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Nordrhein-Westfalen – südliches Rheinland: “Go.Rheinland“ statt NVR

Das neue Logo von „Go.Rheinland“

Im Öffentlichen Personen-Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen gibt es drei große Zweckverbände: im Norden und Osten mit dem NWL (Nahverkehr Westfalen-Lippe) mit Sitz in Unna den von der Fläche her größten, zuständig für rund 5,6 Millionen Einwohner im räumlich größten Teil Westfalens und im Landesteil Lippe. Im (erweiterten) Ruhrgebiet ist der VRR (Verkehrsverbund Rhein – Ruhr) mit Sitz in Gelsenkirchen zuständig. In seinem Gebiet wohnen rund 7,8 Millionen Menschen, er ist einer der größten Verkehrsverbünde Europas. Mitten durch sein Gebiet, das Ruhrgebiet, verläuft die Grenze zwischen den beiden traditionellen Landesteilen NRWs, also zwischen dem Rheinland und Westfalen. So ist Duisburg im Westen zweifellos eine rheinische Stadt, während Dortmund im Osten stolz darauf ist, die größte Stadt Westfalens zu sein. Kohle und Stahl indessen haben sich für Grenzen zwischen Rheinland und Westfalen nie interessiert.

Im rheinischen Südwesten von NRW, rund um die Großstädte (nach Größe sortiert) Köln, Bonn, Aachen und Leverkusen, ist es ein wenig komplizierter. Hier gibt es zwei Verkehrsverbünde, den VRS (Verkehrsverbund Rhein – Sieg) mit Sitz in Köln, zuständig für die Region Köln, Bonn und Leverkusen mit 3,4 Millionen Einwohnern, sowie den Aachener Verkehrs Verbund (AVV) mit Sitz in Aachen, zuständig für die Region um Aachen und Düren. Aber über VRS und AVV gibt es eine gemeinsame „Dachgesellschaft“, die bis zum 31. Dezember als NVR (Nahverkehr Rheinland) firmierte. Der NVR hat(te) seinen Sitz ebenfalls in Köln, und zwar in denselben Räumen wie der VRS.

Mitunter wird Unverständnis darüber geäußert, dass es in Nordrhein-Westfalen drei Verkehrsverbünde gibt statt nur einem für das ganze Land. Dabei wird gerne übersehen, dass jeder der drei Zweckverbände zuständig ist für eine Einwohnerzahl, die größer ist als die manchen Bundeslands, das stolz verkündet, nur einen Verbund für alle seine Bewohner zu haben. Man sollte sich klar machen, dass Nordrhein-Westfalen das größte Bundesland mit mehr als 18 Millionen Einwohnern ist.    

„Go.Rheinland“ statt NVR

Zum 01. Januar,  also mit Beginn des neuen Jahres, tritt ein neuer Zweckverband an die Stelle des NVR: aus dem NVR wird „Go.Rheinland“ (just so benannt und vor allem auch so geschrieben).

In einem Imagefilm beschreibt „Go.Rheinland“ seine Aufgaben: große Herausforderungen meistern, die Verkehrswende, Kräfte bündeln, innovative Projekte voranbringen, den Fahrgästen attraktive Angebote machen.

„Go.Rheinland“ ist gegründet worden, um den Schienen-Personennahverkehr (SPNV) in seiner Region zu organisieren. Und zwar den auf den Strecken (der Infrastruktur) der Eisenbahn. Die kommunalen Schienenverkehrsunternehmen (U-Bahn und Stadtbahn in Köln und Bonn) bleiben in der Zuständigkeit ihrer kommunalen Betreiber KVB (Köln) und SWB (Bonn).

Die Bahnen auf den Eisenbahnschienen sollen ein einheitliches Outfit erhalten, das zum einen das Logo von „Go.Rheinland“ und zum anderen eine einheitliche Lackierung in einem Violett-Ton zeigen wird. Zwar plant „Go.Rheinland“ nicht, in einer „Hau-Ruck-Aktion“ alle Züge umzulackieren, aber Neufahrzeuge sollen im neuen Outfit in Dienst gestellt werden. „Das wird,“ so hieß es auf der Pressekonferenz, „zunächst die neuen Züge für die Kölner S-Bahn betreffen, die mit der Ausschreibung des Kölner S-Bahn-Netzes kommen werden.“ Dabei wird es auch keine Rolle spielen, ob die DB die Ausschreibung der Kölner S-Bahn gewinnt. „Im VRR fährt die DB auch in den vom VRR vorgegebenen Farben grün mit weiß. Das geht also.“ (Nicht von dieser einheitlichen Lackierung werden die Bahnen von Kölns KVB und Bonns SWB betroffen sein. „Die behalten ihre jeweiligen Unternehmensfarben.“

Die Finanzierung des SPNV auf der Eisenbahn-Schiene geht über auf „Go.Rheinland“.

