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Rhein-Erft Verkehrsgesellschaft (REVG) – 26 Wasserstoffbusse in Auslieferung

Wagen 2021, einer der beiden Dreitürer, ist im November 2024 bei Pulheim-Brauweiler unterwegs, im Hintergrund die berühmte Abtei | © REVG

Zur Geschichte der REVG

Im Westen von Köln ist – rund um die Millionenstadt herum – die kreiseigene „Rhein – Erft Verkehrsgesellschaft mbH (REVG) des Kreises Bergheim (Rhein – Erft Kreis) unterwegs. Sie bedient auf 46 Linien mit 111 Bussen den Linienverkehr im Kreis, kommt aber auch nach Köln hinein und zum Beispiel auch nach Dormagen im Kreis Neuss. Zu den eigenen Bussen kommen auch noch Wagen von Subunternehmen, die im Auftrag der  REVG unterwegs sind – unter ihnen auch DB-Tochter Busverkehr Rheinland (BVR) aus Düsseldorf. Der beachtlich große Wagenpark erklärt sich daraus, dass der Kreis Bergheim mit mehr als einer halben Million Einwohnern einer der größten deutschen Landkreise ist – alle zehn kreisangehörigen Kommunen sind Städte, „Landkreis“ beschreibt die Realität eher unzutreffend.

Ursprünglich war der Kreis Bergheim mit seiner REVG einer der acht kommunalen Eigentümer der Regionalverkehr Köln GmbH. Die ihrerseits aus einer gemeinsamen Tochter von Deutscher Bundesbahn und Deutscher Bundespost hervorgegangen ist und den „Vereinigten Bundes-Verkehrsbetrieben“ in Köln gehörte. Es kam der Tag, an dem der Bund keine Lust mehr hatte, das Defizit der RVK auszugleichen, und sie deshalb an acht kommunale Verkehrsbetriebe der Region Köln / Bonn verkaufte, unter denen die bekanntesten die Kölner Verkehrs Betriebe (KVB) und die Bonner SWB (Stadtwerke Bonn Bus und Bahn) sind.

Lange hatte die REVG keine eigenen Busse, sondern ließ ihre Leistungen von Bussen der RVK erbringen. Die aber immerhin im speziellen Look der REVG lackiert waren. Das änderte sich mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018. Seither besitzt die REVG eigene Busse – der Marken Scania (Solowagen) und Mercedes-Benz (Solo- und Gelenkbusse). Wobei es mehr Scania als Mercedes gibt. Kürzlich kamen für zwei neue Schnellbus-Linien auch drei MAN in den Fuhrpark. Die Busse, die die RVK bislang im Kreis Bergheim eingesetzt hatte, wurden auf die anderen Betriebshöfe verteilt, wo man sie noch heute im Bergheimer Look erleben kann. Zum Beispiel im Stadtverkehr Bonn, wo die RVK im Auftrag ihrer Mutter SWB Leistungen erbringt: da kann auch schon mal ein RVK-Wagen im Bergheimer Outfit auf Bonner Stadtlinie erscheinen.

Wagen 9068, einer der Scania, am Bahnhof Erftstadt | © Christian Marquordt
Mit Wagen 9101 wartet einer der Mercedes-Benz Citaro-Gelenk seine Pause an der Stadtbahnstation Hermülheim in Hürth ab | © Christian Marquordt

Alle bisherigen Busse der REVG sind reine Dieselbusse. Die drei MAN als die bislang jüngsten Wagen im Fuhrpark sind immerhin „efficient hybrid“: sie gewinnen beim Bremsen Strom, mit dem sie nach dem nächsten Stopp wieder anfahren. Das verschafft ihnen eine Dieselersparnis von rund 16 Prozent, und das bedeutet auch 16 Prozent weniger Abgase. Geht also schon mal in die richtige Richtung …

2021 beschloss der Kreistag, dass der kreiseigene Verkehrsbetrieb ab 2030 rein elektrisch fahren solle: Man entschied sich für Elektrobusse mit Wasserstoff-Brennstoffzelle. Im selben Jahr kamen auch  schon zwei erste Wasserstoff-Testbusse zur REVG – sowohl ein Van Hool als auch ein Solaris. Als Ergebnis des Tests wurden bei Van Hool 26 „New A 330 FC“ geordert, die 2024 angeliefert werden sollten.

