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Erfolgreich in Süddeutschland: Erste Ebusco 3.0 ausgeliefert – weitere Ebusco 2.2 bestellt

Das neue Modell Ebusco 3.0 in München | © Ebusco

Ebusco von der Gründung im Jahr 2012 bis heute

Im Jahr 2012 wurde in der niederländischen Stadt Deurne (in der Region Eindhoven) ein neuer Bushersteller gegründet, der sich von Anfang an ganz auf den Bau von Elektrobussen spezialisiert hat. Der Schritt schien mutig zu sein: ein ganz neuer Hersteller, der noch dazu gleich ausschließlich mit einem ganz neuen Antriebskonzept auftritt … 2012 gab es noch namhafte Bushersteller, die meinten, so etwas wie Batteriebusse brauche man nicht …

Aber bei Ebusco „spuckte“ man in die Hände. Schon 2013 gab man einen ersten Vorführwagen an die Bonner SWB, die ihn auch auf ihren Linien 606 und 607 „durch die Mangel drehten“. Er war vom Typ 1.0, und er war von der Karosserie her ein chinesischer Golden Dragon, der in Deurne zum Batteriebus ausgebaut worden war. Er tat in Bonn, was er sollte (der Verfasser ist selber mitgefahren), nur fanden die SWB seine Reichweite noch etwas unbefriedigend.

Testeinsatz des Ebusco 1.0 im Oktober 2013 auf der Bonner Linie 607 | © Christian Marquordt

Bei Ebusco war man nicht untätig. Auf die erste Generation des Elektrobusses aus Deurne (1.0) folgte die zweite (Ebusco 2.0 bzw. Ebusco 2.2), die – in der späteren Version – bis heute im Angebot ist. Die Reichweite der Busse machte deutliche Fortschritte. Für die Wagen der SWB Bonn, die Anfang 2021 in Betrieb gegangen sind, wird noch eine Reichweite von 280 Kilometern genannt, inzwischen kommuniziert Ebusco eine Reichweite von 350 Kilometern. Das reicht eigentlich schon für so gut wie jeden Kurs, den ein öffentlicher Verkehrsbetrieb so zu bedienen hat, von der Ausfahrt vom Hof morgens um 3.30 Uhr bis zur Rückkehr am nächsten Tag um 3.00 Uhr.

Der Ebusco 3.0

Im Oktober 2019 präsentierte Ebusco in seinem Werk in Deurne seine jüngste Elektrobus-Generation. Gezeigt wurde der Prototyp des Ebusco 3.0, eines Busses, der durchaus das Zeug hat, im Omnibusbau ganz neue Zeiten einzuläuten. Das fängt schon damit an, dass der Wagenkasten nicht mehr wie bislang üblich aus einem Stahlgerippe mit Metallbeplankung besteht, sondern aus dem Kunststoff Composite. Das reduziert das Leergewicht des Busses nicht unerheblich, nämlich um rund 33 % gegenüber einem herkömmlichen Bus. Sein Leergewicht beträgt nur 8.530 Kg. Und wenn der Wagen weniger eigenes Gewicht durch die Gegend „schleppen“ muss, verbraucht er weniger Energie – und erreicht deshalb eine größere Reichweite mit dem in den Batterien gespeicherten Strom. Ebusco nennt für seinen „3.0“ eine Reichweite von bis zu 575 Kilometern. Dementsprechend ist Nachladung während des täglichen Einsatzes auf der Linie absolut nicht nötig, Over-night-charging auf dem Betriebshof während der nächtlichen Betriebsruhe reicht vollkommen. 

Das neue Modell auf der „Busworld“ 2019 in Brüssel | © UTM/b

Da Kunststoff nicht rostet, erwartet Ebusco eine Lebensdauer der Wagen von rund 25 Jahren. Zudem reduziert der Aufbau aus Verbundstoff die Wartungskosten des Busses.

Der Ebusco 3.0 hat einen völlig ebenen Fußboden. Möglich ist ein zumindest teilweise verglastes Dach, weil die Batterien des Wagens ihren Platz unter dem Fußboden gefunden haben. Da verschaffen sie dem Wagen einen niedrigen Schwerpunkt, da stören sie nicht, und da ist viel Platz für viele Batterien. Was der Reichweite des Wagens zugute kommt.              

Einsatz auf der Münchener Linie 100

Die beiden neuen Ebusco 3.0 der MVG sollen auf Münchens Linie 100 zum Einsatz kommen. Die ist so etwas Ähnliches wie die Berliner Linie 100: sie verbindet wichtige touristische Ziele im Bereich der Innenstadt und ist damit besonders attraktiv für Besucher der Stadt. Und weil sie eben in der Innenstadt unterwegs ist, ist es gewisslich nicht verkehrt, dass sie emissionsfrei und nicht zuletzt auch leise durch die Straßen rollt.  Hier kommen bereits andere Ebusco Modelle seit längerer Zeit in München zum Einsatz: https://www.urban-transport-magazine.com/muenchen-acht-ebusco-2-2-fuer-linie-144/ .

