
Die spanische Region Valencia hat noch immer schwer an den Nachwirkungen der verheerenden Unwetterkatastrophe zu kämpfen, die Ende Oktober 2024 in Form von Starkregenfällen und daraus folgenden Überschwemmungen, neben vielem anderen, auch zu erheblichen Zerstörungen der Infrastruktur führte. Zu den unmittelbaren Konsequenzen gehörte die vollständige Einstellung des gesamten Schienenverkehrs am Nachmittag des 29. Oktober 2024. Dazu gehörten die Straßenbahn, die Metro und auch die S-Bahn Cercanías.
Die Verwaltung richtete ersatzweise Schritt für Schritt Omnibuslinien ein, die die wesentlichen Strecken abdecken sollten. Omnibusse wurden aus verschiedenen Teilen Spaniens nach Valencia zu Hilfe beordert.

Die schrittweise Wiederinbetriebnahme
Der Straßenbahnverkehr auf den vier Linien 4, 6, 8 und 10 begann wieder am 9. November. Die Metro fährt seit 3. Dezember wieder voll auf den Linien 3 (Aeroport-Rafelbunyol), 5 (Aeroport-Marítim) und 9 (Riba roja de Tùria- Alboraia Peris Aragó), die Linien 1 und 2 enden aus Richtung Norden an der Placa de Espanya, die Linie 7 aus Richtung Marítim an der Station Sant Isidre. Im Januar 2025 erreichten die Linien auch wieder den Knotenpunkt Valencia Sud.
Die am heftigsten betroffene Südstrecke der Metro, von Valencia Sud über Torrente bis nach Castelló, die aus einer früheren Überlandbahn hervorgegangenen war, ist aktuell weiterhin außer Betrieb. Hier mussten und müssen zum größeren Teilen die Fahrleitung, die Stromversorgung, die Stationsanlagen und an etlichen Stellen auch die Gleisanlagen umfasend erneuert oder gar ganz neu gebaut werden. Mit einer Inbetriebnahme wird deshalb frühestens in etwa 2 Monaten gerechnet.


Die Depot- und Werkstattanlagen und die komplette Betriebsleitstelle am Standort Valencia Sud sind ebenfalls stark beschädigt, alle Metrozüge werden vom zweiten Depot Machado aus eingesetzt. Ohnehin ist nur gut die Hälfte der Flotte einsatzfähig, rund 20 Züge von insgesamt 64 Fahrzeugen der Metro wurden durch das Unwetter und die Wassermassen in unterschiedlichem Maße beschädigt und können erst nach und nach wieder eingesetzt werden. Weitere 8 sind auf dem abgetrennten Südabschnitt eingeschlossen. Noch nicht absehbar sind außerdem die Schäden an den zahlreichen, im vor Jahren geschlossenen Depot Torrent hinterstellten Museumswagen – Straßenbahnen, Busse, Obusse und Vorortzüge aus Valencia. Deren weiteres Schicksal ist offen. Die S-Bahn-Linien C1, C2 und C3 im Raum Valencia, die von der staatlichen RENFE betrieben werden, nahmen am 22. Dezember ihren Betrieb wieder auf.




Wenn man das Ausmaß der Zerstörungen und die Dimension der erforderlichen Arbeiten zur Wiederherstellung des Fahrbetrieb wie vor dem Unglück sich anschaut, kann man die Bemühungen der Ferrocarrils de la Generalitat (FGV) als Betreiber und den Einsatz der vielen am Wiederaufbau Beteiligten nur anerkennen. Einiges bleibt noch zu tun, doch ist dabei nicht zu vergessen, dass auch in anderen Bereichen des täglichen Lebens die Menschen in den betroffenen Orten von einer Normalität noch immer recht weit entfernt sind, externe Unterstützung – auch gerade durch Spenden von privater Seite – ist hier noch immer sinnvoll und nötig.
Die Kosten für die vollständige Wiederherstellungen aller Anlagen und Installationen werden in Höhe von 125 Mio. EUR geschätzt. Davon stammen etwa 70 Mio. aus den vor rund zwei Jahren bewilligten 100 Mio. EUR zum Ausbau der Infrastruktur, um Angebotsverbesserungen umzusetzen, die schon vor längerer Zeit beschlossen worden waren. Hier wird es also zu einigen Verzögerungen kommen.
Und zu allem Unglück kam dann am 28. April 2025 auch noch der stundenlange Stromausfall im ganzen Land, der natürlich auch die Metro und Tram Valencia betraf und zu liegengebliebenen Zügen mit Evakuierung der Fahrgäste im ganzen Netz führte.
Fuhrparkerneuerung
Für die Straßenbahn sind aktuell bei Stadler 16 siebenteilige Niederflurzüge (+ Option 10) im Bau, die u.a. für die beabsichtigten Streckenerweiterungen benötigt werden (siehe hier: https://www.urban-transport-magazine.com/bestellung-bestaetigt-neue-trams-fuer-valencia-und-alicante/ ). Bei den beiden neuen Linien T11 und T12 wird von einem Baubeginn in 2026 ausgegangen. Die Verlängerung der nach langen Jahren Stillstands in 2022 endlich eröffneten Linie T10 von der aktuellen, ungünstig gelegenen Endstelle Alacant im Tunnel weiter in die historische Altstadt hinein wird dagegen noch länger auf sich warten lassen, sind die nötigen Finanzmittel dafür vorerst im Etat nicht vorhanden.

Im Gegensatz zur Tram ist eine Erweiterung des Fuhrparks der Metro im aktuellen Umfeld nicht vorgesehen. Und dies, obwohl die Auslastung der Metro nicht nur zur den „klassischen“ Hauptverkehrszeiten an der Kapazitätsgrenze ist. Die Fahrgastzahlen haben sich gegenüber dem Vor-COVID Niveau deutlich erhöht, nicht zuletzt durch die mehrere Jahre gewährte, kostenlose Mitfahrt. In 2024 benutzten 105 Millionen Passagiere die Straßenbahn- und Metrolinien der Stadt, das ist selbst gegenüber 2023 noch einmal eine deutliche Steigerung – und dies, obwohl der Fahrbetrieb seit Ende Oktober deutlich eingeschränkt und einige Zeit vollständig eingestellt war!
Trotz dieser Situation werden die seit rund 10 Jahren abgestellten Züge der Metro-Baureihe 3900 seit November 2024 alle nach und nach verschrottet. Sie waren insgesamt damit nur 17-19 Jahre in Dienst, die nachträglich eingefügten Mittelwagen sogar nur 11-12 Jahre. Der Aufwand zur Wiederinbetriebnahme wäre zweifellos hoch, aber damit hätte in überschaubarer Zeit ein deutlich verbessertes Angebot auf dem Metronetz bereitgestellt werden können.

