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Solaris: Emissionsfreie Busse dominieren das Geschäft

Solaris Urbino 10.5 electric | © Solaris

Am 12. März 2025 berichtete Solaris auf seiner Jahrespressekonferenz über sein Geschäftsjahr 2024. Javier Iriarte, der CEO von Solaris, konnte beeindruckende Zahlen vorlegen und berichten, dass Solaris im vergangenen Jahr gewachsen ist.

Solaris, Anfang der neunziger Jahre als „Neoplan Polska“ gegründet von Familie Olszewski und 1996 mit seinem ersten Urbino umbenannt in „Solaris“, gehört heute zum spanischen Bahnbauer CAF (Construcciones y Auxiliar de Ferrocariles SA). Das erklärt auch, warum mit Iriarte ein Spanier oberster Chef bei Solaris ist. Und gleich zu Beginn erklärte er, dass die CAF-Gruppe ein Fünftel ihres Umsatzes und Gewinns mit den Bussen der Marke Solaris erwirtschaftet. Man sei, so Iriarte, sehr zufrieden mit der Entwicklung der Marke, wolle auf diesem Weg weiter vorangehen, und vor allem wolle man mit Solaris weiter wachsen.

Der allererste Solaris Urbino-Bus aus 1996 | © Christian Marquordt
Solaris Urbino 9 LE der EMT Madrid – die ersten der 20 bestellten Wagen gingen jetzt in Betrieb | © Budach

2024 hat man 1.525 Busse verkaufen können, das ist eine Steigerung von 4,7 % gegenüber 2023. Es wurden Verkaufserlöse in Höhe von 927 Millionen Euro erzielt – gegenüber 819 Millionen Euro im Vorjahr – was einer Steigerung von 13 % entspricht. Das Orderbuch umfasst 1.609 Fahrzeuge.

83 % aller Busse, die 2024 die Werkshallen von Solaris verließen, wurden mit batterie-elektrischen Komponennten ausgeliefert, d.h. sie haben einen Wasserstoffantrieb, sind Trolleybusse oder haben doch wenigstens einen Hybridantrieb. 544 Wagen sind rein batterie-elektrisch, 259 fahren mit Wasserstoff und 180 sind Trolleybusse, die ihren Fahrstrom aus einer Oberleitung beziehen – das allein sind 65% aller gelieferten Fahrzeuge. Selbstbewusst weist Solaris darauf hin, dass man seit 2012 schon 3.074 Busse mit diesen alternativen Antrieben ausgeliefert hat, mehr als jeder andere europäische Hersteller. Die Wagen mit den emissionsfreien Antrieben machten schon heute 14 % aller in Europa zugelassenen Busse aus. Iriarte: „Sowohl bei den batterie-elektrischen Bussen als auch bei den Wasserstoffbussen und erst recht bei den Trolleybussen sind wir der Marktführer in Europa.“

© Solaris

Besonders verwies Iriarte auf den Markt der Wasserstoffbusse. Gerade dieses Segment entwickele sich sehr dynamisch. Konnte Solaris 2023 noch 147 Busse mit Brennstoffzelle verkaufen, so waren es 2024 schon 354 – die Auslieferungen von Wasserstoffbussen haben sich also deutlich mehr als verdoppelt. Und Solaris berichtet stolz, dass man auf diesem Sektor einen Marktanteil von sage und schreibe 69 % hat.

Die Zahl der Beschäftigten im Unternehmen hat im Jahr 2024 zum ersten Mal die Grenze von 3.000 Mitarbeitern überschritten. Auch das zeigt: Solaris wächst.

Wichtige Auslieferungen

Die größten Auslieferungen gingen 2024 nach Italien, Polen, Deutschland, Rumämien, Schweden und Spanien. Wichtige Kunden waren die ATAC aus Rom (245 Wagen), 100 Trollino 12 für Bukarest, 83 Urbino 15 LE für die schwedische Nobina, 48 Urbino 18 für Lodz, 36 Urbino 12 hydrogen für Barcelona und 36 Urbino 12 electric für Milano.

Aktuelle Lieferverträge

Zum Jahresende 2024 verzeichneten die Auftragsbücher von Solaris Bestellungen über 1.600 Busse mit einem Gesamt-Auftragswert von 1,4 Milliarden Euro. Darunter sind 96 Batterie-Busse für Transdev Nederland, die ab dem vierten Quartal 2025 in der Region Utrecht eingesetzt werden sollen, Die schwedische Keolis Sverige hat für die Region Dalarna 46 Batteriebusse bei Solars bestellt – 19 Urbino 12 electric und 27 Urbino 15 LE electric.

