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SNCF rüstet sich für den Wettbewerb im Regionalverkehr

Ab Ende Dezember 2019 können die französischen Regionen den SPNV ausschreiben - ab 2023 ist dies Pflicht - mindestens bis dahin bleibt die SNCF Monopolist im französischen Regionalverkehr - im Bild ein Alstom Regiolis Triebzug I Foto: Reinhard Christeller

Der freie Wettbewerb hält in Frankreich Einzug. Mit rund 38 Mrd. jährlichen Personenkilometern stellt der französische Regionalverkehr einen riesigen Markt von ca. 7 Mrd. € mit 38 Mrd. Personenkilometern (Pkm). Der Monopolist SNCF betreibt täglich rund 7.000 Regionalzüge mit 900.000 Fahrgästen. Mehr als die Hälfte der Transportleistung entfällt auf den Pariser Vorortsverkehr in der Ile de France. Verglichen mit den rund 57 Mrd. Pkm Deutschlands liegt Frankreich zwar niedriger, und zwar bezogen auf die Einwohnerzahl um rund 20 %. Dies mag damit zusammenhängen, dass trotz der Beschaffung moderner komfortabler Züge in den vergangenen Jahren die Zufriedenheit der Reisenden wegen der mangelnden Angebotsqualität durch ein ungenügendes Zugs- und Platzangebot, Verspätungen und Zugsausfällen stark gelitten hat. Gleichzeitig sind die Kosten pro Zugkilometer auf unerklärliche Weise auf 23 € gestiegen, während sie in Deutschland vergleichsweise niedrig bei 15 € liegen. Mehrere Regionen, die den Regionalverkehr des Monopolisten SNCF bestellen und zu durchschnittlich 75 % finanzieren, haben sich bereits bitter beklagt.

Der freie Wettbewerb ist im städtischen Verkehr im Bus- und Straßenbahnverkehr außerhalb Paris schon seit Jahrzehnten üblich. Die SNCF versucht nun, ihre führende Stellung durch wesentliche Verbesserungen zu sichern. Einerseits schließt sie mit einigen Regionen vorausschauend langfristige Verkehrsverträge ab, ist dabei aber zu Zugeständnissen gezwungen. So hat sie zum Beispiel mit der Region Nouvelle Aquitaine einen bis 2024 laufenden Vertrag abgeschlossen, der vorsieht, das Zugsangebot um 24 % zu erhöhen, die Pünktlichkeit auf 95 % zu verbessern und die Zugsausfälle zu halbieren. Gleichzeitig sollen die Kosten, unter anderem durch Personaleinsparungen gesenkt werden.

Der Fahrplan sieht nun so aus: Den Regionen werden Ausschreibungen ab Dezember 2019 erlaubt, ab 2023 sind sie Pflicht, allerdings können Regionen, die dies wünschen, vor 2023 bis zu zehnjährige Verträge mit der SNCF abschließen. Paris hat eine Sonderregelung, hier müssen neue RER-, U-Bahn und Straßenbahnlinien ab 2020 ausgeschrieben werden, für das bestehende Netz tritt der Wettbewerb für die Buslinien ab 2024, für die Straßenbahn ab 2029 und für die Metro- und RER-Linien erst ab 2039 in Kraft.

Die Regionen PACA, Grand-Est, Hauts-de-France, Bourgogne-Franche-Comté, Pays de la Loire möchten so rasch wie möglich ihre Verkehrsleistungen dem Wettbewerb öffnen, andere Regionen sehen dies für Teile ihres Netzes vor, während Nouvelle Aquitaine, Occitane, Bretagne und Auvergne-Rhône-Alpes der SNCF ganz oder größtenteils treu bleiben wollen. Als Interessenten sollen sich bereits die Tochtergesellschaften großer europäischer Bahnen wie Arriva (DB), Keolis (SNCF), RATP Dev (Metro Paris), und Thello (Trenitalia) gemeldet haben. Die französische Keolis betreibt oder ist beteiligt an Bahn- und Trambetrieben in Deutschland, Dänemark, dem Vereinigten Königreich, Schweden, Australien, den USA und Indien.

03.09.2019
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