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Imagepflege und Museumskultur: 40 Jahre Straßenbahnmuseum Nürnberg

Tw 877 (1935) an der Kreuzung Scheurlstr. | © Dirk Budach

Die Nürnberger sind ihrer 144 Jahre alten Straßenbahn sehr verbunden – das zeigte sich einmal mehr am vergangenen Wochenende: Die VAG und die Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e.V. feierten gemeinsam mit sehr vielen Interessierten das 40-jährige Bestehen des historischen Straßenbahndepots St. Peter. Hier findet seit 1985 die nach und nach angewachsene Flotte historischer Tramwagen ihre Heimat. Und ein erheblicher Teil dieser Wagen wird in regelmäßigen Abständen auf Sonderfahrten und eigens eingerichteten Sonderlinien auch immer wieder der Öffentlichkeit im Fahrbetrieb gezeigt – ein lebendiges, fahrendes Museum zum Anfassen!

Tw 876 (1935) + Bw 1251 (1951) | © Dirk Budach
Tw 910 (Baujahr 1940) + Bw 1278 (Baujahr 1953) Scheurlstr. | © Dirk Budach
Alt und Neu an der Peterskirche | © Dirk Budach
Tw 877 (Baujahr 1935) + Bw 1258 (Baujahr 1951) | © Dirk Budach

Zur Historie des Depots
Die ersten Straßenbahnen, die 1888 in das damals frisch eröffnete Depot „Werk Peter“ einzogen, wurden noch von echter Pferdestärke angetrieben. Die Nürnberg-Fürther Straßenbahngesellschaft hatte dort eine Halle für zwölf Wagen und eine Stallung für 26 Pferde erbaut. Knapp zehn Jahre später, 1897, begann der Ausbau des Betriebshofs für den elektrischen Betrieb, der 1906 mit einer neuen Wagenhalle in zeitgenössischem Jugendstil abgeschlossen wurde. Während des zweiten Weltkriegs wurde das Werk Peter weitgehend zerstört, so dass eine neue Halle gebaut werden musste. Außerdem wurde das Areal um Dienst- und Wohngebäude für Werksleitung und Mitarbeiter ergänzt. Im Laufe der Jahrzehnte wurden die Straßenbahnwagen immer größer und auch die Betriebshöfe immer moderner. Mit den neuen technischen Anforderungen konnte das Werk Peter schließlich nicht mehr mithalten, das Rangieren über die Regensburger Straße war umständlich und so wurde es im Oktober 1974 stillgelegt. Es war zu dieser Zeit das kleinste Nebenwerk der VAG und wurde von da an nur noch als Abstellhof für ausgediente Straßenbahnwagen genutzt.

Erst 1979 kam mit den Freunden der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e. V. langsam wieder Leben in den ehemaligen Be-triebshof. Der Verein war auf der Suche nach einem Vereinssitz und nach Räumlichkeiten für den Straßenbahn-Modellbau und ein Archiv. Für die Zwecke des Vereins war das Depot der perfekte Ort und so war er sich schnell mit der VAG über die Anmietung von Räumen einig. Doch schon wenige Jahre später präsentierte sich das Depot mit seinem historischen Charme auch als perfekte Kulisse für Ausstellungen rund um das Thema industrielle Entwicklung.

Es dauerte jedoch noch bis zum 150-jährigen Jubiläum der deutschen Eisenbahn 1985, bis der Entschluss fiel, das Depot wieder in den Dienst der Öffentlichkeit zu stellen. Anlässlich des Jubiläums wollte die VAG die Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs dokumentieren – und zwar im Werk Peter. Insofern ist die Geschichte des Depots eng verwoben mit der Geschichte des Adlers und des Nahverkehrs in der Noris.

Am 16. Mai 1985 wurde das Werk Peter als aktives Mitmach-Museum feierlich eröffnet und auf den Namen „Historisches Straßenbahndepot St. Peter“ getauft. Nachdem sich die Depot-Wochenenden als echte Erfolgsgeschichte erwiesen, wurde die Zusammenarbeit der VAG und des Vereins 1989 in einem Kooperationsvertrag offiziell festgehalten: Die VAG stellt die Räumlichkeiten, Fahrzeuge und Materialien zur Verfügung, die Mitglieder des Vereins halten diese in Schuss und organisieren vielfältige Veranstaltungen.

Tw 910 (Baujahr 1940) + Bw 1278 (Baujahr 1953) | © Dirk Budach

Das Jubiläumswochenende

Am 3. und 4. Mai 2025 gab es vier eigens eingerichteten Sonderlinien, die in dichtem Takt mit den nostalgischen Zügen fuhren, als „Burgringlinie 15, als Linie 17 nach Mögeldorf und als Linie 19 nach Erlenstegen, dazu unter der Nummer 40 eine Pendellinie von St. Peter zum modernen Straßenbahnbetriebshof der VAG an der Heinrich-Alfes-Straße. Dazu kamen Oldtimerbusse auf drei thematischen Rundfahrten durch die benachbarten Stadtteile. Höhepunkt war eine große Sternfahrt am Sonntagvormittag, bei der die Oldtimer aus verschiedenen Stadtteilen sternförmig das Depot St. Peter ansteuerten und dort zwischen 10.45 Uhr und 11.00 Uhr zum feierlichen Empfang eintrafen.

Tw 204 (1904) + Bw 1023 (1913) setzt in das Depot St. Peter zurück | © Dirk Budach
Die Kapelle live! | © Dirk Budach
Pendellinie 40 St. Peter – Heinrich-Alfes-Str. beim Einrücken in das historische Depot | © Dirk Budach
Fahrschulwagen A42 (ex 111, Baujahr 1951) | © Dirk Budach
Drehstromversuchswagen 1521 | © Dirk Budach

Das Depot war natürlich für alle Interessierten geöffnet, mit umfangreichem Rahmenprogramm. Eine Sonderausstellung im originalen Versuchswagen von 1975 – dem zum Triebwagen umgebauten Anhänger 1521 – zeigte, wie vor 50 Jahren erstmals ein Drehstromantrieb als wegweisende Technologie im Nahverkehr getestet wurde. Die VAG übernahm damals die Projektleitung für ein bundesweites Forschungsvorhaben zur Anwendung von Leistungselektronik im Nahverkehr und realisierte gemeinsam mit Siemens das weltweit erste Nahverkehrsfahrzeug mit Drehstromantrieb in Nürnberg.

Insgesamt eine sehr gelungene Veranstaltung, die einmal mehr die Wichtigkeit der historischen Flotte gerade auch für die Imagepflege des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt beweist.

(Info: VAG)

Kraus-Maffei KMS120 (1959) Nr. 521 und Büssing Präfekt 11 (1969) Nr. 768 | © Dirk Budach
Krauss-Maffei KMS 120 (1959) Nr. 521 | © Dirk Budach
Einfahrt St. Peter | © Dirk Budach
Schleife Mögeldorf, Tw 877 (1935) als Linie 17 | © Dirk Budach
MAN SL 202 Nr. 135 – erster Erdgasbus (1987) – Tw 876 (1935) + Bw 1251 (1951) – Siemens Avenio Tw 2005 (2024) auf der Regensburger Str. | © Dirk Budach
07.05.2025