Die Wasserstoffbusse der RVK
Schon seit 2020 setzt die Regionalverkehr Köln auf ihren Überlandlinien auf Busse, die mit Wasserstoff betrieben werden. In einer Brennstoffzelle erzeugen sie durch Reaktion des Wasserstoffs mit dem Sauerstoff der Luft elektrischen Strom, mit dem sie dann fahren. Dabei sind sie ohne jegliche Emissionen unterwegs, das Einzige, was „hinten raus kommen“ kann, ist chemisch reiner Wasserdampf. Bei niedrigen Temperaturen kann man schon mal sehen, dass über dem Heck des Busses ein kleines, dünnes Wölkchen aufsteigt: das sind keine Abgase, das ist Wasserdampf.
2020 kam die erste große Lieferung von 35 Wasserstoffbussen zur RVK: Wagen des belgischen Herstellers Van Hool vom Typ „New A 330 FC“. 2010 waren schon einmal zwei Wasserstoffgelenkbusse des niederländischen Herstellers APTS (Advanced Public Transport Systems) vom Typ „Phileas 18“ und 2014 schon einmal zwei Van Hool New A 330 FC zur RVK gekommen. Die Van Hool des Jahrgang 2020 stammten aus einer Gemeinschaftsbestellung mit den Wuppertaler Stadtwerken WSW.
Ab 2021 folgten dann 48 Wasserstoffbusse des Typs „Urbino 12 hydrogen“ von Solaris, auch sie zunächst gemeinsam mit Wuppertals WSW geordert. Ende 2023 verfügte die RVK schon über 85 Busse mit dieser Antriebstechnik – kein zweiter Verkehrsbetrieb in Europa konnte (und kann) da mithalten.
Im September diesen Jahres kamen die ersten 18 Wasserstoff-Gelenkbusse vom Typ „Solaris Urbino 18 hydrogen“ zur RVK. Acht von ihnen kamen zum Betriebshof Wermelskirchen, von wo aus sie auf VRS-Linie 260 (Remscheid – Wermelskirchen – Burscheid – Leverkusen – Köln-Mülheim – Köln Hauptbahnhof) eingesetzt werden. Die 260 ist von Ende bis Ende ziemlich exakt zwei Stunden unterwegs, ein Umlauf dauert einschließlich Wendezeiten in Remscheid und Köln also 4,5 Stúnden. – Die restlichen zehn Gelenkwagen gingen zu anderen Betriebshöfen, so zum Beispiel nach Meckenheim (bei Bonn).
Mit diesen 18 Gelenkbussen kam die RVK schon auf 103 Wasserstoffbusse. Aber damit noch lange nicht genug: im November kamen jetzt 31 weitere Busse mit Wasserstoff-Brennstoffzelle (103 + 31 = 134 Wagen). Nach entsprechenden Schulungen der Fahrer gehen sie jetzt in den Linieneinsatz. Zum Beispiel vom Betriebshof Meckenheim aus, aber auch im von der RVK gefahrenen Stadtverkehr Hürth. RVK-Chef Dr. Marcel Frank: „Betriebshof Meckenheim ist unser Tor in den linksrheinischen Teil des Rhein-Sieg Kreises (Kreis Siegburg).“
Und mit diesen 134 Wasserstoffbussen gibt sich die RVK durchaus nicht zufrieden. Zur Auslieferung im Jahr 2025 sind weitere 58 Wagen „in der Pipeline“.
Der Wrightbus Kite Hydroliner FCEV für die RVK
Sehen wir uns die 31 Busse, die jetzt im November gekommen sind, etwas näher an. Denn sie sind eine Premiere, nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa, sofern man auf der rechten Straßenseite fährt. Gebaut hat sie der nordirische Busbauer Wrightbus, und sie sind von dessen Typ „Kite Hydroliner FCEV“. Sie sind 11.600 mm lang, 2.520 mm breit und 3.380 mm hoch; sie können 90 Fahrgäste befördern. Als Vorderachse verfügen sie über die „RL 82 EC“ von ZF, und ZF liefert mit seiner „AV 133“ auch die Antriebsachse zu. Die Brennstoffzelle stammt von canadischen Hersteller Ballard, die Batterien liefert der texanische Hersteller Microvast. Das zulässige Gesamtgewicht beläuft sich auf 19.500 kg. Wrightbus nennt für einen mit 32 kg Wasserstoff voll betankten Wagen eine Reichweite von 720 Kilometern – welcher Diesel-Linienbus käme so weit? Sollten die Wasserstoff-Druckflaschen (mit einem Druck von 350 bar) einmal völlig leergefahren sein, dauert es nur acht Minuten, die Flaschen wieder vollkommen aufzufüllen.
