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Škoda liefert 22 Straßenbahnen nach Mainz

Bereits Anfang Mai hat der Aufsichtsrat der Mainzer Stadtwerke AG in einer Sondersitzung mit dem Aufsichtsrat von Mainz Mobilität die Beschaffung von 22 neuen Straßenbahnen beschlossen. Der tschechische Schienenfahrzeughersteller Škoda wird die 22 Bahnen zwischen 2028 und 2030 nach Mainz liefern. Das Investitionsvolumen beträgt mehr als 100 Millionen Euro. 

Heutige Straßenbahnen werden ersetzt

Die neuen Fahrzeuge werden 22 der heutigen Straßenbahnen ersetzen, die derzeit noch im Einsatz sind: Sechs Hochflurfahrzeuge (M8C des Herstellers DÜWAG) Baujahr 1984, die damit mehr als 40 Jahre alt sind und 16 Niederflur-Straßenbahnen des Typs GT6M-ZR von ADtranz aus dem Jahr 1996. Finanziert wird die Beschaffung größtenteils durch die Mainzer Stadtwerke AG. Zudem gibt es Zuschüsse der Stadt Mainz und eine finanzielle Unterstützung von 5 Millionen Euro des rheinland-pfälzischen Mobilitätsministeriums zur Förderung innovativer Komponenten an den neuen Straßenbahnen.

Neue Anforderungen an Barrierefreiheit, ­ Modernität und Klimatisierung erfüllt

„Um die Straßenbahn in Mainz auf Dauer zuverlässig zu betreiben, sind die neuen Fahrzeuge zwingend erforderlich“, erläutern Geschäftsführer Jochen Erlhof und Florian Wiesemann die Notwendigkeit der Ersatzbeschaffung. Gleichzeitig helfen die Fahrzeuge mit ihrer höheren Kapazität die wachsenden Fahrgastzahlen zu bewältigen und erfüllen die heutigen Anforderungen an Barrierefreiheit, Modernität und Klimatisierung. Gerade mit Blick auf die positive Entwicklung im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV): So erreichten unsere Fahrgastzahlen im vergangenen Jahr wieder den Rekordwert von rund 56,9 Millionen aus dem Jahr 2019 vor Corona. In den kommenden Jahren rechnet Mainz Mobilität mit weiteren Steigerungen bei den Beförderungszahlen. 

Werden durch die neuen Škoda Bahnen ersetzt – die letzten M8C aus dem Jahr 1984 I © UTM

Die Straßenbahn spielt dabei in Mainz für den ÖPNV eine zentrale Rolle, denn die Schienenfahrzeuge sind zuverlässig und komfortabel unterwegs. Dank weitgehend eigener Gleistrassen ermöglicht die Straßenbahn rasche Fahrzeiten und ist bei den Fahrgästen überaus beliebt. „Inzwischen stoßen wir mit unseren 30 bis teils über 40 Jahre alten Bahnen aber bei Wartung und Betrieb an unsere Grenzen. Nur mit neuen Fahrzeugen ist dauerhaft ein verlässlicher, sicherer und moderner Straßenbahnbetrieb in Mainz weiter möglich“, so die Geschäftsführer. Im Februar 2024 hatte Mainz Mobilität deshalb ein europaweites Ausschreibungsverfahren gestartet, an dem sich mehrere namhafte Straßenbahnhersteller beteiligt haben. 
 
„Als kommunales Unternehmen setzen wir uns seit vielen Jahren für einen gut ausgebauten ÖPNV in der Stadt Mainz und dem Umland ein. Eine Ersatzbeschaffung in dieser Größenordnung ist finanziell ein erheblicher Kraftakt“, verdeutlicht der Stadtwerke-Vorstandvorsitzende Daniel Gahr die finanziellen Dimensionen dieses Zukunftsprojektes. Gahr: „Wir sind deshalb sehr dankbar dafür, dass wir zusammen mit der Stadt eine tragfähige und gute Lösung in der Frage der Finanzierung der neuen Bahnen finden konnten und das Land uns finanziell beim Ausbau und der Modernisierung des Mainzer Straßenbahnsystems unterstützt.“ Die Stadt Mainz hatte im Doppelhaushalt für das Jahr 2024 einen Investitionskostenzuschuss von 12 Millionen Euro eingestellt. Dieser Betrag wurde in das Jahr 2025 übertragen und steht damit für den Kauf der neuen Fahrzeuge zur Verfügung.

