
Mit dem Projekt Metrobus Porto geht in der Metropole im Norden Portugals erstmals ein Bus Rapid Transit-System (BRT) in Betrieb: Herzstück sind emissionsfreie verkehrende Brennstoffzellen-Gelenkbusse, die weitgehend auf abgetrennten Fahrspuren fahren und durch Ampelpräferenz zügige, unbehinderte Fahrt erlauben sollen.
Linienführung: Eigene Fahrspuren und beschleunigte Fahrzeiten
Die erste Metrobus-Linie verläuft über ca. 3,9 Kilometer entlang der Avenida da Boavista – einer der wichtigsten Ost-West-Achsen Portos. Sie verbindet den multimodalen Knotenpunkt Casa da Música mit dem westlich gelegenen Stadtteil Foz, Endpunkt ist die Praça do Império nahe der Atlantikküste. Entlang der Strecke befinden sich sieben barrierefrei ausgeführte Haltepunkte mit Mittelbahnsteigen.
Die vollständig vom Individualverkehr getrennte Trasse erlaubt eine durchschnittliche Reisezeit von rund 12 Minuten für die gesamte Linie, das sind knapp 20 km/h Reisegeschwindigkeit. Ein intelligentes, fahrzeuggesteuertes Ampelmanagement gewährt den Fahrzeugen Vorrang an Kreuzungen und minimiert Verlustzeiten im Betrieb. Ein geplantes Wendemanöver erfolgt nicht über die zentrale Rotunda da Boavista, sondern über eine eigens eingerichtete Kehrschleife mit Signalsteuerung – ein Beispiel für Verkehrsraumoptimierung.

In einer zweiten Ausbaustufe soll die Linie um weitere Haltepunkte in Richtung Matosinhos bis zur Anémona im Stadtteil Matosinhos (Praça Cidade do Salvador) erweitert werden. Die Gesamtstrecke würde dann rund 6 km umfassen, mit einer geplanten Reisezeit von ca. 17 Minuten je Richtung. Nach einem juristisch bedingtem Baustopp stehen nun alle Zeichen auf Umsetzung.
Fahrzeugtechnik: Wasserstoffmobilität
Zum Einsatz kommt der H2.CityGold 18 – ein 18 Meter langer Gelenkbus mit Brennstoffzellensystem, entwickelt vom portugiesischen Hersteller CaetanoBus in Zusammenarbeit mit Toyota. Die Busse haben Türen an beiden Fahrzeugseiten, um den Halt an Mittelbahnsteigen zu ermöglichen, wie sie im Linienverlauf auftreten. Sie bieten bis zu 135 Fahrgästen Platz, davon 35 im Sitzen.
Die Fahrzeuge verfügen über eine Reichweite von ca. 480 Kilometern, bei einer Betankungsdauer von unter 15 Minuten. Dies übertrifft batterieelektrische Vergleichsmodelle sowohl hinsichtlich Reichweite als auch Verfügbarkeit deutlich. Der Betrieb erfolgt vollständig emissionsfrei. Ein integriertes Energiesystem aus grünem Wasserstoff, produziert via Elektrolyse vor Ort, sowie ergänzende Photovoltaik-Anlagen sichern die Versorgung weitgehend autark und nachhaltig.
Die Fahrzeuge sind mit modernen Fahrerassistenzsystemen und Kommunikationsschnittstellen ausgestattet, die eine Anbindung an das städtische Verkehrsmanagement ermöglichen. Auch die Priorisierung an Lichtsignalanlagen erfolgt fahrzeuggesteuert.

Betriebsperspektive und Bedeutung für den Stadtverkehr
Die Inbetriebnahme der ersten Linie ist noch für Juni 2025 vorgesehen. Das erste Fahrzeug absolviert seit einigen Tagen Probefahrten, die Trasse selbst ist bereits seit Herbst 2024 weitgehend fertiggestellt. Die vollständige Flotte von 12 Wagen soll bis Mitte des Jahres verfügbar sein. Der Metrobus versteht sich dabei nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zur Metro do Porto – dem modernen Niederflur-Stadtbahnsystem, das inzwischen mehr als 70 km Länge hat. Durch die geringere bauliche Eingriffstiefe im Vergleich zu konventionellen schienengebundenen Systemen soll das Konzept BRT eine kosteneffiziente Alternative für mittlere Nachfragekorridore darstellen. Entlang der breiten, schnurgeraden Avendia da Boavista fuhr bis in die 1990er Jahre eine Straßenbahnlinie auf Eigentrasse, die nun zu größeren Teilen für den Metrobus genutzt werden konnte.
Wir hatten zuletzt hier über das Konzept berichtet: