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Hess Elektrobusse für Grenchen und Zürich

Zürich: Hess LighTram Plug 10 als Quartierbus für die VBZ | © VBZ

Die „Carrosserie Hess AG“ aus Bellach im schweizerischen Kanton Solothurn meldet, einen 12 Meter langen Elektrobus ihres Typs „LighTram-12 Plug“ an die „Busverkehr Grenchen und Umgebung AG (BGU)“ geliefert zu haben. Seit der Kalenderwoche 14 (Woche vom 04. bis zum 10. April) kommt er jetzt im Linienverkehr der BGU zum Einsatz.

Der Wagen ist der erste Neuzugang bei der BGU nach vier Mercedes Citaro aus dem Jahr 2021.  

Zur Carrosserie Hess AG

Heinrich Hess gündete 1882 in Solothurn die „Carrosserie Hess“. Wie viele derartige Unternehmen verdiente er sein Geld zunächst damit, Kutschen zu bauen. Aber auch bei Hess dauerte es nicht lange, bis man auch Aufbauten für „motorisierte Kutschen“, sprich Autos, lieferte.

1919 baut Hess seinen ersten Bus. Und schon bald spezialisiert sich Hess mehr und mehr darauf, Omnibusse zu karossieren. Durch eine Besonderheit des schweizerischen Busmarkts wird das begünstigt: die (großen) Bushersteller Saurer, FBW und Berna – in umgekehrter Reihenfolge ihrer Bedeutung für den Markt – bauten (so gut wie) keine kompletten Busse, sondern lieferten Fahrgestelle mit Motoren. Den Rest, will sagen die Aufbauten, überließen sie „Fremd-Karosseuren“, von denen Hess nur einer unter vielen war. 1961 entsteht der erste Hess-Gelenkbus. Im Laufe der Jahre setzte sich auch in der Schweiz mehr und mehr der selbsttragende Komplettbus – will sagen: der Integralbus – durch, und so verschwanden so namhafte Karosseure wie Frech-Hoch, Gangloff, Krapf, Ramseier & Jenzer, Rizzi, Schindler … Übrig blieben Lauber (Nyon am Genfer See – ausgerechnet dieser sich eher deutsch-schweizerisch anhörende Name gehörte in die frranzösische Schweiz), Hess (Bellach) und Tüscher (Zürich). Und auch das „bereinigte“ Hess durch Aufkauf von Lauber und Tüscher … Schließlich baut Hess 1987 den ersten Niederflur-Omnibus-Anhänger. Der ist zu jener Zeit ein „schwieriges“ Betätigungsfeld für Busbauer: mit Ausnahme der Schweiz ist er so gut wie überall in Westeuropa verboten, zum Beispiel in Westeuropas größtem Busmarkt, der Bundesrepublik Deutschland. Und zwar ganz einfach deshalb, weil der Bus-Anhängerzug mit jeder Achse mehr in der Kurve mehr Platz braucht: mit jeder Achse mehr läuft der Zug mehr zum Kurvenmittelpunkt hin ein. Will man das vermeiden, bedarf es zumindest einer aufwändigen Allrad-Lenkung des Anhängers. Als 2003 der erste Busanhängerzug in der Bundesrepublik Deutschland wieder zugelassen wird (Firma Behrendt in Kloster Lehnin bei Berlin), frohlocken manche, der Busanhänger sei in Deutschland wieder erlaubt. Weit gefehlt, er ist unverändert (bis heute) verboten. Da, wo er eingesetzt werden soll, bedarf er nach wie vor einer Ausnahmegenehmigung. So zum Beispiel auch in München.

Nach und nach wird das Werksgelände in Solothurn zu klein. Doch es findet sich ein Grundstück im benachbarten Bellach, wo man Platz genug für ein neues, modernes Werk hat.

Hess LighTram Plug 12 für Grenchen | © Carrosserie Hess AG

Der neue „Hess LighTram-12 Plug“ für die BGU

Der neue Hess LighTram-12 Plug der BGU ist ein reiner Batterie-Elektrobus. Sein Name verrät zweierlei: von der Optik her verlässt er das typische Design eines Busses und nähert sich bewusst dem Look einer Straßenbahn an, und zudem ist er ein reiner Depotlader – mit Nachladung unterwegs auf der Linie hat er nichts zu tun. Geladen wird mithilfe eines CCS-Combo-Steckers ausschließlich über Nacht auf dem Betriebshof.

