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SWB Bonn: Umbau Busbetriebshof Friesdorf zum Elektrobus-Betriebshof

Luftaufnahme des Betriebshofes Friesdorf | © SWB - Volker-Lannert

Bonns SWB (Stadtwerke Bonn) haben viel mit ihrem Busbetriebshof Friesdorf vor. Nämlich: ihn umzubauen von einer Anlage für Dieselbusse mit ein paar Ladeplätzen für batterie-elektrische Busse in eine Anlage für  einen Busbetrieb, der ausschießlich batterie-elektrisch fährt.

Ein paar Worte zur Historie

Bonns Busbetrieb hat mehrere Vorläuferbetriebe. Da ist zunächst die „Bonner Verkehrs Gesellschaft (BVG)“ zu nennen, gegründet im August 1925 – und mithin vier Jahre älter als ihre Berliner Namensschwester. Dann gab es das private Godesberger Stadtverkehrsunternehmen Eßwein, gegründet 1931. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete auch die „Straßenbahn Bonn – Bad Godesberg – Mehlem (BGM)“ einen Busbetrieb. Und am 01. Juni 1952 startete die Stadt Godesberg mit ihren Stadtwerken, die Firma Eßwein im Stadtverkehr ablösten.

Die BVG und der ebenfalls städtische Straßenbahnbetrieb „Bahnen der Stadt Bonn“ wurden in den sechziger Jahren zu den „Stadtwerken Bonn (SWB)“ fusioniert. Und mit der Gründung der neuen großen Stadt Bonn am 1. August 1969 gingen auch die BGM mit Bahn- und Busbetrieb und die Stadtwerke Bad Godesberg in den SWB auf.   

1925 wurde also die „Bonner Verkehrs Gesellschaft (BVG)“ gegründet. Ursprünglich war sie als Unternehmen gedacht, dass Bonns Umland an die Stadt anschließen sollte (für den innerstädtischen Verkehr sollten die „Bahnen der Stadt Bonn“ sorgen). So gab es Pläne für Linien bis nach Adenau in der Eifel oder Altenkirchen im Westerwald – aus denen nie etwas geworden ist. Aber ins nähere Umland hatte die BVG zahlreiche Linien, und so hatte sie auch Betriebshöfe zum Beispiel in Bad Neuenahr-Ahrweiler und in Swisttal-Heimerzheim.

Im Dezember 1925 eröffnete die BVG die erste innerstädtische Linie 5, vom Friedensplatz im Zentrum über die Nordstadt zur Mondorfer Fähre. Angedacht war, dass die Busse künftig mit der Fähre ins rechtsrheinische  Mondorf übersetzen und hier Anschluss an die Kleinbahn Siegburg – Zündorf (KSZ) bieten sollten.

Als zweite innerstädtische Linie kam Linie 6, eine Tangentialverbindung vom Süden über den Westen in den Norden der Stadt. Interessant daran war die betriebliche Konstruktion: Konzessionsinhaber war der städtische Straßenbahnbetrieb „Bahnen der Stadt Bonn“, die BVG fuhr auf dieser Linie „im Auftrag der Bahnen“.

Mit diesen beiden Magirus M 1 mit Aufbauten der Godesberger Karosseriefabrik Köster eröffnete Georg Eßwein 1931 seine Godesberger Stadtlinie | © Eßwein
Betriebshof Friesdorf im August 1971. Der Bus auf dem Foto, SWB 29, 1969 ex Godesberg 29, wurde abgebrochen, auf seinem Fahrgestell entstand der Büchereibus „BN-6565“ | © Christian Marquordt

Ein erster großer innerstädtischer Busbetriebshof entstand 1952 zentrumsnah an der Karlstraße, zum Zeitpunkt seiner Eröffnung war seine Bushalle die größte freitragende Stahlbetonhalle in Europa.

1982 zogen die Stadtwerke Bonn sich aus der Bedienung ihrer Fernlinien zurück und übergaben sie an die Regionalverkehr Köln, die „Außenbetriebshöfe“ wurden geschlossen. Im Betriebshof Heimerzheim sitzt heute zum Beispiel die Feuerwehr des Orts.

