Dass auch in weniger dicht besiedelten Gebieten ein attraktives ÖV-Angebot erfolgreich sein kann, zeigt das Beispiel der Regionalstadtbahn Mulhouse – Thann. Sie beginnt als Straßenbahn auf dem Bahnhofvorplatz in Mulhouse und bedient über 7 km in 20 Minuten die 10 Stationen des Stadtzentrums gemeinsam mit der in Lutterbach endenden Tramlinie 3. Danach mündet sie in die von der Hauptlinie Mulhouse – Strasbourg abzweigende eingleisige Bahnlinie nach Thann und Kruth.
Die Regionalstadtbahn verbindet Mulhouse (ca. 110 000 Einwohner) ab Lutterbach in 26 Minuten über weitere 16 km mit 7 Stationen über Cernay (11 000 Einwohner) mit Thann (8 000 Einwohner). Sie verkehrt an Werktagen durchgehend halbstündlich mit 46 Minuten Fahrzeit; zu den Hauptverkehrszeiten verkehren stündliche TER-Regionalzüge in 32 Minuten vom Bahnhof Mulhouse nach Thann und weiter ins 18 km fernere Kruth (1 000 Einwohner). In den Zwischenzeiten wird Thann durch Busse mit Kruth verbunden. Die Vorteile des öffentlichen Direktverkehrs wiegen diejenigen der theoretisch kürzeren Fahrzeit des TER Mulhouse – Thann von 29 Minuten mit dem Auto auf. Zum Vergleich sei erwähnt, dass die erste deutsche Regionalstadtbahnlinie Karlsruhe (307 000 Einwohner) mit Bretten (30 000 Einwohner) verbindet.
Während die Benutzung der vorbestandenen TER-Züge Mulhouse – Kruth seither mit rund 1 800 täglichen Nutzern praktisch unverändert geblieben ist, hat sich durch die rund 5 300 hinzugewonnen Fahrgäste auf der Teilstrecke Mulhouse – Thann die Nutzung des ÖV vervierfacht. Rund um die Linie entwickeln sich wirtschaftliche und andere Aktivitäten, was zur Forderung nach einer neuen Haltestelle im Industriegebiet von Cernay geführt hat. Dank der Regionalstadtbahn konnte auf den Ausbau der parallel verlaufenden Hauptstraße für den Autoverkehr verzichtet werden.
Die einspurige Strecke mit Zügen der beiden Betreiber Soléa und SNCF, stellt Anforderungen an die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, insbesondere bei Verspätungen und Pannen. Die ursprünglichen Koordinationsprobleme sollen inzwischen behoben sein. Allerdings bemängeln Fahrgäste die Pünktlichkeit und oft sehr lange Umsteigezeiten zwischen der Regionalstadtbahn und den weiterführenden Zügen von Thann nach Kruth. Einwohner von Kruth stellen fest, dass sie schlechter bedient sind als vor der Einführung der Regionalstadtbahn.
Die Stadtstrecke in Mulhouse ist mit 750V Gleichstrom und der in Frankreich üblichen Vorrangschaltung für Straßenbahnen ausgerüstet, die Gemeinschaftsstrecke bis Thann, wo die Elektrifizierung endet mit 25 kV 50 Hz. Von Lutterbach bis Kruth wird eine moderne Signalisierung Typ BAPR (block automatique à permissivité restreinte, automatischer Block mit eingeschränkter Fahrerlaubnis) mit einer in Thann installierten Computerstation (PIPC) verwendet, dabei ist auch das alte „Crocodile“-System installiert.
Die drei Linien der städtischen Straßenbahn Mulhouse werden mit Alstom Citadis 302 Fahrzeugen von 32 m Länge und 64 Sitzplätzen betrieben. Die TER-Züge der SNCF sind 29 m lange einteilige niederflurige De Dietrich/Alstom Dieseltriebwagen mit 550 mm Einstiegshöhe vom Typ X73500 mit 61 Sitzplätzen und 17 Klappsitzen, während die 12 Fahrzeuge der Regionalstadtbahn vom Typ Siemens Avanto S70 sind, wie sie auch von der SNCF als U25500 auf der Pariser Linie T4, sowie in den USA verwendet werden.
Ihre technischen Daten sind:
Länge 36,970 m
Breite 2,65 m
Höhe 3,52 m
Einstiegshöhe 0,356 m
Niederfluranteil 80 %
Anzahl Plätze (4/m2) 242
Davon Sitzplätze 80 (+ 6 Klappsitze)
Türen 4 x 1300 mm pro Seite (= 15 % der Länge)
Tara 62,5 t
Gesamtmasse 67 t
Höchstgeschwindigkeit 100 km/h
Achsfolge Bo‘ + 2′ + 2′ + Bo‘
Spannung 750 V = / 25 kV 50 Hz
Antrieb 4 eigenventilierte Asynchronmotoren
Dauerleistung 520 kW
24.02.2021
Nimmt die Bahn von Mulhouse nach Thann auch Fahrräder mit?
Gemäss Reglement der Solea, Mulhouse ist verboten: De pénétrer avec des bicyclettes à bord des bus, cars et taxis. Dans les rames, les
bicyclettes sont permises, néanmoins les personnes doivent les tenir et utiliser les
portes doubles. Les bicyclettes ne sont pas admises dans le tramway et tram-train lors
de forte affluence.
Oder auf deutsch: Einsteigen in Busse, Reisebusse und Taxis mit Fahrrädern. Fahrräder sind in den Schienenfahrzeugen erlaubt, müssen aber festgehalten werden und die Doppeltüren benutzen. Fahrräder sind in der Straßenbahn und im Tram-train während der Spitzenzeiten nicht erlaubt.
Dankeschön für ihre erfreuliche Antwort
Wann sind die Spitzenzeiten?
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Riemer