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Salzgitter: 16 VDL Citea „New Generation“ für die KVG Braunschweig

© VDL

Vor elf Jahren, also im Jahr 2011, stellte die Kraft-Verkehrs-Gesellschaft Braunschweig (KVG) ihre ersten Busse des niederländischen Herstellers VDL in Dienst. Es handelte sich um Busse des Typs „Citea LLE-120/255“, also um 12 Meter lange Low-Entry-Busse mit einer Motorleistung von 255 PS. Der „Citea LLE“ entstand als Weiterentwicklung des „Ambassador“ des niederländischen Busbauers Berkhof aus Heerenveen, der seinerseits in VDL aufgegangen ist. Die Stärke des Ambassador (und damit auch des Citea LLE) besteht vor allem in seinem niedrigen Eigengewicht, das auf der Verwendung von Kunststoff statt Stahl für wesentliche Bereiche der Karosserie beruht. Niedriges Eigengewicht = niedriges Gewicht, das der Bus mit sich herumschleppen muss = niedriger Kraftstoffverbrauch. Der Verfasser kennt einen Busunternehmer aus der Region Bonn, der nach 2000 einen ersten Berkhof Ambassador anschaffte. Dessen Verbrauchswerte fand er so erfreulich, dass sein Fuhrpark heute aus zehn VDL Citea-LLE besteht, mit denen er im Auftrag der Rhein-Sieg Verkehrs-Gesellschaft (Troisdorf) fährt.

Zur KVG Braunschweig

1904 stellte der ebenso bekannte wie legendäre Nutzfahrzeug-Hersteller Büssing seinen ersten Bus vor.  Er ist bekannt geworden unter dem Namen „Braunschweig – Wendeburg“. Denn Büssing hielt es damals so, dass ein neues Fahrzeug erst einmal „im eigenen Betrieb“ getestet wurde. Dafür gab es die Büssing- Kraftwagen-Betriebsgesellschaft. Und die ließ den ersten Büssing-Bus von 1904 zwischen Braunschweig und dem Dorf Wendeburg pendeln. Ob das im Auftrag der Post (statt einer Postkutsche) geschah oder der Bus nur Postsendungen mitnahm, ist heute wohl nicht mehr zweifelsfrei zu klären. Immerhin, der Büssing von 1904 bewährte sich prächtig auf dem „platten Land“ nordwestlich von Braunschweig.

Nachbau von MAN des ersten Büssing-Busses von 1904 (Braunschweig – Wendeburg) | © Christian Marquordt
Büssing Präfekt 13 der KVG Braunschweig (Wagen 0702), hier ein von der Düsseldorfer Rheinbahn übernommener Wagen | © Christian Marquordt

Und so traute Büssing sich an weit herausforderndere Aufgaben heran. Man baute Busse für die teils wirklich steilen Strecken im Harz – als Beispiel sei die Bundesstraße 4 zwischen Bad Harzburg und Torfhaus genannt. Und auch im Harz bewährten sich diese Wagen auf den Linien der Büssing-Kraftwagen- Betriebsgesellschaft. Es kam der Erste Weltkrieg, und damit endete der Linienverkehr von Büssing im Harz.

Am 22. November 1919 wurde ein Nachfolge-Unternehmen mit dem Namen „Kraftverkehrsgesellschaft mbH Braunschweig (KVG)“ gegründet. Eigentümer dieses neuen Unternehmens war nicht mehr Büssing, sondern das damalige Land Braunschweig (nach 1945 aufgegangen im Land Niedersachsen) und mehrere Kommunen der Region. So zum Beispiel die Landeshauptstadt Braunschweig, deren Verkehrsbetrieb zunächst keine eigenen Busse hatte, sondern auf seinen ab 1925 eingerichteten Buslinien bis 1928 Wagen der KVG Braunschweig fahren ließ.

Die KVG blieb zunächst den Bussen ihres „Gründers“ Büssing treu. Erst im Zweiten Weltkrieg gab es eine große Beschaffung von Bussen der Marke Skoda – aus dem damaligen „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“, heute zum Glück bekannt als „Tschechische Republik“. Die Skodas waren wohl gut, denn in den fünfziger Jahren waren etliche von ihnen noch bei der KVG im Einsatz.

Bei den Eigentümern kam später auch noch die Deutsche Bundesbahn dazu. Was sich zum Beispiel darin zeigte, dass es im Braunschweiger Umland kaum Bahnbus-Linien gab.