Ende der neunziger Jahre gaben die SWB auch den Betriebshof Karlstraße auf, die Bushalle wurde abgerissen, heute steht hier ein Einkaufscenter. Alle Busse der SWB wurden auf dem Betriebshof Friesdorf zusammengezogen. Der war ursprünglich der Betriebshof der BGM, doch die Straßenbahnen waren hier unterdessen ausgezogen, sie hatten ihre Heimat im neuen U-Bahn-Betriebshof Dransdorf und im Betriebshof Beuel gefunden. Hof Friesdorf lag anfangs in kaum besiedeltem Gebiet zwischen den beiden Städten Bonn und Bad Godesberg. Nachdem beide Städte am 01. August 1969 zusammen mit mehreren weiteren Kommunen zur neuen Stadt Bonn zusammengeschlossen worden sind, liegt er ziemlich zentral im geographischen Mittelpunkt der heutigen Stadt, die auch baulich völlig zusammengewachsen ist. Keine Rede mehr davon, dass die Nachbarschaft aus Wiesen und Feldern besteht und man niemanden stört. Aber die SWB betonen, dass gerade die zentrale Lage ein ganz wesentlicher Vorteil des Betriebshofs ist. SWB-Geschäftsführerin Anja Wenmakers: „Durch die zentrale Lage sparen wir beim Aus- und Einrücken der Busse sehr viele Leerkilometer.  Denn trotz der zentralen Lage haben wir auch so noch 1,5 Millionen Leerkilometer im Jahr. Und Leerkilometer kosten Geld.“ Weiterer Vorteil des Betriebshofs Friesdorf: über die nahe gelegene Autobahn A 562 kommt man schnell in die rechtsrheinischen Stadtteile.

Das Depot zu Zeiten der ersten Stadtbahnwagen | © Volker Dibbern
Betriebshof Friesdorf im Februar 1976. Bus 35, ein Mercedes-Benz O 317 k, Erstzulassung 1969, kam im August 1969 von den Stadtwerken Bad Godesberg. Mit diesem fast fabrikneuen Bus brachte Godesberg ein nettes „Geschenk“ mit in die Ehe mit der (damals ungeliebten) Nachbarstadt | © Christian Marquordt

Damit ist Friesdorf heute also Bonns einziger Busbetriebshof, alle 200 Busse der SWB stehen hier. Dazu kommen auch noch die Wagen, die SWB-Tochter RVK im Auftrag ihrer Mutter SWB im Bonner Stadtverkehr einsetzt. Außerdem sind hier die zentralen Werkstätten für den städtischen Busbetrieb, die sich auch um die im Bonner Stadtverkehr eingesetzten Busse der RVK kümmern. So gibt es hier zum Beispiel ein separates Reifenlager der RVK.

Zu den Plänen

In Friesdorf stehen also 200 Busse der SWB – und sieben der RVK. Bis auf sieben Elektrobusse der SWB  sind alle Wagen beider Betriebe Dieselfahrzeuge. Die sieben Elektrobusse (vier Solo von Ebusco und drei Gelenk von Solaris) sind reine Depotlader, sie werden über Kabel und CCS-Combo-Stecker versorgt. Im kommenden Jahr 2025 werden zehn weitere Elektro-Solowagen dazu kommen: Mercedes wird Wagen seines Typs eCitaro liefern. Die sich in der Form der Nachladung deutlich von den bisherigen sieben Elektrobussen unterscheiden werden. Zwar werden auch sie reine Depotlader sein, die nur während der nächtlichen Betriebspause nachgeladen werden, aber anders als die bisherigen sieben wird das nicht über Kabel und CCS-Combo-Stecker passieren, sondern über Dachpantographen. Warum werden wir sehen.

Betriebshof Friesdorf wird so umgebaut, dass hier in Zukunft auch der gesamte Bonner Busfuhrpark stationiert werden kann, wenn man komplett auf Batteriebusse umgestellt haben wird. Nun brauchen Batteriebusse vorsorglich etwas mehr Abstellfläche pro Bus, zudem wird der Betriebshof vorsorglich in mehrere Brandabschnitte unterteilt, falls es mal zu einem Feuer kommen sollte. Kurz, der Hof braucht in Zukunft mehr Platz. Südlich des Geländes gibt es einen Flächenstreifen, der den SWB gehört, den sie aber bislang nicht genutzt haben und der deshalb verpachtet war. Die Pachtverträge sind inzwischen gekündigt, der Streifen wird in das Betriebshofsgelände einbezogen werden. Ebenso wird der im Norden liegende Mitarbeiterparkplatz in die Fläche für die Busse integriert werden, für die Autos der Mitarbeiter wird es ein Parkhaus geben, das wesentlich weniger Grundfläche beansprucht.

