
Elektromobilität im öffentlichen Nahverkehr auf den Straßen von Lissabon – da dürften den meisten wohl die „Electricos“ einfallen, die weltbekannten, gelben Straßenbahnen im überwiegend historischen Look, die sich auf oft engen und oft steilen Wegen durch die portugiesische Hauptstadt schlängeln und heute vor allem die Funktion der Touristenattraktion ersten Ranges wahrnehmen. Dazu kommen einige Niederflurtrams auf der Linie 15E und auf dem Stadtbahnnetz von Almada am Südufer des Tejo.


Stadtverkehr – CARRIS
Elektrisch angetriebene Busse konnten sich dagegen in Lissabon zunächst nur recht zaghaft etablieren. Seit 2019/20 fahren auf der Linie 706 die ersten acht Caetano e City Gold Elektrobusse für die städtischen Verkehrsbetriebe CARRIS. Mit einer recht überschaubaren Reichweite von 170 km (nach Herstellerangaben) blieb ihr Einsatzgebiet jedoch einigermaßen beschränkt. Auch international konnten sich Batteriebus von Caetano nur wenig durchsetzen (u.a. in Frankfurt und London), während die Wasserstoffbusse des Herstellers inzwischen deutlich mehr Verbreitung gefunden haben.
Um die noch bis vor kurzem stark überalterte Omnibusflotte der Hauptstadt entscheidend zu modernisieren, veröffentlichte die Stadtverwaltung den Plan, dass 87% der Fahrzeuge bis 2027 als „umweltfreundlich“ einzustufen seien. Dazu gehören allerdings neben rein elektrischen (Batterie-)Bussen vor allem auch zahlreiche Gasbusse, die in großer Anzahl neu beschafft wurden und werden.
Aber auch weitere Elektrobusse stellte Carris 2024 neu in Dienst – und zwar insgesamt 44 Stück. Dabei handelt es sich um 30 Caetano „e City Gold“ in 12 Meter Länge mit verbesserter Batterietechnologie und 14 Minibusse vom Typ „e-Jest“ des türkischen Herstellers Karsan. Sie kommen auf den Linien 10B, 19B, 22B, 67B und 73B zum Einsatz, die zum Teil sehr enge Straßen befahren. Die 12-Meter Standardbusse von Caetano bedienen die Linien 706, 732 und 760 vollständig elektrisch. Die Ladeinfrastruktur lieferte Siemens aus seinem portugiesischen Werk Corroios.






UMLANDVERKEHR „Carris Metropolitana“
Auch außerhalb der Innenstadt, im Großraum Lissabon, kommen seit 2022 Elektrobusse zum Einsatz. Hier bedienen vier verschiedene Betreiber ein Gebiet von 18 Umlandgemeinden, die den Linienbusverkehr unter dem gemeinsamen Markennamen „Carris Metropolitana“ abwickeln. Der Betreiber Alsa Todi war dabei der erste, der 2022 zunächst 20 Midi-E-Busse (Typ E9) und 3 Standard-E-Busse (1 x E12 und 2 x U12) des chinesischen Hersteller Yutong in Dienst stellte. Mindestens 45 Zhongtong N12 (LCK6126EVG) gehören auch zum Bestand. Sie alle kommen im Raum Sétubal / Barreiros/ Montijo am Süd- und Ostufer der Bucht von Lissabon zum Einsatz. Weitere 67 Yutong verschiedener Länge sind für künftige Ausbauten vorgesehen.
Der Betreiber Viação Alvorada bedient den Linienverkehr im Raum Amadora/ Sintra/ Cascais, diverse Linien beginnen und enden auch im Stadtgebiet von Lissabon selbst. Seit Mitte 2024 stellte Viação Alvorada 20 Zhongtong N12 (LCK6126EVG) und 20 Caetano „e City Gold“ in Dienst.
25 Zhongtong und 15 Caetano reihte auch der Betreiber Lisbon Bus Station / Rodoviária de Lisboa seit September 2024 in seinen Fuhrpark ein. Sie fahren im Raum Odivelas, Vila Franca de Xira und Mafra. 25 Yutong E-Busse sollen folgen.
Weiere E-Bus-Beschaffungen sind auch bei Carris Metropolitana in den kommenden Jahren vorgesehen.
2040 wird als Planungshorizont und Zieldatum für die vollständige Umstellung aller Buslinien auf elektrischen Betrieb im Großraum Lissabon genannt.