Am 09. September 2014 verbringt KVG-Wagen 1214, ein VDL Citea LLE-120/250, seine Pause am Braunschweiger Hauptbahnhof | © Christian Marquordt

Die VDL Citea LF-122 für die KVG

Zurzeit läuft bei der KVG Braunschweig gerade die Auslieferung von 16 batterie-elektrischen VDL-Bussen der jetzt auslaufenden Generation des Citea, also des „Citea SLF-120/electric“. Von ihnen sind bereits vier zum Betriebshof Helmstedt und fünf zum Betriebshof Wolfenbüttel gegangen; in beiden Städten kommen die Wagen in den von der KVG bedienten Stadtverkehren zum Einsatz.

Diese Wagen sind noch gar nicht alle ausgeliefert, da bestellt die KVG schon 16 weitere Elektro-Citea bei VDL. Sie werden sich von den aktuell ausgelieferten Wagen deutlich unterscheiden, denn sie werden schon zur neuen Generation des Citea gehören. Liefern wird VDL sie im Jahr 2023. Ihre Typenbezeichnung wird „Citea LF-122“ lauten.

Erste Wagen der neuen Generation des Citea werden noch 2022 ausgeliefert werden – zu den ersten Kunden wird die Oberhausener STOAG gehören, die zugleich der erste Kunde in Deutschland sein wird.

Den neuen Citea wird es – ganz anders als die Wagen der jetzt auslaufenden Generation – nur noch mit elektrischem Antrieb geben. Das erklärt, warum der Zusatz „/electric“ in der Typenbezeichnung entfallen kann. Und auch das führende „S“ (bzw. das führende „L“ bei der ehemaligen Ambassador-Baureihe) kann entfallen, weil die Karosserien der neuen Citea nicht mehr entweder größtenteils aus Stahl oder zu wesentlichen Teilen aus Kunststoff bestehen, sondern jetzt bei allen Versionen einen deutlichen Kunststoffanteil haben. Die Seitenwände werden bei allen Versionen in einem Stück aus Verbundwerkstoff gefertigt. Eine Unterscheidung unterschiedlicher Bauformen erübrigt sich also.

Der hohe Kunststoffanteil am Aufbau macht den Wagen leichter. Das führt dazu, dass der Verbrauch des Busses sinkt und die Batterien, so denn nötig, mehr wiegen dürfen.

Eine ganz wesentliches Detail bei der neuen Generation des Citea besteht darin, dass seine Batterien ihren Platz nicht auf dem Dach gefunden haben, oder da, wo eine Dieselversion ihren Motor hätte, sondern dass die Batterien unter dem Fußboden eingebaut werden. Dabei ist es VDL gelungen, die Batterien so flach zu halten, dass der Bus dennoch ein vollwertiger Niederflurbus ist.

Gebaut werden wird der neue Citea in einem völlig neuen Werk im belgischen Roeselare, das extra für ihn errichtet worden ist. Roeselare ist für VDL kein unbekannter Produktionsort: hier war der belgische Busbauer Jonckheere zuhause, der zusammen mit Berkhof, Bova, Denolf & Depla, Hainje und Kusters, in VDL aufgegangen ist.

300 Kilometer ohne Nachladung

Die neuen Elektro-Citea der KVG werden Batterien mit einer Speicherkapazität von von 429 kWh haben. Das verleiht ihnen einen deutlich erweiterten Aktionsradius gegenüber bisherigen Batteriebussen: auch bei schwierigen Witterungsverhältnissen – Winter mit auf höchster Stufe laufender Heizung oder Sommer mit Klimaanlage im Volllast-Betrieb – schaffen sie bis zu 300 Kilometer. Wobei die Klimaanlage zur Reduzierung des Energieverbrauchs mit einer Wärmepumpe arbeitet. Nachladung auf der Linie ist für die Reichweite von 300 Kilometern nicht notwendig und mithin auch nicht vorgesehen – nachgeladen wird ausschließlich über Nacht auf dem Betriebshof über CCS-Combo-Stecker. (Vorbei die Zeiten, da man meinte, Batteriebusse auf Linie seien ohne Unterwegs-Nachladung nicht möglich.)

Gegenüber der jetzt auslaufenden Generation des Citea ist der Arbeitsplatz des Fahrers deutlich verbessert worden. Er kann sich über eine erheblich bessere Sitzposition freuen, zum Lenken muss er spürbar weniger Kraft aufwenden.

Und die Mitarbeiter des Betriebs, die für die Einsatzplanung zuständig sind, werden nicht ungerne sehen, dass der neue Citea mehr Fahrgäste mitnehmen, kann als die jetzt auslaufende Generation.

24.04.2022
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