
Ein bedeutender Meilenstein für das größte europäische Nahverkehrsprojekt mit einem geschätzten Gesamtinvestitionsvolumen von 36 Mrd. Euro wurde erreicht: Die erste vollautomatische Metroeinheit für die zukünftige Linie 18 ist in Palaiseau im Süden der Île-de-France eingetroffen. Die dreiteiligen 47 Meter langen Züge, gefertigt von Alstom an sechs französischen Standorten, bestehen zu 20 % aus recyceltem Material, bieten Platz für bis zu 350 Fahrgäste und stehen für Barrierefreiheit, digitale Vernetzung und Fahrkomfort. Die Ankunft markiert den Beginn umfangreicher Tests auf dem eigens errichteten Streckenabschnitt. Die Inbetriebnahme der Linie, die unter anderem das Wissenschaftszentrum Paris-Saclay mit dem Flughafen Orly verbinden soll, ist für das vierte Quartal 2026 vorgesehen.
183 U-Bahnzüge von Alstom
Für das Projekt Grand Paris Express liefert Alstom insgesamt 183 vollautomatische Metrozüge für die Linien 15, 16, 17 und 18. Für die Linien 15, 16 und 17 sind 152 Fahrzeuge der Baureihe MR6V mit sechs Wagen vorgesehen, die eine Länge von 108 Metern haben und bis zu 960 Fahrgäste befördern können. Die Linie 18 erhält bis zu 37 kürzere Züge des Typs MR3V mit drei Wagen und 47 Metern Länge, die bis zu 350 Personen fassen. Alle Züge verfügen über Klimaanlage, Panoramafenster, USB-Ladeanschlüsse, WLAN und sind vollständig barrierefrei. Sie werden auf mehreren Alstom-Standorten in Frankreich gefertigt und sind für den automatisierten Betrieb ohne Fahrpersonal ausgelegt.

Projektfortschritt 2025: Ausstattung und Testbetrieb im Fokus
Im Jahr 2025 tritt das gesamte Projekt Grand Paris Express in eine entscheidende neue Phase: Alle Linien befinden sich entweder in der Ausstattungs- oder bereits in der Testphase – der letzten Etappe vor der Inbetriebnahme.
- Auf der Linie 15 Süd laufen seit Ende 2024 umfangreiche Tests der Betriebstechnik, der Fahrzeuge und des fahrerlosen Automatisierungssystems. Diese Versuche werden im Laufe des Jahres 2025 sukzessive auf die gesamte Linie ausgeweitet. Die Inbetriebnahme ist nach aktueller Planung für Ende 2026 vorgesehen.
- Die Linien 16 und 17 befinden sich in einer intensiven Ausstattungsphase: In den Bahnhöfen werden Fahrtreppen, Bahnsteigtüren, Belüftungsanlagen und weitere Systeme installiert. Auch in den Tunneln schreitet die Installation der für den Betrieb nötigen Technik wie Funkbaken, Glasfaserleitungen und Energieversorgung voran. Die erste Zugseinheit ist bereits im Betriebshof Aulnay eingetroffen.
- Auf der Linie 18 durchlaufen die ersten Fahrzeuge aktuell Testfahrten am Eisenbahntestzentrum in Valenciennes. Bis Sommer 2025 sollen sie im Betriebshof Palaiseau eintreffen, wo die Integration ins Netz von Île-de-France Mobilités vorbereitet wird.

Nach über sechs Jahren Tunnelbau und Rohbauarbeiten stehen die Linien 16 und 17 nun vor einer weniger sichtbaren, aber nicht minder aufwändigen Phase: der technischen Inbetriebnahme. In den Bahnhöfen zwischen Saint-Denis–Pleyel und Clichy–Montfermeil (Linie 16) sowie zwischen Saint-Denis–Pleyel und Le Bourget–Aéroport (Linie 17) wird derzeit eine Vielzahl von Betriebssystemen verbaut – von Belüftung über Ticketing-Infrastruktur bis hin zu Bahnsteigtüren und Stromverteilungen.

Zeitplan neu bewertet: Verspätungen bei Linie 15 wirken sich auf das Gesamtnetz aus
Trotz dieser Fortschritte wurde der Zeitplan für das Projekt im November 2024 von der Société des Grands Projets (SGP) neu bewertet. Die Fertigstellung der Linie 15 Süd wurde um neun Monate auf Ende 2026 verschoben. Da die Linien 15, 16 und 17 ein gemeinsames Fahrsteuerungssystem nutzen, müssen auch die ersten Abschnitte der Linien 16 und 17 auf das zweite Quartal 2027 verschoben werden. Die weiteren Streckenabschnitte dieser Linien folgen wie bisher geplant zwischen 2028 und 2031.

Die Verzögerungen beruhen laut SGP auf der höheren Komplexität bei der Integration der Systeme und der Durchführung automatischer Testläufe unter Realbedingungen. Die SGP räumt ein, den Aufwand für die Übergangsphase zwischen Rohbau und Betriebstechnik unterschätzt zu haben. Ein externer Prüfbericht war notwendig, um einen realistischen, konsolidierten Zeitplan festzulegen. Zudem wurde ein neuer Aktionsplan erstellt, der eine enge Koordination zwischen allen Partnern, darunter Bauunternehmen, Betreiber und Technikanbieter, sicherstellen soll.
Kritik und politische Reaktion
Die Präsidentin von Île-de-France Mobilités, Valérie Pécresse, zeigte sich enttäuscht über die erneuten Verzögerungen. Sie fordert eine staatlich-regionale Kontroll- und Koordinierungsmission, um die Risiken weiterer Terminverschiebungen zu minimieren. Der von ihr beauftragte Ramette/Bense-Bericht legt erhebliche Defizite in der Bau- und Projektkoordination offen, insbesondere bei der Linie 15. Auch die Abhängigkeiten bei den Linien 16 und 17, die dieselbe Testinfrastruktur wie Linie 15 nutzen, seien unterschätzt worden.

Darüber hinaus soll die Analyse auf die Linie 18 ausgeweitet werden, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen – auch wenn dort andere Technologien und Lieferketten eingesetzt werden. Pécresse betont, dass der Ausbildungsprozess für das Betriebspersonal nicht erneut zum Engpass werden dürfe, wie es zuletzt bei der Eröffnung neuer Stationen der Linie 14 der Fall war.
Weitere Informationen über das Projekt gibt es in diesem Video: