Südwestlich von Köln liegt der Rhein-Erft Kreis, mit fast einer halben Million Einwohnern ist er einer der größten deutschen Landkreise. Aufgrund seines Kraftfahrzeug-Kennzeichens „BM“, das sich auf die Kreisstadt Bergheim bezieht, wird er auch gerne als „Kreis Bergheim“ bezeichnet. Charakteristisch für einen Kreis in einem Ballungsraum (hier Köln / Bonn): alle zehn kreisangehörigen Kommunen sind Städte, die Rechtsform der „Gemeinde“ gibt es im Kreis Bergheim nicht.
Der Bus-Linienverkehr im Kreis Bergheim wurde ursprünglich von den beiden staatseigenen Busbetrieben „Deutsche Bundesbahn“ und „Deutsche Bundespost“ bedient. Die in der Region Köln / Bonn am 1. Juni 1976 zur „Regionalverkehr Köln GmbH (RVK)“ fusioniert wurden. Eigentümer der neuen RVK war die ebenfalls staatseigene „Vereinigte Bundesverkehrs-Betriebe GmbH“ mit Sitz in Köln. Später ging die RVK in das Eigentum von acht kommunalen Verkehrsbetrieben in der Region Köln / Bonn über, so zum Beispiel von Kölns KVB, Bonns SWB oder der Troisdorfer RSVG.
Zum 1. Januar 1993 gründete der Kreis Bergheim ein eigenes Verkehrsunternehmen, die „Rhein-Erft Verkehrs GmbH (REVG)“ mit Sitz in Kerpen, der größten Stadt im Kreis. Zunächst änderte sich in der Bedienung der Linien nichts, es fuhr weiter die RVK, nunmehr allerdings „im Auftrag“ der REVG. Die RVK sollte jetzt im Kreis Bergheim Busse im Outfit der REVG einsetzen: statt im crème mit orange und später im weiß der RVK sollten die Wagen auf den Linien der REVG deren Farben altweiß mit blau tragen. Busse mit diesem Aussehen sind noch heute von anderen Betriebshöfen aus im Verkehrsgebiet der RVK im Einsatz.
Denn: seit dem 1. Januar 2019 besitzt die REVG nun auch eigene Busse, sie übernimmt die 46 Buslinien im Kreis in eigene Regie. Die RVK wird als „Auftragsunternehmer“ nicht mehr gebraucht – die Busse aus dem Kreis Bergheim werden auf andere Betriebshöfe umstationiert – siehe oben.
Zum Start verfügt die REVG über rund 100 Busse der Marken Scania (die meisten Wagen) und Mercedes-Benz. Später kommen auch noch Busse aus dem Haus MAN dazu.
Schon bald nach der Gründung der REVG beschließt der Kreistag, dass sein Verkehrsbetrieb zukünftig elektrisch fahren solle. So wird schon im Frühjahr 2020 ein VDL Citea electric getestet. Doch seine Reichweite vermag (noch) nicht zu überzeugen, und so befindet der Kreistag, Batteriebusse schieden (vorerst) aus.
Deshalb beschließt man die Umstellung auf Busse mit Wasserstoff-Brennstoffzelle. Die fahren schließlich auch elektrisch, und eine Wasserstoff-Tankstelle hat man vom Betriebshof in Kerpen aus gewissermaßen gleich vor der Haustür: in Kerpens ebenfalls zum Kreis gehörender unmittelbarer Nachbarstadt Hürth gibt es den „Chempark Hürth“. Dort wird PVC hergestellt, und dabei entsteht Wasserstoff. Als eigentlich ungewolltes Nebenprodukt, weshalb man ihn denn auch jahrelang frohen Mutes nur einfach durch Abfackeln vernichtet hat. Ist es nicht hervorragend, dass man jetzt diesen wertvollen Rohstoff zum Antrieb von Bussen nutzen kann? Im übrigen plant die REVG, eine eigene Wasserstoff-Versorgung aufzubauen.
Zwei erste Wasserstoff-Busse gehen im Frühjahr 2021 auf REVG-Linie in den Testeinsatz: je ein „Solaris Urbino 12 hydrogen“ – der auf das Werk im polnischen Bolechowo zugelassen ist – und ein „Van Hool New A 330 FC“ – der ein Kennzeichen aus Rüdesheim trägt. Beide überzeugen, Wasserstoffbusse werden nun bestellt. Der erste Auftrag über 26 Wagen vom Typ „Urbino 12 hydrogen“ geht an Solaris.
Die Auslieferung dieser ersten Wasserstoffbusse der REVG beginnt schon bald, die beiden ersten Wagen sollen noch in diesem Jahr in Kerpen eintreffen, die 24 weiteren in 2025. Sie alle haben eine Brennstoffzelle mit einer Leistung von 70 kW, Strom wird in „Solaris High Power Batterien“gespeichert.
Ebenso selbstbewusst wie stolz betont Solaris – man gehört zum Konzerns des spanischen Schienenfahrzeúg-Bauers CAF – dass man Europas größter Hersteller von Wasserstoffbussen sei. Größter Kunde in Deutschland ist die Regionalverkehr Köln. Bei ihr und ihrem Beschaffungspartner WSW Wuppertal laufen unterdessen rund 80 Brennstoffzellen-Busse aus Bolechowo. Weitere Betreiber sind aktuell u.a. die In-der-City-Bus aus Frankfurt und die Stadtwerke Weimar. Dazu kommen Privatfirmen aus Gross Zimmern (Firma Winzenhöler) und Brunnthal im Kreis München (Firma Geldhauser).
Und eine beachtliche Anzahl neuer Kunden kommt in Kürze hinzu. So die
- Stadtwerke Aschaffenburg
- Ruhrbahn, Essen
- DVG, Duisburg
- SWK Stadtwerke Krefeld
- Riedwerke in Gross Gerau
- Regiobus in Güstrow
- OVAG, Gummersbach
- Hamburger Hochbahn, Hamburg