Schon seit 126 Jahren erschließt die meterspurige Straßenbahn vom Kurort Bad Schandau zum Lichtenhainer Wasserfall das reizvolle Kirnitzschtal, östlich von Dresden im Nationalpark Sächsische Schweiz.
Bis in die neunziger Jahre kamen Straßenbahnwagen aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg planmäßig hier zum Einsatz. Um das für die zahlreichen Touristen besonders attraktive Erscheinungsbild der Bahn weitgehend beizubehaltenm entschied man sich gegen die Beschaffung von modernen Niederflurzügen, auch wenn ein solcher Wagen aus Halle/Saale in Bad Schandau im Testeinsatz stand. Stattdessen fahren schon seit langem Zweiachser des Typs Gotha aus DDR-Produktion, die über die Jahre gebraucht von verschiedenen anderen Verkehrsbetrieben erworben worden waren. Damit konnten in der Sommersaison drei Garnituren aus jeweils einem Triebwagen und zwei Beiwagen zusammengestellt werden.
Um eine Reserve bei Reparaturen und für zusätzliche Sonderfahrten zu haben, erwarben die Verkehrsbetriebe Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge GmbH (RVSOE) als Betreiber der Kirnitzschtalbahn vor mehreren Jahren schon einen weiteren Gotha-Beiwagen, der in dieser Saison mit der Nummer 27 erstmals zu Einsatz kam. Wie die anderen Fahrzeuge auch, durchlief er vor Inbetriebnahme eine umfassende Generalsanierung.
Bei Sonderfahrten kann er auch hinter dem 1938 gebauten Tw 8 (ex Lockwitztalbahn Dresden ex Erfurt) eingesetzt werden und erhöht so die betriebliche Flexibilität. In diesem Sinn ist auch die Anschaffung des Dresdner Arbeitswagen Nr. 201 011 zu verstehen, der bei der DVB kurz vor der Verschrottung stand und im Dezember 2023 ins Kirnitzschtal überführt wurde. Seine Aufarbeitung und weitere Verwendung steht aber aktuell noch nicht bevor, er ist in der Wagenhalle oberhalb von Bad Schandau abgestellt.
Aktuell besteht der Fuhrpark damit aus folgenden Fahrzeugen:
Triebwagen:
1 | Gotha T57, 1957 | 1992 ex Plauen 61 |
2 | Gotha T57, 1957 | 1992 ex Plauen 63 |
3 | Gotha T57, 1958 | 1995 ex Plauen 73, 1964 ex Klingenthal ET 198 05 |
4 | Gotha T57, 1960 | 1995 ex Zwickau 956 |
5 | MAN, 1927 | |
6 | Gotha T57, 1960 | 2007 ex Denkmal Radeburg, 2005 ex Jena 103 |
8 | Gotha 1938 | 1977 ex Lockwitztalbahn, 1968 ex Erfurt |
9 | Bautzen, 1925 | 1979 ex Lockwitztalbahn |
201 011 | Gotha T57, 1959 | 2023 ex Dresden 201 011, 1966 ex Karl-Marx-Stadt 801 |
Beiwagen:
12 | MAN, 1928 | |
21 | Gotha B2-62, 1963 | 1984 ex Leipzig 470/Fahrgestell ex Halle 367 |
22 | Gotha B2-62, 1963 | 1985 ex Leipzig 465/Fahrgestell ex Halle 368 |
23 | Gotha B2-62, 1963 | 1986 ex Leipzig 467/Fahrgestell ex Halle 370 |
24 | Gotha B2-62, 1963 | 1987 ex Leipzig 468/Fahrgestell ex Halle 421 |
25 | Gotha B2-64, 1966 | 1995 ex Zwickau 984 |
26 | Gotha (Tatra) B2-D, 1968 | 1995 ex Zwickau 995, 1973 ex Halle 471 |
27 | Gotha B2-64, 1966 | 2016 ex Jena 199, 1987 ex Gera 267 |
Alle Gotha Einheitswagen aus DDR-Produktion haben nur auf einer Seite Türen zum Ein- und Ausstieg, weil sich alle Haltestellen auf der gleichen Seite befinden. Wie auch alle übrigen Fahrzeuge sind sie dennoch Zweirichtungswagen.
Tw 5, 8 und 9 und Bw 12 gehören zur historischen Flotte, die zu besonderen Anlässen zum Einsatz kommt, unterstützt auch durch den Förderverein Kinitzschtalbahn e.V.
Ein Besuch der Kirnitzschtalbahn lohnt sich zu allen Jahreszeiten allein durch die reizvolle Landschaft mit ihren diversen Spazier- und Wandermöglichkeiten. Die Straßenbahn trägt ihren Teil zur Attraktivität des Tourismuskonzepts bei, nicht zuletzt auch als sympatische Form umweltfreundlicher Verkehrsabwicklung. Bad Schandau ist von Dresden per S-Bahn leicht zu erreichen, auch eine Dampfschifffahrt auf der Elbe ist uneingeschränkt zu empfehlen, wenn man etwas mehr Zeit mitbringen will.
01.11.2024