Zu Ebusco

Seit kurzem ist Ebusco eine „NV“ (naamloze vennootschap – wörtlich übersetzt: namenlose Genossenschaft), also ein Unternehmen, wie man es in Deutschland unter der Bezeichnung Aktiengesellschaft kennt. Investoren wird es freuen: gleich in den ersten Tagen der Börsennotierung machte die Ebusco-Aktie respektabele Sprünge nach oben …

Erfolge auf dem deutschen Markt

Die beiden neuen Wagen für München sind nicht der einzige Erfolg, den Ebusco auf dem deutschen Markt verzeichnen kann. Vor wenigen Tagen meldete der Elektrobusbauer aus dem niederländischen Deurne, dass er einen ersten Auftrag über Elektro-Gelenkbusse aus Deutschland verbuchen konnte. Der Verkehrsbetrieb der Stadt Fürth, „infra Fürth“, hat drei 18 Meter lange Gelenkwagen des Ebusco-Typs 2.2 geordert, die im Lauf des Jahres 2022 ausgeliefert werden sollen.

Ebusco Gelenkbus für „infra“ in Fürth | © Ebusco

Ebusco 2.2 für SWEG | © Ebusco

Auch die Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG) hat einen Auftrag über 10 Ebusco 2.2 Busse und 10 Ebusco Ladegeräte bestätigt.

Dass die Berliner BVG jetzt gleich mit 90 Ebusco 2.2 einsteigen will, hat UTM schon vor einigen Tagen berichtet: https://www.urban-transport-magazine.com/ebusco-erhaelt-auftrag-ueber-90-busse-fuer-die-bvg-berlin/. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Berliner waren die positiven Feedbacks, die sie von anderen Betrieben bekommen haben, die schon Ebusco im Einsatz haben. Als da (in alphabetischer Reihenfolge der Einsatzorte) zum Beispiel sind die SWB in Bonn, Transdev in Frankfurt und sowohl die MVG als auch die RVO in München bzw. Bad Tölz.   

Ebusco 2.2 für die DB (Stadtbus Bocholt) im Oktober 2019 in Werk Deurne im Bau | © Christian Marquordt
Transdev Frankfurt Wagen 4515 legt auf der Überführungsfahrt von Deurne nach Frankfurt einen Nachladestopp auf dem Betriebshof Friesdorf der Bonner SWB ein | © Volkhard Stern

Und die „Wartburgmobil“, der öffentliche Verkehrsbetrieb aus der Region um Eisenach, hat seit einem guten Jahr zwei 12 Meter lange Ebusco-Elektrobusse des Typs 2.2 im Einsatz. Man hat also mehr als „erste Erfahrungen“ mit den Wagen. Und Wartburgmobil meldete dieser Tage nach Deurne, man sei sehr zufrieden mit den beiden Wagen.

Kehren wir noch einmal zurück nach München zur MVG. Am 12. Januar 2022 meldete Ebusco, dass man bereits den nächsten Auftrag aus der bayerischen Landeshauptstadt bekommen hat. Dieses Mal geht es um 14 Gelenkbusse vom Typ Ebusco 2.2 mit einer Länge von 18 Metern, die in der ersten Hälfte des kommenden Jahres ausgeliefert werden sollen. Die MVG habe sich wegen der „überlegenen Kapazität der Batterien“ (Zitat) und des geringen Stromverbrauchs, die zusammen zu einem sehr wirtschaftlichen Angebot geführt hätten, für den Gelenkbus aus Deurne entschieden. In diesem Zusammenhang betonte Veit Bodenschatz, Geschäftsführer und Leiter des Busbetriebs der MVG, dass die bislang in München eingesetzten Ebusco die Erwartungen an ihre Reichweite voll erfüllt hätten.

19.01.2022
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Pierre Ofzareck
2 Jahre zuvor

Wenn ich überlege, dass die Speicherdichte der Akkus ja nach wie vor immer weiter zunimmt und die Akkus daher bei gleicher Reichweite im Umkehrschluss immer kleiner, leichter und günstiger werden, kann man inzwischen eines daran ablesen:

  1. E-Busse werden bald billiger als Dieselbusse sein, einfach weil deutlich einfacher herzustellen.
  2. Opportunity Charger werden in Zukunft überflüssig werden, weil die Akkureichweite längst ausreicht. Dort wo die Netze aber vorhanden sind, können deutlich kleinere und damit leichtere und preiswertere Akkupacks verbaut werden. Unter dem Strich wird mit Opportunity Charging also ein etwas effizienterer Betrieb möglich sein. Insbesondere dann, wenn man die CCS Ladedose am Bus einfach weglässt und den Bus auch Nachts nur noch über den Stromabnehmer lädt.