Mit Betriebsbeginn am 13. Dezember 2020 wurde die Verlängerung der Stadtbahn Messe nach knapp zweijähriger Bauzeit in Betrieb genommen. Damit werden das Messegelände, das neue SC Stadion und das Gewerbegebiet Nord besser durch das Stadtbahnnetz der Freiburger Verkehrs AG (VAG) erschlossen.
„Gerne hätten wir die Eröffnung des neuen Teilstückes wieder mit allen Freiburgerinnen und Freiburgern gefeiert,“ sagte VAG Vorstand Stephan Bartosch, doch die Umstände ließen dies derzeit leider nicht zu. „Das neue Stück Freiburger Stadtbahn scheint auf den ersten Blick nicht besonders lang und aufregend, doch das täuscht: Mit seiner hochkomplexen Stadionhaltestelle, der Messeandienung und seiner Tieflage ist es tatsächlich recht spektakulär und nicht nur im Freiburger Netz einzigartig.“ Vorstandskollege Oliver Benz erklärt: „Die Stadtbahnverlängerung erschließt die Messe und das Stadion in optimaler Weise. Aber auch viele Betriebe im Gewerbegebiet Nord werden teilweise direkt, teilweise per guter Busandienung an der Endhaltestelle von der Streckenverlängerung profitieren.“ Beiden Vorständen war es ein Anliegen den Zuschussgebern ein großes Dankeschön zu sagen: „Ohne die finanzielle Unterstützung durch Bund und Land im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetztes wären derartige Projekte für deutsche Städte nur sehr viel schwerer zu stemmen. Auch die Zuwendungen der Stadt Freiburg für die Finanzierung der Stadionhaltestelle sind eine enorme Erleichterung und auch hierfür gilt unser Dank.“
Oberbürgermeister Martin Horn stellt den neuen Streckenabschnitt in einen größeren Zusammenhang: „Im Frühjahr hat der Freiburger Gemeinderat die Prioritäten für den Ausbau des Stadtbahnnetzes für die kommenden zehn Jahren beschlossen. Damit haben wir ein Zeichen für den Öffentlichen Nahverkehr in Freiburg gesetzt. Der Ausbau des Stadtbahnnetzes ist ein zentrales Element auf unserem Weg zur Verkehrswende.“
970 Meter Strecke
Die 970 Meter lange Strecke, von der rund 635 Meter auf Rasengleis verlaufen, führt zur barrierefreien Endstation „Messe Freiburg“. Die entlang der Trasse liegende neue Haltestelle „Stadion“ ist mit drei hintereinanderliegenden Bahnsteigen, 10 Spezialweichen mit Überlaufherzstücken und einem eigenen Aufsichtsgebäude eine der technisch anspruchsvollsten Stadtbahnhaltestellen Deutschlands. Hier halten die Straßenbahnen im Regelbetrieb nur stadteinwärts. Wenn der SC Freiburg in seinem neuen Stadion Heimspiele austrägt wird auch in stadtauswärtiger Richtung gehalten.
Eine weitere Besonderheit des neuen Streckenabschnitts ist es, dass sie auf einer Länge von gut 300 Metern am Flugplatz vorbei in Tieflage geführt wird. Die dafür benötigte Stützmauer ziert Freiburgs vermutlich größtes Kunstwerk: Die Wand wurde durchgehend vom Freiburger Graffiti-Künstler Tom Brane gestaltet. Stadt- und Naturlandschaften, Sehenswürdigkeiten und Alltagsszenen, Menschen, Tiere und Gegenstände, Stimmungen und Gefühle – kurzum, alles, was man beim Blick aus dem Straßenbahnfenster sehen kann, ist auf der zwischen 50 Zentimeter und 1,8 Metern hohen Mauer abgebildet. Beim Aufsichtsgebäude an der Stadionhaltestelle überwiegen Fußballmotive.