Schematischer Plan der zukünftigen Nutzung des neuen Betriebshofs Friesdorf  | © Christian Marquordt
Visualisierung des geplanten Betriebshofs | © Christian Marquordt
 

Schon im November diesen Jahres soll der Umbau beginnen, im Frühjahr 2027 soll er abgeschlossen sein. Sämtliche Gebäude auf dem Hof müssen abgerissen werden, es wird vollkommen neu gebaut. Wobei die einzelnen neuen Gebäude, wie bei der Präsentation betont wurde, sinnvoller zu einander angeordnet werden. Denn bislang sind neue Gebäude, die benötigt wurden, da hin gebaut worden, wo gerade Platz war, so zum Beispiel eine spezielle Werkstatt-Halle für die Elektrobusse – mit Arbeitsplätzen für Komponenten auf dem Dach, die man bei einem Dieselbus nicht braucht.

In Zukunft wird jeder der dann komplett auf elektrischen Betrieb umgestellten Bonner Busse auf dem Hof seinen eigenen Ladeplatz haben. Die gesamte Abstellfläche wird mit Traversen mit Ladetrichtern überspannt werden, zu denen jeder Bus dann seinen Pantographen aufsteigen lässt. Das ist gegenüber dem augenblicklichen Nachladekonzept mit Kabel und CCS-Combo-Stecker ein sehr beachtlicher Wechsel der Nachlade-Konzeption. Warum dieses? Geschäftsführerin Wenmakers: „In Zukunft wollen wir, dass der Fahrer, wenn er von der Linie kommt, seinen Bus an der Betriebshofseinfahrt abstellt. Er kann dann nachhause gehen. Und der Bus bewegt sich von da an völlig alleine autonom über den Hof. Er fährt alleine in die Wartungshalle, wo überprüft wird, ob er noch in Ordnung ist, er fährt ganz alleine in die Waschhalle, und völlig autonom erreicht er auch seinen Abstellplatz auf dem Hof. Und da fährt er ebenfalls völlig autonom seinen Pantographen zum Trichter der Ladestation aus.“ Das funktioniert wirklich, die RATP, der Stadtverkehrsbetrieb von Paris, hat das auf einem ihrer Betriebshöfe schon realisiert. Es gibt eindrucksvolle Videos, auf denen man sehen kann, wie der Bus ohne Fahrer (!) seinen Abstellplatz ansteuert und hier sogar rückwärts gegen eine Wand einparkt … mit einem Elektrobus geht das, der produziert ja keine Abgase und bläst die dann gegen die Wand, was jene binnen kürzester Zeit erheblich verdrecken würde. Bei dem Demonstrationsfahrzeug in jenem Video handelt es sich um einen Elektrobus von Iveco.

Wenmakers: „Sie können einen Elektrobus autonom seinen Pantographen an die Ladestation anlegen und ihn auch autonom wieder abziehen lassen. Bei der Nachladung über Kabel und CCS-Combo-Stecker geht das nicht. Da brauchen sie jemanden, der das von Hand erledigt …“

Anja Wenmakers, Geschäftsführerin SWB Bus und Bahn und SWB Mobil | © Christian Marquordt

Die Ladetraversen werden an ihrer Oberseite mit Solar-Paneelen ausgestattet. „Da machen wir uns einen guten Teil des Stroms, den wir verfahren, selber.“

Nun kann man bei einem solch grundlegenden Umbau nicht einen Hof brauchen, der picke-packe-voll mit Bussen steht. Es wurde also für die Umbauphase ein Ersatzgelände gesucht, wo Bonns Busse abgestellt werden können. Und das wurde auch tatsächlich im Stadtteil Beuel gefunden. In Form eines eingestellten Industriebetriebs, dessen Gelände zurzeit brach liegt. SWB-Geschäftsführerin Wenmakers: „Alles, was wir benötigen, um unsere Dieselbusse zu versorgen, ist dort vorhanden. Jene Firma musste ja auch ihre Lastwagen versorgen.“ Und weiter: „Die meiste Zeit wird auch während des Umbaus ein wesentlicher Teil unserer Busse in Friesdorf stehen können und nur ein Teil nach Beuel „ausziehen“ müssen. Aber es wird auch kurze Phasen geben, da können wir in Friesdorf tatsächlich keinen einzigen Bus brauchen.“  

Mercedes-Benz Citaro I als SWB 9717 in Friesdorf, hinte die alte Tramhalle | © Christian Marquordt
Bus 385 der RVK für den Einsatz im Auftrag der SWB auf dem Betriebshof Friesdorf | © Christian Marquordt
19.10.2024