Die neue Wasserstoff-Tankstelle in Meckenheim
Und wie kommt der Wasserstoff in den Bus? Na, ganz einfach, an einer Tankstelle. So etwas hat die RVK schon, zum Beispiel auf den Betriebshöfen in Meckenheim und Wermelskirchen. Hier wird der Wasserstoff mit Tanklastwagen angeliefert. Im Stadtverkehr Wesseling wird an einer öffentlichen Wasserstofftankstelle in der Stadt getankt. Etwas anders geht es bei den Bussen zu, die in den Stadtverkehren der beiden Nachbarstädte Hürth und Brühl unterwegs sind. In Hürth gibt es den „Chempark Hürth“, und bei dessen Produktion entsteht nebenbei auch Wasserstoff – was eigentlich gar nicht Ziel der Produktion ist. Aber jetzt fahren die Wasserstoffbusse aus den Stadtverkehren Hürth und Brühl eben in den Chempark und tanken hier. Übrigens wird auch der Betriebshof Meckenheim vom Chempark Hürth aus beliefert.
Doch mit der ständigen Ausweitung des Einsatzes von Wasserstoffbussen wird die vorhandene Wasserstofftankstelle auf dem Betriebshof Meckenheim zu klein. So erwarb die RVK im Meckenheimer Gewerbegebiet “Unternehmerpark“ ein Grundstück, auf dem jetzt in der Nachbarschaft der Straße von Meckenheim nach Bonn-Röttgen eine größere Wasserstofftankstelle errichtet wird. Baubeginn war am 27. November, die Anlage soll im zweiten Quartal 2025 fertiggestellt werden. Notwendig wurde der Bau der „Grüne Tankstelle“ genannten Anlage durch eine Förderzusage des Bundesverkehrsministeriums aus dem Jahr 2022, aufgrund derer die RVK bis Mitte 2025 ihre Flotte von Wasserstoffbussen deutlich ausbauen wird. Bis dahin dauert es nicht mehr lange, und so ist der Bau der neuen Tankstelle nicht nur wichtig, sondern inzwischen auch dringlich.
Die RVK verpachtete das Grundstück an die „Air Products GmbH“, und dieses Unternehmen errichtet hier jetzt die Wasserstoff-Tankstelle. Es wird die Anlage auch nach der Fertigstellung betreiben. Air Products ist ein US-amerikanisches Unternehmen aus dem Bundesstaat Pennsylvania, die deutsche Tochter hat ihren Sitz in Hattingen an der Ruhr.
Wenn im zweiten Quartal 2025 die Bauphase 1 der Wasserstofftankstelle fertiggestellt sein wird, werden hier die Wasserstoffbusse der RVK mit einem Druck von 350 bar betankt werden. In Bauphase 2 wird eine öffentliche H2-Tankstelle dazu kommen, an der – mit einem Druck von 700 bar – auch private Pkw und Lastwagen werden tanken können. Jörg Hömberg, Geschäftsführer der Air Products GmbH: „Wir sind der Welt größter Lieferant für Wasserstoff. Unserem Ziel, kohlenstoffarme Energie für emissionsfreie Flotten bereitzustellen, kommen wir jetzt einen Schritt näher.“ Und er stellt klar: „Das gesamte Konzept der Tankstelle ist auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgelegt. Deshalb wird es in Meckenheim ausschließlich zertifizierten Wasserstoff geben, der mit erneuerbaren Energien hergestellt worden ist.“
Zudem wird es auf der „Grünen Tankstelle“ in Meckenheim auch zwei Ladesäulen mit insgesamt vier Ladeplätzen geben, an denen batterie-elektrische Pkw und Lastwagen mit bis zu 150 kW werden nachladen können. Damit wird auch die Entwicklung der Elektromobilität unterstützt werden.
09.12.2024