Sorgen bereitet aktuell den Fahrgästen und der lokalen Politik die Zukunft der Lokalbahn Feldbach – Bad Gleichenberg in der Oststeiermark. Im Rahmen eines regionalen Verkehrskonzeptes war die Reduktion des Angebotes auf der elektrischen Lokalbahn auf rein touristische Belange geplant. Allerdings hat sich in den letzten Wochen immer mehr erhärtet, dass es für ein touristisches Angebot keine Besteller gibt und somit der 12. Dezember 2020 der (vorerst?) letzte Betriebstag sein könnte. Gerade in den goldenen Tagen des Herbstes nahmen daher viele Einheimische und Gäste im oststeirischen Hügelland Abschied von der liebenswerten, elektrischen Bahn.
Bereits die Errichtung der Lokalbahn Feldbach – Bad Gleichenberg war mühsam und die Entscheidungsfindung dauerte immerhin 45 (!) Jahre (1886-1931). Mit der Eröffnung 1931 erhielt Österreich seine bisher einzige elektrische Bahn in der durchaus üblichen Normspannung von 1500 Volt Gleichspannung. Die Freude über die modernen, elektrischen Züge in den Kurort Bad Gleichenberg dauerte nur kurz. 1945 wurde die Bahn bei Kampfhandlungen so nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen, dass es bis 1948 dauern sollte, ehe der elektrische Normalbetrieb wieder möglich war. Legendär sind die direkten Züge und Kurswagenläufe von Wien Süd nach Bad Gleichenberg, die bis in die 1970er Jahre unter dem Markennahmen „Oststeirer“ verkehrten.
Bemerkenswerterweise besteht der Fahrpark immer noch aus der „Anfangspackung“ von 1931 mit 2 elektrischen Triebwagen (ET 1 und 2) und einer elektrischen Lokomotive (E 41), wobei der Betreiber, die Steiermärkischen Landesbahnen (heute Steiermarkbahn), in den letzten Jahren auch eine ehemalige ÖBB 2048 (ex DB V 100) in Feldbach LB stationiert haben. Die 3 elektrischen Triebfahrzeuge wurden in den Jahren 1980 (ET1), 1991 (ET2) und 2002 (E 41) nachhaltig modernisiert.
Das Angebot besteht aktuell aus 4 Zugpaaren und wird von rund 60.000 Fahrgästen pro Jahr genutzt. Das ist deutlich mehr als noch vor etwa 20 Jahren. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht gerade einer Verkehrsministerin der Grünen vorbehalten ist, wieder einmal auch eine elektrische Bahnstrecke einzustellen, auch wenn die Hauptverantwortung dafür sicherlich bei Land und Region zu suchen ist. Gegen die Lokalbahn Feldbach – Bad Gleichenberg wird immer wieder die ungünstige Trassierung ins Treffen geführt – eine realistische Potentialabschätzung unter Annahme einer Integration ins Grazer S-Bahn-System (wie die nahe Lokalbahn Peggau – Übelbach) mit durchgebundenen Zügen bis Bad Gleichenberg sind die Verantwortlichen bisher aber schuldig geblieben.
Weitere Informationen und Pläne über die Bahnlinie gibt es unter:
https://www.verbundlinie.at/tickets/verbundtarif-steiermark/tarifzonenplan
Literaturhinweise:
- Budach, D.: Die elektrische Überlandbahn Feldbach-Bad Gleichenberg, in: Strassenbahn Magazin Nr. 4/2003, S. 36 ff.
- Christopher, A., Mackinger, G., Wegenstein, P.: Privatbahnen in Österreich, Stuttgart 1997
- Hierl, K.: Die elektrischen Strecken der Steiermärkischen Landesbahnen (StLB), in: Strassenbahn Magazin Nr. 83 (1992), S. 63 ff.
- Moser, A.: Modernisierungen auf der Landesbahn Feldbach – Bad Gleichenberg, in: Eisenbahn Nr. 4/80, S. 61 ff.
- Strässle, M.: Lokalbahnen in der Steiermark, Gifhorn 1995
- Tezak, S.: 50 Jahre Lokalbahn Feldbach – Bad Gleichenberg, in: Schienenverkehr aktuell Nr. 7/81, S. 3 ff.
- Tezak, S.: Steiermärkische Landesbahnen I – Normalspur, Band 29 der Reihe Bahn im Bild, Wien 1982