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Rheingold Wuppertal: Zehn Elektrobusse von MCV, ein neuer Betriebshof und die Übergabe der Geschäftsführung an die nächste Generation

MCV C 127 EV auf einer Vorführfahrt | © Christian Marquordt

Im Jahr 1929 wurde in Wuppertal das Omnibusunternehmen „Rheingold Reisen Wuppertal Blankennagel GmbH & Co KG“ gegründet. Es ist damit nicht nur unterdessen 96 Jahre alt, sondern ebenso alt wie die Stadt, in der man zuhause ist, denn die gibt es ebenfalls erst seit 1929. Sie entstand damals als Zusammenschluss von sechs Städten und Gemeinden, deren größte und bekannteste die ehemaligen Städte und heutigen Stadtteile Elberfeld und Barmen waren – und sind.

Die „Blankennagel-Gruppe“ besteht heute neben „Rheingold-Reisen“ auch aus der „Verkehr und Service Wuppertal GmbH“ und der „Westfälisch Bergischen Verkehrsgesellschaft mbH“ (WBV). Mit rund 100 Bussen ist man heute das größte private Busunternehmen im Bergischen Land. Unterwegs ist die Blankennagel-Gruppe im Großraum Rhein-Ruhr-Berg zwischen Dortmund im Osten und Meerbusch (zwischen Düsseldorf und Krefeld) im Westen. Daneben gibt es auch Reiseverkehr, der unter dem Slogan „Wir vergolden Ihre Reise“ angeboten wird. Im übrigen ist das Unternehmen im Linienverkehr im Auftrag öffentlicher Verkehrsbetriebe – so zum Beispiel im Auftrag der Wuppertaler WSW oder der Düsseldorfer DB-Tochter BVR – und im Schulbusverkehr unterwegs.  

Die Blankennagel-Gruppe verfügt über einen recht vielfältigen, „bunten“ Wagenpark. Es gibt Busse der Hersteller (in alphabetischer Reihenfolge) Güleryüz, Iveco, Isuzu, MAN, MCV und Mercedes. Seniorchef Axel Blankennagel: „Gerade unsere Viel-Marken-Strategie ist eins unserer Erfolgsgeheimnisse. Wir sind an keinen Bushersteller gebunden, unsere eigene Buswerkstatt ist markenfrei und kann die Fahrzeuge aller Hersteller betreuen und versorgen.“ Und er fügt hinzu: „Güleryüz Deutschland hat seinen Sitz etwa 500 Meter von unserem Betriebshof entfernt (Dieselstraße 15 und Dieselstraße 51). Das ist natürlich nicht uninteressant für uns.“

Die Beschaffungspolitik kurz zusammengefasst: „Bei uns liefert der, der das günstigste Angebot abgegeben hat.“ Das können eben auch alt bekannte Hersteller wie MAN und Mercedes sein.

Geschäftsführung: Seniorchef Axel Blankennagel mit der nächsten Generation: Tim Blankennagel (rechts) und Jörn Blankennagel (links) | © Christian Marquordt

21. März 2025: viel Neues bei „Rheingold“

Am 21. März 2025 beging „Rheingold“ mit einer großen Feier gleich mehrere Veränderungen im Unternehmen. Zunächst übergab Seniorchef Axel Blankennagel, der das Unternehmen bislang in dritter Generation geleitet hat, die Geschäftsführung an seine Söhne Tim und Jörn. Er selber will in Zukunft als „Berater der Geschäftsführung“ tätig sein.

Der neue Betriebshof in der Dieselstraße

Zugleich nahm „Rheingold“ an diesem 21. März auch seinen neuen Betriebshof an der Dieselstraße 15 im Wuppertaler Stadtteil Langerfeld in Betrieb. Das Gelände ist 22.500 qm groß, für jeden der rund 100 Busse gibt es einen bequem anzufahrenden breiten Abstellplatz. Zudem stehen hier natürlich das Verwaltungs- und das Werkstattgebäude. Und was den Verfasser denn doch beeindruckte: Ein vernünftiger Reisebus hat ja heute eine eigene Bordtoilette. Und auf dem neuen Betriebshof der Blankennagel-Gruppe gibt es eine eigene Anlage, an der das, was sich da in der Toilette gesammelt hat, abgelassen und entsorgt wird. Die Fahrt zur nächstgelegenen Kläranlage erübrigt sich …