Die Premierenfahrt mit dem CAF Urbos Niederflurstraßenbahn kann hier angesehen werden:
Wendeschleife mit Park & Ride Angebot
Die Trasse endet in einer Wendeschleife mit zwei Weichen und einer Gleiskreuzung, in deren Zentrum ein Technik- und Sozialgebäude mit Fahreraufenthaltsräumen errichtet wurde. Neben 76 Park&Ride-Plätze ist auch eine Busumsteigeanlage und eine Frelo-Station entstanden. Hier werden Busverkehre aus Stadt und Umland mit dem Freiburger Stadtbahnnetz verknüpft.
Von der Wendeschleife aus quert ein breiter Übergang mit Lichtsignalanlage die Madisonallee in Richtung Messegelände und Sick-Arena.
Die Gesamtkosten des durch Bundes- und Landesmittel geförderten Projektes wurden eingehalten und belaufen sich auf 17,6 Millionen Euro. Davon entfallen rund 4,3 Millionen auf die nachträglich eingeplante Stadionhaltestelle. Die Stadtbahn Messe ist ein Teil des Gesamtprojektes Stadtbahn Vauban, Rotteckring und Messe und wird durch Bundes- und Landesmittel mit 85 Prozent der förderfähigen Kosten gefördert. Die Stadionhaltestelle wird zu 50 Prozent vom Land gefördert. Den Rest trägt die Stadt Freiburg.
Die Messelinie ist in zwei Bauabschnitte aufgeteilt: Der erste zweigt vom bestehenden Stadtbahnnetz an der Robert-Koch-Straße ab und führt über die Breisacher Straße und Berliner Allee zur Hermann-Mitsch-Straße. Der zweite Bauabschnitt soll später den Anschluss über die Breisacher- und Friedrichstraße zum Siegesdenkmal herstellen. Dieser Streckenabschnitt befindet sich allerdings noch im Planungsstadium – insbesondere die extrem aufwändige Über- oder Unterquerung der Bahnlinie lässt keinen baldigen Baubeginn erwarten.
Die Stadtbahn Vauban ist seit 2006 in Betrieb und die Stadtbahn Rotteckring läuft seit Frühjahr 2019. Der letzte fehlende Abschnitt des Gesamtprojektes ist die Querspange vom Fahnenbergplatz zur Robert-Koch-Straße. Sie ist Teil des aktuellen Stadtbahnausbauprogramms 2030.
Der Trassenverlauf
Von der bisherigen Endhaltestelle „Technische Fakultät“ wird die Stadtbahn über den Knotenpunkt Madisonallee/Emmy-Noether-Straße in Mittellage weitergeführt. Sie quert nach etwa 100 Metern die stadteinwärtige Fahrbahn der Madisonallee und verläuft dann in westlicher Seitenlage parallel zur Madisonallee. Die Trasse endet mit einer Wendeschleife im Bereich des Knotenpunktes Madisonallee/Hermann-Mitsch-Straße. Auf Höhe des heutigen Messeboulevards und der Stadionzufahrt entstand die Haltestelle „Stadion“ mit einem Einzel- und einem Doppelbahnsteig.
Stadionverkehr
Die Haltestelle „Stadion“ wird stadtauswärts nur bei Heimspielen des SC Freiburg bedient. Dann wechseln die stadtauswärts fahrenden Bahnen bei der Haltestelle auf das Gegengleis und lassen die Fahrgäste auf der linken Seite aussteigen.
Für die Heimfahrt der Fußballfans mit der Straßenbahn wurde ein Leitsystem entwickelt. Vom Stadion kommend können sich die Fahrgäste rund 100 Meter vor der Haltestelle für einen von drei Korridoren entscheiden. An deren Eingang steht die jeweilige Fahrtrichtung der dort wartenden Züge. Von der erhöhten Leitstellenwarte aus koordinieren Verkehrsmeister der VAG das Geschehen. Die nördliche der drei hintereinanderliegenden Haltestellen ist die reguläre Haltestelle der Linie 4. Auch an Spieltagen werden hier die Linienfahrzeuge halten, die im Übrigen in der Lage sein werden, die vor ihnen noch stehenden Fahrzeuge bei Bedarf zu überholen.