Auch die 16 GT6M-ZR aus dem Jahr 1996 sollen ersetzt werden I © Wikipedia Lizenz CC BY-SA 3.0/ Jivee Blau

Straßenbahnausbau stärkt den Nahverkehr

Mainz Mobilität hat uns bei der Ausschreibung der neuen Straßenbahnen bewusst für Fahrzeuge mit Drehgestelltechnik entschieden – diese sind im Fahrbetrieb leiser als Fahrzeuge mit starren Radsätzen und reduzieren den Verschleiß an Rädern und Schienen in den Bögen. Mit dem Modell ForCity Smart von Škoda wurde nach Aussagen der Verkehrsbetriebe ein bewährter und zuverlässiger Straßenbahn-Typ gewählt. Seit 2022 wurden bereits 150 dieser Fahrzeuge von Škoda ausgeliefert – unter anderem fahren Bahnen dieses Typs in Mannheim, Bonn und Kassel. In Mainz werden die Fahrzeuge etwa 43,5 Meter lang sein und 5 Doppeltüren für den zügigen Ein- und Ausstieg besitzen. Jede Bahn kann rechnerisch 258 Fahrgäste befördern – davon 96 auf Sitzplätzen. Zum Vergleich: In den mittelfristig vor der Ausmusterung stehenden Hochflurbahnen vom Typ M8C finden etwa 139 Fahrgäste Platz, bei den Niederflur-Straßenbahnen GT6M-ZR von Adrantz sind es 143 Fahrgäste. Die Škoda-Bahnen sind durch den durchgehenden stufenlosen Fahrgastboden barrierefrei und bieten mit ihren großzügigen Multifunktionsbereichen vier Rollstuhlplätze und deutlich mehr Platz für die steigende Zahl von Kinderwägen, Rollatoren und Fahrräder. Für die Fahrgäste gibt es WLAN, USB-Lademöglichkeiten und große Informationsanzeigen. Die Bahnen sind klimatisiert, sämtliche Leuchtmittel verfügen über stromsparende LED-Technik.

Straßenbahnausbau in Mainz

Die Stadt Mainz und Mainz Mobilität planen mehrere Straßenbahnprojekte, die den öffentlichen Nahverkehr verbessern und die Stadt nachhaltiger gestalten sollen. Seit 2018 verfolgt die Stadt Mainz den „Green City Masterplan M3“, dessen Ziel es ist, bis zum Jahr 2035 nahezu klimaneutral zu sein.  Bis dahin sollen, im Vergleich zu 1990, 95 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgase reduziert werden. Ein wichtiger Bestandteil dieses Planes ist eine vernetzte, attraktive und nachhaltige Mobilität, in der die Straßenbahn eine große Rolle spielt. Mit dem Beschluss vom 3. Juni 2020 hat sich der Mainzer Stadtrat mit großer Mehrheit für einen Ausbau des Straßenbahnnetzes ausgesprochen und eine „umfassende Bürgerbeteiligung“ vorgesehen. Diese Vorhaben sind Teil des Programms „M wie Zukunft – Meine Straßenbahnstadt“ und umfassen drei zentrale Teilprojekte. Derzeit befinden sich das Projekt Innenstadtring in der Genehmigugnsplanung. Die Inbetriebnahme ist zwischen 2029 und 2030 vorgesehen.

Zeitrstrahl der mit Meilensteinen der geplanten Straßenbahnstrecke Innenstadtring I © Mainz Mobilität

Teilprojekt 1: Binger Straße

Seit Juni 2024 wird eine neue Straßenbahnverbindung zwischen dem Alicenplatz und dem Münsterplatz gebaut. Diese rund 300 Meter lange Strecke soll den überlasteten Hauptbahnhof entlasten und die Fahrzeiten verkürzen. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2025 geplant. 

Teilprojekt 2: Innenstadt

Geplant ist ein neuer Straßenbahnabschnitt, der die Altstadt mit der Neustadt verbindet. Die Strecke soll vom Schillerplatz über die Ludwigsstraße, Schusterstraße und Große Bleiche bis zur Rheinallee führen, dies wurde vor wenigen Wochen beschlossen. Der Baubeginn ist für 2029 vorgesehen.

Teilprojekt 3: Heiligkreuz-Viertel und Uniklinik

Dieses Projekt zielt darauf ab, das neue Heiligkreuz-Viertel sowie die Universitätsklinik an das Straßenbahnnetz anzubinden. Derzeit befindet sich das Vorhaben in der Planungsphase, und Bürgerbeteiligungen sind noch möglich.

Zusätzlich wird langfristig eine Studie zur Erweiterung des Straßenbahnnetzes in das rheinhessische Umland vorbereitet. Alle Projekte verfolgen das Ziel, den ÖPNV in Mainz effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten

21.05.2025