Wesentliche Aufgabe von „Go.Rheinland“ wird es sein, mehr Fördergelder für die Region Köln / Bonn / Aachen / Leverkusen einzuwerben. Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf im SPNV sollen nicht mehr den einzelnen Bahnunternehmen (wie DB, Rurtalbahn, National Express und Mittelrheinbahn) zustehen, sondern „Go.Rheinland“, die ihrerseits die Bahnunternehmen für die erbrachten Leistungen bezahlt.

Michael Vogel, Geschäftsführer der NVR und der neuen „Go.Rheinland“: „Wir wollen mit der neuen „Dachmarke“ unserer zunehmenden Verantwortung im Rahmen der klimafreundlichen öffentlichen Mobilität gerecht werden und unseren Fahrgästen ein attraktives Angebot machen. Die starke neue Marke soll sich vom Üblichen im öffentlichen Verkehr absetzen und mithelfen, die Fahrgäste von den Vorteilen des öffentlichen Verkehrs zu überzeugen.“           

Hans-Peter Geulen, Geschäftsführer des Aachener AVV, ergänzt: „Mit Go.Rheinland stellen wir uns auch international auf. Denn schon heute haben wir Linien, die von uns nach Belgien und in die Niederlande hineinfahren (zum Beispiel die Aachener Linien 14 nach Eupen, 24 nach La Calamine / Kelmis und 44 nach Heerlen) oder von dort zu uns kommen (zum Beispiel die niederländische Schnellbuslinie Maastricht – Aachen).    

Brutto-Verkehrsverträge

Schon seit der Mitte des vergangenen Jahrzehnts schreibt der NVR als Aufgabenträger für den Schienen-Personennahverkehr die Verkehrsleistungen in seinem Gebiet nur noch als „Brutto-Verkehrsverträge“ aus.  Bei einem „Netto-Verkehrsvertrag“ liegt die Verantwortung dafür, Fahrgeldeinnahmen zu erzielen, bei dem Verkehrsunternehmen, das (nach Ausschreibung) den Auftrag bekommen hat, den Verkehr zu fahren. Diese Verantwortung geht beim Brutto-Verkehrsvertrag auf den Auftraggeber über, der die Leistung ausgeschrieben hat. Der übernimmt damit nicht nur die Verantwortung für die Finanzen, sondern auch für Marketing, Vertrieb und die Kommunikation, mit der neue Fahrgäste gewonnen werden sollen. „Die Gelder, die der Aufgabenträger – hier in Zukunft „Go. Rheinland“ – einnimmt, fließen unmittelbar in den Ausbau des Schienen-Personennahverkehrs und die Verbesserung seiner Qualität.“           

Neue Adresse: Deutzer Allee

Fast zeitgleich mit der Namensänderung wird „Go.Rheinland“ (zusammen mit dem VRS) auch umziehen. Von den bisherigen Räumen in der Kölner Glockengasse (bekannt durch den Firmensitz eines nicht ganz namenlosen Duftwassers) in die Deutzer Allee im rechtsrheinischen Stadtteil Deutz. Die bisherigen Räume in der Glockengasse seien unterdessen zu klein, in der Deutzer Allee habe man deutlich mehr Platz. Zwar wächst die zur Verfügung stehende Grundfläche der Büros nicht wesentlich, aber die Unterteilung in die einzelnen Zimmer sei in der Glockengasse eher unglücklich.

Zur Personalsituation

Go.Rheinland kündigt an: „Unsere Mitgliedsbetriebe und wir stellen uns weiter als attraktive Arbeitgeber auf. Fachkräftemangel können wir uns in diesen herausfordernden Zeiten und mit Blick auf die Mobilitätswende nicht leisten.“

Bei der Pressekonferenz (von links nach rechts): Markus Vogten (Presseprecher AVV), Hans-Peter Geulen (Geschäftsführer AVV), Michael Vogel (Geschäftsführer Go.Rheinland und VRS), Dr. Norbert Reinkober (Geschäftsführer Go.Rheinland und VRS) sowie Holger Klein (Pressesprecher Go.Rheinland und VRS). Der Bildschirm im Hintergrund zeigt die künftige Farbe von Go.Rheinland | (c) Christian Marquordt
01.01.2023
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