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Ohne Fahrleitung: Die Verlängerung der Straßenbahn Barcelona

von Erik Buch
© Oriol Pàmies Jaume


Vor gut 20 Jahren führte Barcelona das System Straßenbahn in moderner Form wieder ein – zwei getrennt voneinander betriebene Netze, als Trambaix und Trambesòs bezeichnet, entstanden in recht kurzer Zeit. Schon damals war von einer baldigen Verbindung der beiden Teile durch eine rund 4 km lange Strecke entlang der schnurgeraden Avinguda Diagonal die Rede, die etwas nördlich der Altstadt eine zentrale Achse im Verkehrsnetz der Stadt bildet.

Erste Testfahrten am 16. Juli 2024 | © Alstom
© TRAM


Doch es sollte zwei Jahrzehnte dauern, bis ein erstes, 1,7 km langes Teilstück dieser Verbindung nun eingeweiht werden konnte: Seit dem heutigen 10. November 2024 fährt die Linie T4 von Adrià de Besòs über den Umsteigeknoten Glòries nicht weit entfernt von der berühmten Katedrale Sagrada Família weiter bis zu ihrer neuen Endstelle Verdaguer. Ursprünglich sollte es schon gestern losgehen, doch die Gewerkschaften hatten ausgerechnet für den geplanten Eröffnungstag zu einem Streik aufgerufen. Alle Feierlichkeiten einschließlich der offiziellen Einweihung durch den Regionalpräsidenten von Katalonien und den Bürgermeister von Barcelona wurden abgesagt und der Fahrbetrieb begann am frühen Morgen des 10. November ohne viel Aufhebens – zweifellos eine vertane Chance, die neue Verbindung den Bürgern näher zu bringen.

© Oriol Pàmies Jaume
© Oriol Pàmies Jaume

Als Zugeständnis an die zahlreichen Kritiker der Verlängerung im städtebaulich sensiblen Bereich führt man erstmals in Spanien den oberleitungsfreien Betrieb nach dem System APS von Alstom ein. Die Stromzufuhr erfolgt unteridisch durch im Boden mittig zwischen den Schienen verlegte Metallplatten, die nur bei Überfahrt eines Zuges unter Spannung gesetzt werden. Andernorts, vor allem in Frankreich, findet diese Technik häufiger Anwendung.

18 der insgesamt 41 in den Jahren 2003-2011 beschafften, fünfteiligen Alstom Citadis 302 mussten dafür zusätzlich mit Unterflur-Stromabnehmern ausgestattet werden. Außerdem liefert Alstom vier neue, ebenfalls fünfteilige Triebwagen seiner aktuellen Baureihe X05, die sich äußerlich von älteren Wagen unterscheiden. Die Auslieferung der Fahrzeuge aus dem Alstom-Werk Santa Perpetua in der Region Katalonien steht in Kürze bevor.

Der Weiterbau von Verdaguer bis zur Endstelle Francesc Macià der Trambaix-Linien T1, T2 und T3 ist ebenfalls vorgesehen und durchgeplant, ein konkreter Baubeginn ist hier aber noch nicht klar, auch wenn von einer Fertigstellung bis 2028 in offiziellen Bekundungen der Stadtverwaltung die Rede ist. Erst dann werden die beiden Tramnetz in Barcelona auch tatsächlich physisch verbunden sein.

Zwischenstation Sicíla | © Brigitte Braucek
Verdaguer | © Brigitte Braucek
© Alstom
10.11.2024