Rheingold Verwaltung und Waschhalle auf dem neuen Betriebshof an der Dieselstraße | © Rheingold Wuppertal

Vor allem aber: zehn C 127 EV des ägyptischen Herstellers MCV

Das Wichtigste – jedenfalls aus der Sicht des Verfassers – war allerdings, dass „Rheingold“ bei dieser Feier auch seine ersten zehn batterie-elektrischen Busse in Betrieb nahm. Gebaut worden sind sie beim ägyptischen Hersteller MCV (Manufacturing Commercial Vehicles) aus der Nachbarschaft von Kairo, und sie sind vom Typ „C 127 EV“. Für den Vertrieb dieser Busse in Deutschland (und angrenzenden Nachbarländern) hat man die „MCV Deutschland GmbH“ mit Sitz im sauerländischen Bestwig gegründet.

Am 17. Februar 2025 kommt einer der neuen MCV für Rheingold auf einem Tieflader vom Hafen Antwerpen bei MCV Deutschland in Bestwig an | © Christian Marquordt

Die neuen Busse von „Rheingold“ sind 12.075 mm lang, 2.550 mm breit und 3.200 mm hoch. Ihr Radstand beträgt 5.900 mm. Die beiden Türen stammen vom niederländischen Hersteller Ventura und sind je 1.250 mm breit. (Rheingold hat sich für den Zweitürer entschieden, der Wagen ist aber auch als Dreitürer lieferbar.) Die Einstiegshöhe beträgt 320 mm, das ist bei Niederflurbussen üblich. Das Leergewicht der Wagen liegt bei 13.600 kg, ihr zulässiges Gesamtgewicht beträgt 19.500 kg. Die 33 Sitzplätze liefert der deutsche Hersteller Kiel. Insgesamt können 90 Fahrgäste im MCV C 127 EV mitfahren. 

Das Karosserie-Gerippe besteht aus Edelstahl, die Seitenbeplankung lässt sich einfach abnehmen, was die Reparatur nach Unfällen erleichtert. Beide Achsen stammen vom deutschen Hersteller ZF. Die Vorderachse mit Einzelradaufhängung ist von dessen Typ „RL 82“, als Antriebsachse wird die Portalachse „AVE 133“ eingebaut.

Der synchrone elektrische Antriebsmotor ist ein Zentralmotor des französischen Herstellers „OPmobility“, der 250 kW (340 PS) leistet. Die Lithium-Ionen-Batterien (Nickel-Mangan-Kobalt) kommen vom ebenfalls französischen Hersteller Forsee, sie haben eine Kapazität von 462 kWh, was ihnen eine Reichweite von 400 Kilometern verleiht. Nachgeladen wird auf dem Betriebshof über CCS-Combo-Stecker, auf der rechten Wagenseite gibt es zwei „Steckdosen“, je eine im vorderen und hinteren Wagenteil. Heizung und Klimatisierung arbeiten mit einer CO2-Wärmepumpe, sie stammen von Valeo aus Paris.

An Fahrer-Assistenzsystemen bringt der MCV C 127 EV mit:

  • ECAS – Luftfederung mit Nivellierungs- und Kneeling-Funktion
  • EBS – elektronisches Bremssystem
  • ABS – Anti-Blocker-System
  • ASR – Anti-Schlupf-Regelung
  • ESP – elektronisches Stabilitäts-Programm
MCV C 127 EV | © Christian Marquordt

Was könnte noch interessant sein? Nun, dieses: MCV Deutschland hat einen Auftrag über 50 Wasserstoffbusse aus Österreich bekommen, die 2026 ausgeliefert werden sollen. Dazu passt, dass der kanadische Brennstoffzellen-Hersteller Ballard kürzlich meldete, von MCV den Auftrag zur Lieferung von 50 Brennstoffzellen bekommen zu haben. Diese Wagen für Österreich werden die ersten Wasserstoffbusse sein, die MCV gebaut haben wird.   

01.04.2025