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SNCF und Bombardier rüsten Diesel- zu Batterienzügen um

So sollen die umgerüsteten Batterie AGC Triebzüge aussehen I © SNCF/ Bombardier

Der weltweite Trend von Diesel- zu Batterie-betriebenen Fahrzeugen hat nun auch bei den französischen Staatsbahnen SNCF Einzug gehalten. Die SNCF hat verkündet, dass in Kooperation mit dem Hersteller Bombardier Transportation insgesamt fünf bestehende AGC (Autorail à Grande Capacité) Dieseltriebwagen in Batteriefahrzeuge umbauen wird. Beteiligt sein werden fünf Regionen: Auvergne-Rhône-Alpes, Hauts-de-France, Nouvelle-Aquitaine, Occitanie und Provence-Alpes-Côte d’Azur. Das sogenannte „TER à batteries“ (etwa Batterie Regionalverkehr) hat zum Ziel, insgesamt fünf bestehende diesel-elektrische Triebwagen umzurüsten. Die Inbetriebnahme ist bereits für das Jahr 2023 vorgesehen.

Darstellung des Umbaus des dieselelektrischen Antriebsstrangs – die Dieselmotoren (rot) werden durch Traktionsbatterien ersetzt I © Bombardier

Das Projekt hat ein Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von 38 Millionen Euro. Die fünf Regionen beteiligen sich mit jeweils 5,4 Mio. Euro, die SNCF mit 6 Mio. Euro sowie Bombardier mit 5,5 Mio. Euro. Der Umbau des ersten Fahrzeugs wird Ende 2021 im französischen Bombardier Werk in Crespin (in Hauts de France, Nordfrankreich) stattfinden. Die Typtest und Validierung des ersten Fahrzeugs ist für das Jahr 2022 geplant, so dass der Fahrgastbetrieb im Jahr 2023 beginnen kann. Die Umrüstung der restlichen vier Fahrzeuge wird somit parallel erfolgen. Der Einsatz ist auf folgenden Linien geplant:

  • Lyon – Bourg-en-Bresse
  • Abancours – Beauvais – Creil
  • Bordeaux – Mont de Marsan
  • Bordeaux – Le Verdon
  • Bordeaux – Saint Mariens
  • Nîmes – Le Grau
  • Marseille – Aix en Provence

Flottenstrategie und Umbau

Der Umbau der Dieselfahrzeuge ist Teil der Strategie der SNCF, ihre Flotte „grüner“ zu machen. Von den knapp 30.000 km langen Streckennetz sind ca. 55 % nicht elektrifiziert. Das elektrifizierte Netz teilt sich auf in zwei Teilnetze, die aus historischen Gründen mit 1.500 V DC und 25 kV 50 Hz AC betrieben werden. Aus diesem Grund sind insbesondere Züge des Nahverkehrs heute schon als Zwei- (DC/AC oder dieselelektrisch) bzw. Drei-Systemfahrzeuge (diesel-elektrisch + DC/AC) ausgelegt. Vorteil ist somit im Vergleich zu diesel-mechanischen System, dass der elektrische Antriebsstrang bereits vorhanden ist.

Jetzt kommt die Batterie als Energiespeicher hinzu, um die Dieselmotoren zu ersetzen. Die beiden im Unterflur angeordneten MAN Dieselmotoren mit 1324 kW werden durch Li-Ionen Traktionsbatterien ersetzt, die während des Aufenthaltes unter der Oberleitung und beim Bremsen aufgeladen werden. Die Reichweite des Batteriezuges (BEMU) soll 80 km betragen. Die Lebensdauer wird mit 10 Jahren angegeben. Über die Batterietechnologie wurden keine Angaben gemacht. Im Jahr 2019 verkündete der Schweizer Batteriehersteller eine Kooperationsvereinbarung mit Bombardier (lesen Sie hier).

Ein vierteiliger diesel-elektrischer AGC der Baureihe B 81500 auf der Strecke Rognac – Aix en Provence unter dem Roquefavour Viadukt I © Fr. Latreille/ Wikipedia Lizenz CC BY 3.0

Allein in Frankreich bietet sich ein großes Potential. Die SNCF beschaffte in den Jahren 2004 – 2011 insgesamt 700 AGC Triebwagen. Davon sind 185 dieselelektrisch mit Zweisystemausrüstung (Baureine B81500, Diesel + 1.500 V DC) und 140 dieselelektrisch mit Dreisystemausrüstung (Baureihe B 82500, Diesel + 1.500 V DC + 25 kV AC). Ob und wann eine flächendeckende Umrüstung der Dieseltriebwagen in ganz Frankreich geplant ist, ist derzeit nicht bekannt.

Bombardier begann im Jahr 2016 mit der Entwicklung von batteriebetriebenen Elektrotriebzügen. Ein Versuchsträger sollte ursprünglich im Jahr 2019 in den Einsatz gehen. Das Projekt hat sich aber verspätet (lesen Sie hier).

Eine Notiz am Rande: Bombardier Transportation wird am 29. Januar durch den französischen Rivalen Alstom übernommen. Was die Auswirkungen auf das Projekt sein werden, ist nicht bekannt.

27.01.2021
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