche Betrachtung des Betriebs der Gütertram. Dies soll unter anderem Aufschluss darüber bringen, wie ein derartiges Lieferkonzept im Vergleich zur konventionellen Belieferung ausfällt, wobei auch Punkte wie Inflation und CO2-Steuer berücksichtigt werden. Daneben geht es auch um Fragen zu Mengenspitzen im Sendungsvolumen und deren Auffangen in einem dreistufigen System sowie zum Verlagern des Transports in Randzeiten. Außerdem prüfen die Projektpartner, ob sich Sperrgut in der VGF-Straßenbahn transportieren lässt, und erproben den Einsatz von potenziell geeigneten Ladungsträgern zum Bündeln der Sendungen. Dabei wird auf ökologische Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und die Sicherheit bei der Befestigung der Ladungsträger in der Tram geachtet. All diese Fragen finden im Anschluss Berücksichtigung in der Ausarbeitung allgemeingültiger Empfehlungen zum Pakettransport via Straßenbahn.

Über das Forschungsprojekt LastMileTram

Seit 2018 wurde zunächst im Research Lab for Urban Transport (ReLUT) der Frankfurt UAS das Konzept der „LastMileTram“ erforscht. In den letzten Projektabschnitten 2022 und 2023 simulierte die Forschungsgruppe am Projektstandort Frankfurt am Main der großflächige Einsatz einer Güterstraßenbahn für den urbanen Transport von Gütern, um die Auswirkungen des Zustellprozesses auf das urbane Logistiksystem identifizieren zu können. Mit LastMileTram V wird der Realbetrieb nun direkt im Projektbereich des Hochschulpräsidiums gemeinsam mit der VGF und Amazon erprobt. Hierbei wird nun im Echtbetrieb getestet, ob diese Lösung in ausgewählten Stadtteiltypen wirtschaftlicher als die herkömmliche Belieferung sein kann. Auch wurden die rechtlichen Herausforderungen der Güterstraßenbahnen identifiziert, darunter die Sicherheitsvorschriften. Zusätzlich wurden alle operativ relevanten Vorbereitungen getroffen, um LastMileTram als Pilotprojekt in Frankfurt am Main umsetzen zu können.

Wir berichteten über Tests zur Güterbeförderung mit den Straßenbahnen der VGF zuletzt hier:

06.09.2024