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Kammergericht Berlin entscheidet: Stadler darf 1500 neue U-Bahnen an BVG Berlin liefern

So sehen die neuen U-Bahnen der Baureihe JK (links) und J (rechts) von Stadler für die BVG Berlin aus I © Stadler

Berlin darf endlich neue U-Bahnen bestellen.  Das hat das Kammergericht am Freitagnachmittag entschieden. Das Berliner Kammergericht wies die Beschwerde des französischen Alstom Konzerns gegen die Bestellung neuer U-Bahn-Züge am Freitag, 20. März, zurück. Es ging um die Rechtmäßigkeit des Milliardenauftrags zum Bau neuer U-Bahnen. 2019 hatte die BVG den Schweizer Hersteller Stadler beauftragt, für drei Milliarden Euro, 1.500 Wagen zu bauen.

Die Berliner BVG hatten im Mai 2019 den Milliardenauftrag für die Lieferung von 1.500 U-Bahnwagen an den Schweizer Hersteller Stadler vergeben, der die neue Flotte in seinem Pankower Werk in Berlin fertigen wollte. Dagegen hatte Alstom Beschwerde bei der Vergabekammer eingelegt. UTM berichtete hier: https://www.urban-transport-magazine.com/berlin-ausschreibung-fuer-1-500-u-bahnen-in-der-warteschleife/

Die neue Baureihe J von Stadler, hier am Alexanderplatz I © Stadler

Es kam zu zwei mündlichen Verhandlungen im November 2019 und zu einer letzten, mehrstündigen Verhandlung vor dem Kammergericht am 20.03.2020, in der Alstom’s Einspruch nun zurückgewiesen wurde. Der Vergabesenat ist die erste gerichtliche Nachprüfungsinstanz. Ein Rechtsmittel gegen die Entscheidung des Vergabesenats sieht das Gesetz nicht vor.

Erfolg für Stadler – 1500 Wagen für die BVG

Die BVG dürfen jetzt die dringende Erneuerung des U-Bahn Wagenparks in Angriff nehmen. Das Durchschnittsalter der Flotte beträgt 28 Jahre. Die ältesten Fahrzeuge der Baureihe A3 60, die im Kleinprofilnetz eingesetzt werden, stammen aus dem Jahr 1964 und sind somit seit 55 Jahren (!) In Betrieb. Der U-Bahnbetrieb leidet immer wieder an Wagenmangel und Verfügbarkeitsengpässen. Die Lieferung der neuen Stadler U-Bahnen wird dies ändern.

Stadler wird ab 2022 in einem ersten Abruf 376 Wagen für zwei- bis vierteilige Fahrzeugeinheiten für das Klein- und das Grossprofil liefern. Weitere 230 Wagen sind fest bestellt, werden jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt abgerufen. Bestandteil des Rahmenvertrags ist eine feste Mindestbestellmenge von 606 Wagen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, bis zu 894 weitere Wagen aus dem Rahmenvertrag abzurufen. Das Volumen dieser festen Bestellung liegt bei rund 1.2 Milliarden Euro und umfasst ebenfalls die Ersatzteilversorgung. Der Rahmenvertrag mit einem Wert von insgesamt bis zu rund drei Milliarden Euro ist zudem einer der grössten Lieferaufträge, die es in Europa je gab.

Technik und Design

Da das Berliner U-Bahn-System über zwei Tunnelprofile verfügt, das sogenannte Kleinprofil mit den Linien U1 – U4 (maximal 2,4 m Fahrzeugbreite) und das Großprofil mit den Linien U5 – U9 (maximal 2,65 m Fahrzeugbreite), umfasst auch die Ausschreibung beide Fahrzeugvarianten, die sich in den Baureihen JK für das Klein- und J für das Großprofil wiederspiegeln werden. Die beiden Baureihen werden in Punkto Design und Fahrzeugtechnik sehr ähnlich zueinander sein, wie man bereits den Designbildern entnehmen kann. Um möglichst viele Gleichteile im Innenraum und die Türen sicherzustellen, findet sich bei JK und J der selbe Abstand zwischen Fenstern und Türen. Dies hat zur Folge, dass pro Wagenseite bei der Baureihe JK nur noch zwei anstatt der bislang drei Türen zur Verfügung stehen und auch die Fensterlänge reduziert wurde. Inwiefern sich diese Entscheidung auf den Fahrgastfluss, die Fahrgastwechselzeiten und den Innenraum auswirken, wird man sehen.

Die Baureihe JK verfügt über lediglich zwei Türen pro Wagen pro Seite I © Stadler

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Mit dem Auftrag zur Erneuerung der Flotte für das Berliner U-Bahn-Netz setzen Stadler und die BVG ihre Zusammenarbeit fort. Schon heute fahren U-Bahnen der Baureihe IK auf den U-Bahn-Linien U1, U2 und U5. Die neue Baureihe bekommt von der BVG die Bezeichnung J/JK und orientiert sich an den bereits bekannten Stadler-METRO. Die Fahrzeuge werden in verschiedenen Punkten optimiert. So sorgt beispielsweise eine Anpassung der Bautiefe bei den Türsäulen für eine verbesserte Einstiegssituation. Zukünftig können die Fahrgäste noch schneller ein- und aussteigen. Zudem ist vorgesehen, die Informationsbildschirme aus dem Türbereich in den gewölbten Übergang zwischen Seitenwand und Decke zu verlegen und somit eine optimierte Durchsicht durch den gesamten Fahrzeuginnenraum zu ermöglichen. 

Stadler hatte bereits mitgeteilt, bis zu 70 Millionen Euro in den Standort in Berlin-Pankow zu investieren. Das neue Betriebskonzept umfasst nicht nur den Bau einer neuen Produktionshalle, sondern schafft auch neuen und optimierten Raum für Logistik und Inbetriebsetzung. Die Investition ist ein klares Bekenntnis zum Standort in Berlin: Im ersten Schritt werden neben der neuen Produktions- und Inbetriebsetzungshalle zusätzliche Büroflächen sowie eine moderne Kantine für die Mitarbeitenden geschaffen. 

23.03.2020
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NiBerlin
NiBerlin
4 Jahre zuvor

Bei den ältesten im Einsatz befindlichen Zügen hat sich ein Fehler eigeschlichen, sie sind laut allen zugänglichen Daten Baujahr 1964, nicht 1960.

Niniboy
Niniboy
2 Jahre zuvor
Reply to  NiBerlin

Fahrzeuge des gleichen Typs wurden aber 1960 ausgeliefert und die lassen sich leicht verwechseln.

Arnold Nuehm
Arnold Nuehm
3 Jahre zuvor

Die neuen U-Bahnen reduzieren massiv die Verglasung.
Praktisch jedes zweite Fenster fällt weg!!!

Wer fährt schon gern in einer Sardinenbüchse? Das dürfte die Attraktivität dieser Bahnen und damit den ÖPNV in Berlin gewaltig schädigen. Wer bestellt sowas? Die normalen Versionen der Stadler Metro sehen deutlich luftiger und transparenter aus.