
Benteler aus Paderborn – die Keimzelle von Holon
In Paderborn, einer Großstadt im Südosten Nordrhein-Westfalens, ist seit 1876 das metall-verarbeitende Unternehmen Benteler zuhause. „Wir lieben“ sagt Benteler, „den Werkstoff Metall, wir lieben es, ihn zu verarbeiten.“
Mit der „Geburt“ des Automobils wurde Benteler auch zu einem wichtigen Zulieferer für die Automobil-Industrie. Womit das Unternehmen mehr als 100 Jahre lang gute Erfolge erzielte. Daran, mit eigenen Fahrzeugen aktiv zu werden, dachte zunächst allerdings niemand bei Benteler.
Das änderte sich, als sich abzeichnete, dass es in Zukunft auch Fahrzeuge geben werde, die autonom (alleine ohne Fahrer) unterwegs sein und Fahrgäste von A nach B bringen werden. Da will Benteler dabei sein, und zwar schon seit 2022 und mithin seit drei Jahren. Es wurde die Tochtergesellschaft Holon gegründet, die (zunächst) autonome Shuttles (Minibusse) entwickleln und auf den Markt bringen soll. Holon? Das ist Griechisch und bedeutet so etwas wie „Teil eines Ganzen“ … Diesen Begriff prägte der österreichisch-ungarische Schriftsteller Arthur Koestler, geboren 1905 in Budapest.
Der erste Holon
Der erste Holon hieß „Mover“ (Beweger) und zeichnete (und zeichnet) sich durch ein unorthodoxes Styling aus, für das das bekannte Designunternehmen Pininfarina verantwortlich zeichnet. Symetrien sind sein Ding nicht, er erlaubt sich, auf einer natürlich klassischen rechteckigen Bodengruppe einen Aufbau zu tragen, bei dem sich rechte und linke Wagenseite deutlich unterscheiden. Und das nicht nur, weil der Wagen (natürlich) nur auf einer Seite eine – doppeltbreite – Tür hat. Auch die Scheiben in Front und Heck verblüffen damit, dass sie betont unsymetrisch sind. Der Steg, der den linken Teil der Scheibe vom rechten Teil trennt, ist nicht etwa brav in der Mitte, sondern deutlich zu einer Seite hin verschoben.
In die Welt guckt der kleine Holon mit großen runden Kulleraugen. Denn seine Scheinwerfer – und Rücklichter – haben just diese Form. Holon präsentiert seien autonomen Minibus unter einem netten Motto: „Gebaut für Fahrgäste, nicht für Fahrer.“

Gebaut werden soll(te) der Holon in einem Werk in Jacksonville in Florida und mihin in den USA. Es bleibt mit einer gewissen Spannung abzuwarten, ob die Zoll-Schranken von US-Präsident Donald Trump daran etwas ändern werden. Möglicherweise könnte es sinnvoller sein, Wagen für den amerikanischen Markt in Florida und für alle anderen Märkte in Europa zu bauen. Also immer da, wo keine Zölle fällig werden …
Holon sieht seinen autonomen Bus nicht nur im Einsatz auf Linien (mit wenigen Fahrgästen), sondern auch im On-Demand-Verkehr, und dort auch in Verbindung mit Ride-Pooling. Buchen also zu etwa gleicher Zeit zwei Fahrgäste zwei Fahrten mit ähnlichen Fahrwegen, sollen die zusammengefasst werden.
Erwähnt sei noch, dass der „Holon Mover“ inzwischen „Holon Urban“ heißt. Optisch ist er sich treu geblieben, technisch sind in der vergangenen Zeit deutliche Weiterentwicklungen eingeflossen.

Zur Fahrgastkapazität
Gedacht ist der kleine Holon für 15 Fahrgäste, für die Sitzplätze bereitstehen, die in Form einer durchgehenden, gepolsterten Bank auch um die Ecke gehen. Daneben gibt es natürlich auch Stehplätze. Auf der rechten Wagenseite gibt es eine breite, zweiflügerlige Außenschwenktür, und hier gibt es natürlich auch eine automatisierte Rampe, über die Rollstühle und Kinderwagen das Innere erreichen können. Sie muss ja automatisiert sein: einen Fahrer, dem man sagen könnte, er solle die Rampe mal eben rausklappen, gibt es ja beim autonomen Bus nicht.
Die Technik des autonomen Fahrens
Die Technik für das autonome Fahren kommt vom israelischen Unternehmen Mobileye und ist von dessen Typ „Drive“. Sie kombiniert sechs Kurzstrecken-Lidare, drei Langstrecken-Lidare, sechs Radarsensoren und 11 Kamerasysteme. Damit erfasst der Holon in einem Rundum-Winkel von 360 Grad seine gesamte Umgebung. Und kann darauf reagieren.
Der Holon kann auf allen vier Rädern gelenkt werden und ist damit sehr beweglich im Verkehr. Die Batterien haben ihren Platz je zur Hälfte über den beiden Achsen gefunden. Holon nennt eine Reichweite des Wagens von 290 Kilometern. Fahren soll er mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h – das ist, gemessen an dem, was der vorsichtige Gesetzgeber heute zulässt, beachtlich schnell.


Ab August Testeinsatz in Hamburg
Im August wird ein erster Holon an die Hamburger Hochbahn AG (HHA) übergeben werden. Er soll dann in den Testeinsatz gehen, zunächst noch ohne Fahrgäste, dafür aber mit einem Sicherheits-„Operator“. Wenn er sich da bewährt, soll sich eine Phase mit ersten Fahrgästen anschließen. Das wird allerdings anfangs auch nicht jeder sein, der gerne mal mitfahren würde, sondern das werden Menschen sein, die sich darum beworben haben, Testfahrgäste zu sein. In einer dritten Phase wid dann jeder mitfahren können. Und die vierte Phase? Dann wird der kleine Holon ohne „Operator“ – und damit wirklich ganz autonom – unterwegs sein.
Und wann wird das sein? Holon sagt ehrlich, dass man da noch keinen Termin nennen könne. Das sei vor allem davon abhängig, wie schnell der deutsche und der europäische Gesetzgeber autonomes Fahren ohne „Operator“ erlaubten.

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