Ein Angebot hatte Solaris abgegeben für 45 batterie-elektrische Doppelgelenkbussse vom Typ Urbino 24 electric für Liège in Belgien, und den Zuschlag erhalten. Die erste Festbestellung aus diesem Angebot umfasst 18 Wagen. Arriva Nederland hat 30 batterie-elektrische Busse bei Solaris geordert. Die 26 Urbino 12 electric und die vier Urbino 18 electric sollen im Herbst 2025 in der Region Noord-Brabant in den Einsatz gehen.

Ile-de-France Mobilités (Großraum Paris) erwartet 22 Urbino 12 hydrogen, und auch die Regionalverkehtr Köln (RVK) ist wieder mit einer Bestellung über 20 Wasserstoffbusse dabei: 9 Urbino 12 hydrogen und 11 Urbino 18 hydrogen. Stolz berichtet Solaris, dass die RVK nach deren Auslieferung schon 84 Solaris-Busse haben wird – von denen zwei einen batterie-elektrischen Antrieb haben, die restlichen 82 fahren mit Wasserstoff. Anmerkung: die RVK hat schon seit 2020 Wasserstoffbusse. Die Technik hat sich also sichtlich bewährt.

Wasserstoff Urbino 12 hydrogen der RVK Köln | © Christian Marquordt
Solaris-Modelle für den nordamerikanischen Markt | © Solaris

Erste Aufträge aus Nordamerika

Besonders stolz ist Solaris darauf, im Rahmen seiner Wachstumsstrategie erste Aufträge aus Nordamerika bekommen zu haben. Iriarte: „Waren wir bislang ein europäischer Bushersteller, der auf die europäischen Märkte lieferte, so nehmen wir jetzt auch andere Regionen der Welt in den Blick.“

In den USA schloss man einen Liefervertrag mit „King County Metro“ in Seattle im Staat Washington, die nicht nur in Seattle, sondern auch in 34 anderen Kommunen den ÖPNV betreiben. Es werden je zwei Elektrobusse mit einer Länge von 40 Fuß und 60 Fuß lange Gelenkwagen geliefert werden. Zudem besteht eine Option für weitere zwölf Busse.

Vor allem aber hat man einen wirklich großen Auftrag über Trolleybusse von „Translink“, dem Verkehrsbetrieb der kanadischen Stadt Vancouver, hereinnehmen können. UTM berichtete. Die Wagen werden Batterien haben, mit denen sie auch Linienabschnitte ohne Fahrleitung werden befahren können. Und unter Fahrleitung fahren sie nicht nur mit dem Strom aus der Oberleitung, sondern zugleich laden sie hier auch ihre Batterien nach („In-Motion-Charging“). Schon seit ein paar Jahren wird dieses System in Solingen praktiziert, die entrsprechenden Busse heißen hier „BOB“ (Batterie-Oberleitungs-Bus). In einer ersten festen Bestellung hat Vancouver 107 BOB-Solowagen bestellt, dazu kommt eine Option über weitere 201 Solowagen. Und bei einer zweiten Optrion geht es um 204 Gelenk-BOB. Es könnten also in absehbarer Zeit 512 Batterie-Oberleitungs-Busse von Solaris in Vancouver unterwegs sei – wir berichteten hier:

Iriarte: „Sie sehen, dass es uns ernst damit ist, neue Märkte zu erschließen. Und weiter zu wachsen.“

Neue Solaris-Bustypen sehen ihrer Premiere entgegen

Schließlich will Solaris auch mit neuen Typen sein Bus-Angebot vergrößern. Im Oktober wird auf der Busworld in Brüssel, der größten Bus-Fachmesse der Welt, mit dem “Urbino 10.5 electric“ ein neuer elektrischer Linienbus seine Weltpremiere feiern, der von seiner Fahrgastkapazität zwischen „Urbino 12 electric“ und „Urbino 9 electric“ angesiedelt sein wird. Solaris: „Ein Wagen in dieser Größe fehlt in unserem Angebot noch.“

Und noch ein Fahrzeug kann der Markt laut Solaris noch gut brauchen. Die Rede ist von einem Intercity-Bus, also einem Wagen für Überlandlinie. Im ersten Quartal 2026 will Solaris einen solchen Wagen seine Premiere feiern lassen. Und er soll in zwei Versionen lieferbar sein: zum einen als Low-Entry-Bus und zum anderen als Wagen mit hohem Fußboden.        

Künftige Interurban Busmodelle | © Solaris
19.03.2025