Van Hool? War da nicht was? Doch, leider ja, Anfang 2024 ging Van Hool in Konkurs. Und schied damit als Lieferant der Wasserstoffbusse aus. Der Auftrag musste neu vergeben werden – und Solaris erklärte sich bereit und willens, die Wagen zu liefern. Natürlich mit entsprechender zeitlicher Verzögerung, Solaris musste die 26 Wagen für die REVG ja erst einmal in sein Produktionsprogramm einplanen.

Im November 2024 trafen die beiden ersten „Solaris Urbino 12 hydrogen“ bei der REVG ein. Die 24 weiteren Wagen aus dem Auftrag kommen jetzt im Jahr 2025 zur REVG.

Solaris Urbino 12 hydrogen Wagen 2023 am Bahnhof in Kerpen-Horrem | © Christian Marquordt
Wagen 2023 von hinten links, über dem Heck das nicht untypische Wasserdampf-Wölkchen | © Christian Marquordt
Innenraum eines der neuen Solaris Urbino 12 hydrogen | © Christian Marquordt

Die „Solaris Urbino 12 hydrogen“ im Portrait

Die beiden ersten Solaris-Wasserstoffbusse der REVG mit den Wagennummern 2420 und 2421 vom November sind Dreitürer. Die weiteren 24 Wagen, die jetzt folgen, tragen die Wagennummern 2422 bis 2445 und sind Zweitürer.

Zum Einsatz kommen die Wagen freizügig auf allen Linien der REVG. Das ist der Vorteil eines Busses, der unterwegs keine Nachladung braucht: er kann überall fahren, ohne dass zusätzliche Infrastruktur geschaffen werden müsste. Eine Ausnahme allerdings gibt es: die Wasserstoff-Wagen kommen nicht auf die beiden Schnellbus-Linien SB 91 (Brühl – Hürth – Frechen – Pulheim – Dormagen) und SB 92/93 (Wesseling – Brühl – Erftstadt – Kerpen – Bergheim – Elsdorf) – die als zusammenhängende Linie gafahren werden, unterwegs aber die Liniennummer ändern. Die REVG berichtet für Ihre Wasserstoffbusse eine Reichweite von 350 Kilometern, das ist für normalen Linienverkehr völlig ausreichend, die beiden Schnellbuslinien kommen allerdings auf eine höhere Laufleistung pro Tag, und das bieten die Wasserstoffbusse noch nicht.

Die Brennstoffzellen der Solaris kommen von Ballard aus Canada, sie haben eine Leistung von 75 kW. Die Pufferbatterien vom Typ „Solaris High Power“ haben eine Kapazität von 10 kWh. Was zeigt, dass die Wasserstoff-Solaris keine großen und schweren Batterien „mitschleppen“ müssen. Ihr Wasserstoff-Tank besteht aus 5 Verbundstoff-Druckflaschen, die jede 312 Liter Wasserstoff fassen, insgesamt hat der Bus also vollgetankt 1560 Liter Wasserstoff an Bord.

Die Vorderachse verfügt über Einzelrad-Aufhängung, als Antriebsachse baut Solaris eine Elektroportal-Achse von ZF ein, die insgesamt 250 kW (entsprechen 340 PS) auf die Straße bringt. Die Elektromotoren der Busse stammen teils von TSA (Traktions-Systeme Austria) und teils von ZF (Zahnradfabrik Friedrichshafen).

Hersteller Maximator hat die Wasserstoff-Tankstelle geliefert. Mit ihrem Betriebshof im Kerpener Stadtteil Türnich ist die REVG Mieter bei der bekannten Spedition Freund, und Freund stellt auch die Wasserstoff-Tankstelle zur Verfügung. Die REVG: „Es ist sichergestellt, dass unsere Busse an 7 Tagen in der Woche jeweils über alle 24 Stunden Wasserstoff tanken können. Damit sind sie jederzeit einsatzbereit.“

Der Solaris Urbino 12 hydrogen ist 12.000 mm lang, 2.550 mm breit und 3.300 mm hoch. In der dreitürigen Version kann er 85 Fahrgäste befördern, von denen 31 einen Sitzplatz vorfinden. Entsprechend kann der Zweitürer sogar 35 Passagieren den Komfort eines Sitzplatzes bieten.

Der Solaris Urbino 12 hydrogen hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 19.200 kg.

Solaris Urbino 12 hydrogen | © Christian Marquordt
08.05.2025