
Stuttgart ist einer der ganz wenigen Orten weltweit, in denen eine Zahnradbahn noch immer zum städtischen ÖPNV-Angebot gehört – denn noch immer ist der häufigste Anwendungsfall für dieses Verkehrsmittel im touristisch orientierten Ausflugsverkehr zu suchen.
Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) betreiben die meterspurige Zahnradbahn zwischen dem Marienplatz und Degerloch auf 2,2 km Länge und mit maximaler Steigung von 17,8 Prozent auf der Strecke (auf der Depotzufahrt sogar 20 Prozent). Sie gehört für die Stuttgarter schon seit 1884 zum Verkehrsangebot dazu und wird liebevoll „Zacke“ genannt.
Die SSB haben die Linie über die Jahre immer wieder modernisiert und an neue Anforderungen angepasst. Und so ist es auch jetzt wieder so weit: Am Abend des 30. September 2021 traf der ersten von drei bestellten, neuen Zahnradbahntriebwagen auf einem Tieflader vom schweizerischen Hersteller Stadler Rail in Stuttgart-Degerloch ein, zusammen mit einem der neuen Vorstellwagen für den Fahrradtransport.



Während der erste nach Stuttgart gelieferte Wagen im Laufe des Herbstes Einstellfahrten absolvieren wird, sind nach Lieferung des zweiten Wagens auch Testfahrten in Doppeltraktion geplant. Der dritte Wagen folgt im Laufe des kommenden Jahres 2022. Wenn alle Wagen von der Stuttgarter Aufsichtsbehörde die Zulassung für den Fahrbetrieb erhalten, können sie die heutigen, 40 Jahre alten Fahrzeuge des Typs ZT4 endgültig ablösen.
Diese Fahrzeuge sind nach rund 40 Einsatzjahren trotz einer Grundanierung um die Jahrtausendwende am Ende ihrer technischen und wirtschaftlichen Lebensdauer angekommen: Sie sind erneuerungsbedürftig, die Ersatzteilbeschaffung gestaltet sich schon lange sehr schwierig, und die Fahrzeuge entsprechen mit ihren drei Einstiegsstufen auch nicht mehr den Anforderungen an einen zeitgemäßen, barrierefreien Zugang. Die Neuwagen sind zwischen den beiden Türen niederflurig und bieten modernen Fahrgastkomfort. Die neuen Vorstellwagen haben doppelt soviel Platz für Fahrräder wie bisher – nun können 20 befördert werden. Gestalterisch lehnen die Triebwagen sich an die bewährten, seit 2013 von Stadler Rail an die SSB für die regelspurigen Stadtbahnlinien gebauten S-DT 8.12 ff. an und erscheinen damit durchaus wie eine „verkürzte Stadtbahn“.
Der gesamte Auftragswert für die drei Triebwagen und drei Vorstellwagen, einschließlich einem Ersatzteilpaket, beläuft sich auf insgesamt 19,3 Millionen Euro. Der Gemeinderat Stuttgart hatte schon im Juli 2017 einen Investitionszuschuss für die Beschaffung beschlossen: Pro Triebwagen wird er sich auf 2,5 Millionen Euro belaufen. Zusätzlich wird es vom Land Baden-Württemberg eine Förderung von einer Millionen Euro je Triebwagen geben. Im kommenden Jahr soll die Umstellung auf den neuen Fuhrpark der Zahnradbahn abgeschlossen sein. Sie sind die vierte Fahrzeuggeneration seit der Elektrifizierung der Bahn im Jahre 1902.


Die alte Zahnrad-Straßenbahn:


Auch neue Stadtbahnwagen von Stadler Rail in Auslieferung
Ebenfalls von Stadler Rail traf schon am 3. September 2021 in Stuttgart außerdem der erste neue Stadtbahnwagen der dritten Serie des Wagentyps S-DT 8.x ein, der hier die Betriebsnummer 3581 tragen wird. Wagen dieser Bauart sind seit 2013 auf Stuttgarts Stadtbahnnetz unterwegs. Wagen 3581 ist der erste dieser Serie, die wieder 20 Fahrzeuge umfasst, wie die bisherigen zwei Serien 8.12 und 8.14. Die nun angelaufene Serie wird 8.15 genannt. Bis zum Frühjahr 2023 sollen alle 20 Fahrzeuge in Stuttgart eingetroffen sein. Dann wird die SSB über 60 Stück der markanten Fahrzeuge mit der abgerundeten Front verfügen. Ein Fahrzeug kostet etwa vier Millionen Euro.
Nach der formalen Inbetriebnahme bei der SSB mit Einstellungs-, Probe- und Bremsprüfungsfahrten sowie der Freigabe durch das Regierungspräsidium Stuttgart als Aufsichtsbehörde gehen die neuen Wagen in diesen Wochen in den Fahrgastbetrieb.

Ein Bild des ersten abgelieferten Tw der neuesten Lieferung von Stadler findet sich unter: https://www.ssb-ag.de/unternehmen/presse/detail/stadtbahnserie-s-dt-815-ab-jetzt-in-stuttgart/
So viele Rechtschreibfehler in einem kleinem Artikel
Hallo,
danke für den Hinweis, ja, Sie haben recht, da wurde versehentlich die nicht korrigierte Version auf die Seite gestellt, haben wir soeben korrigiert und bitten um Entschuldigung.
Viele Grüsse
Die Redaktion