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VAG Nürnberg: 39 Elektrobusse von MAN – und die ersten Serienwagen vom Gelenkbus Lion’s City18 E

MAN Lion's City 18 E | © MAN

MAN Truck & Bus, eine der Nutzfahrzeugtöchter des VW-Konzerns, meldet sichtlich zufrieden, einen Großauftrag der Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) Nürnberg erhalten zu haben. Und zwar den größten Auftrag über Elektrobusse, den MAN bisher verbuchen konnte, und zugleich den ersten Auftrag über Serienfahrzeuge des Elektro-Gelenkbusses vom Typ MAN Lion’s City 18 E.

Insgesamt geht die Bestellung über 39 Wagen: 28 Gelenkwagen und 11 zwölf Meter lange Lion’s City 12 E. Die Busse sollen im Laufe des Jahres 2021 geliefert werden. Die VAG bezeichnet den Auftrag als Teil ihrer Strategie „Elektromobilität als Schlüssel für nachhaltige Mobilität“.

Seit Oktober 2020 läuft Im Buswerk von MAN im polnischen Starachowice die Serienfertigung des Lion’s City 12 E. Im ersten Halbjahr 2021 wird nun auch der Elektrogelenkbus „Lion’s City 18 E“ in Starachowice in Serie gehen.

Josef Hasler, der Vorstandsvorsitzende der Nürnberger VAG: „Wir setzen in Zukunft auch beim Bus auf Elektro-Mobilität. Unsere neuen Busse werden ausschließlich mit Ökostrom geladen werden und absolut abgasfrei und leise unterwegs sein.“ Und er ergänzt: „Sie bieten unseren Kunden Sicherheit und Komfort.“

Die 12 Meter langen Lion’s City 12 E werden 88 Fahrgäste befördern können, die 18 Meter langen Gelenkwagen bieten Platz für 120 Personen. Da in den Elektrobussen kein Platz für den Einbau eines Dieselmotos verloren geht, konnte der Sitzbereich im Heck der Busse mit zusätzlichen Sitzplätzen optimiert werden. Zudem sorgt der Umstand, dass der Elektrobus im Heck keinen Motorturm hat, dafür, dass das Wageninnere heller und damit freundlicher gestaltet werden konnte. Demselben Zweck dient, dass zwischen Vorder- und Hinterwagen des Gelenkbusses ein transluzenter Faltenbalg eingebaut werden kann.

Dank Elektromotors mehr Sitzplätze im Heck | © Werkfoto MAN
Mehr Licht dank transluzenten Faltenbalgs zwischen Vorder- und Hinterwagen | © Werkfoto MAN

Für den Vortrieb des Wagens sorgt beim Lion’s City 12 E ein Elektro-Zentralmotor an der Hinterachse. Der Gelenkwagen hat zwei Zentralmotoren, je einer sowohl an der zweiten Achse des  Vorderwagens als auch an der Achse des Hinterwagens. MAN betont, dass sich die zwei Motoren sehr positiv auf das Fahrverhalten des Gelenkwagens auswirken. Sie erhöhen die Fahrstabilität und damit die Sicherheit. Und mit zwei angetriebenen Achsen kann der Gelenkwagen beim Bremsen doppelt so viel Strom rekuperieren als wenn er nur eine angetriebene Achse hätte.

Ihren Fahrstrom speichern die Elektrobusse in Batterien auf dem Dach. Beim Solowagen haben die Batterien eine Kapazität von 480 kWh und beim Gelenkwagen eine solche von 640 kWh. Bei den Batterien kann MAN auf die bewährte Batteriezell-Technik aus dem Konzernbaukasten zurückgreifen. Man könne zuverlässig eine Reichweite der Elektrobusse von 200 Kilometern sicherstellen, unter günstigen Umständen könnten die Wagen sogar eine Reichweite von 270 Kilometern bieten, und das über die gesamte Lebensdauer der Batterien.

Aufgeladen werden die Wagen auf dem Betriebshof und über Combo-Stecker. Die Wagen sind also so genannte „Over-night-charger“. Die VAG betont, dass man sich bewusst für diese Lösung entschieden habe, weil sich die neuen Elektrobusse so sehr einfach in bestehende Betriebsabläufe integrieren ließen.

CCS-Combo-Stecker zum Nachladen | © Werkfoto MAN

An der Ausschreibung hätten sich, so ergänzt der VAG-Vorstandsvorsitzende Josef Hasler, acht Elektrobus-Hersteller beteiligt.

Für die Stromversorgung der neuen Elektrobusse baut die VAG einen „eBus-Port“ mit 39 Stell- und Ladeplätzen. Diese „Ladehalle“ soll zur Jahresmitte in Betrieb gehen. Sie findet ihren Platz auf dem Betriebshof zwischen den Abstellplätzen für die Busse und der Buswerkstatt.

VAG und MAN arbeiten schon seit vielen Jahren bei der Entwicklung neuer Antriebstechniken für Busse zusammen. So erprobte die VAG Anfang des Jahrtausends auf ihrer Linie 36 den „MAN Ultracaps-Bus“. Der war ein Hybridwagen, mit dem gewissermaßen das Rekuperieren von Strom beim Bremsen „erfunden“ wurde. Der rückgewonnene Strom wurde in Superkondensatoren auf dem Dach (so genannten Ultracaps) gespeichert, und das nächste Mal fuhr der Bus  von der Haltestelle oder von einer Ampel mit dem Strom aus diesen Ultracaps an. Der Verfasser war damals bei Testfahrten im normalen Liniendienst auf Linie 36 dabei, und es war beeindruckend, zu sehen, dass der Bus mitunter die halbe Strecke zwischen zwei Haltestellen nur mit dem Strom aus den Ultracaps schaffte und der Diesel erst dann anspringen musste.

MAN Ultracaps-Bus im Jahr 2005 als Testwagen auf VAG-Linie 36 | © Christian Marquordt

Abschließend noch zum Buspark der VAG: Aktuell besteht der Wagenpark der VAG aus 200 Bussen, von denen drei Viertel MAN sind. Unter den Bussen der VAG sind natürlich (noch) viele Dieselwagen. Daneben gibt es Busse mit Erdgasmotoren und Wagen mit Hybridantrieb. Auch Elektrobusse gibt es schon. Das sind aber nicht einmal fünf Wagen, und sie sind auch keine MAN. Ein namhafter polnisch / spanischer Bushersteller hatte sie geliefert.

25.01.2021
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