Hess setzt, wie heute in Europa nicht überraschend, für die Zukunft auf den elektrischen Busverkehr. Hierbei plant Hess, bedingt durch historische Besonderheiten der Schweizer Eidgenossenschaft, nicht nur mit dem Batteriebus, sondern auch stark mit dem Trolleybus. Und hier wiederum nicht nur mit dem Bus, der nur unter der Oberleitung unterwegs ist (sein kann), sondern heute auch vor allem mit dem „In-Motion-Charger“, also einem Bus, der da, wo eine Fahrleitung schon hängt, aus der Fahrleitung fährt – und auch seine Batterien während der Fahrt aus diesen Fahrleitungen nachlädt – der aber ansonsten nur mit dem Strom aus seinen Batterien unterwegs ist. Wobei das Verhältnis Strecke mit Fahrleitung versus Strecke ohne Fahrleitung durchaus schon mal 30 : 70 betragen kann.

Hess bietet Elektrobusse mit Längen von 25, 19, 12 and 10,7 Metern an.

Wagen 340 in Zürich: Hess LighTram Plug 10 als Quartierbus für die VBZ | © VBZ
Seitenansicht Hess LighTram Plug 10 als Quartierbus für im Depot Hardau in Zürich | © VBZ

Die neuen Batterie-Quartierbusse der VBZ

Weitere acht neue Elektrobusse liefert Hess an die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ), sie werden dort sukzessive ihren Dienst auf den Quartierlinien 35, 38, 39, 73 und teilweise 40 aufnehmen. Es handelt sich dabei um das Modell „LighTram 10 Plug von Hess“ – ein 10,7m langer Midibus. Die Batterien werden an neuen Ladestationen in der Garage Hardau mit Strom aus vollständig erneuerbarer Energie geladen. Im Untergeschoss der Garage Hardau entsteht in mehreren Etappen die nötige Infrastruktur, um bis zu 75 Elektrobusse in den Betriebspausen zu laden. Die Garage wird in einem ersten Schritt mit 45 Ladestationen von Siemens ausgestattet, davon 30 mit einer Ladeleistung von 100 kW und 15 mit 150 kW.

Neben den elektrischen Quartierbussen verkehren seit diesem Frühling auch vier Batterie-Gelenkbusse des Herstellers MAN, 21 weitere sollen folgen und auch 15 zwölf Meter langen Elektro-Standardbussen von

MAN. Zusammen mit ihren 83 Trolleybussen wird die VBZ damit ab Ende 2023 mehr als 150 rein elektrisch betriebene Busse auf Zürichs Straßen einsetzen.

Technische Daten zum Hess LighTram-12 Plug

  • Aufbau aus Aluminium, zusammengeschraubt (!) nach dem für Hess patentierten System CoBolt                             (verschraubt für einfachere Reparaturen – nicht verschweißt)
  • Länge:                                  12.000 mm
  • Breite:                                  2.550 mm
  • Höhe:                                   3.500 mm
  • Elektromotor:                        elektrische Permanent-Magnet-Motoren, flüssigkeits-gekühlt
  • Batteriekapazität:                  400 kWh
  • Aufladung der Batterien:        über CCS Combo Stecker
  • Lenkung:                               elektro-hydraulisch
  • Fahrer-Arbeitsplatz;:             kompatibel zu Norm des VDV (Verband der Deutschen Verkehrsbetriebe) 
  • Fahrgastkapazität:                81 Personen, davon 25 Sitzplätze, 56 Stehplätze
  • Heizung/Klimatisierung:         100 % elektrisch, vollautomatisch
  • homologiert nach ECE R 100 für Batterie-Fahrzeuge   
Hess LighTram Plug 12 für Grenchen | © Carrosserie Hess AG
Innenraum des Hess LighTram Plug 12 für Grenchen | © Carrosserie Hess AG
12.04.2022
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