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Vollautomatisches städtisches Verkehrssystem „Bögl TSB“

Aufgeständerte doppelspurige „Bögl TSB“-Linie im urbanen Raum I © Firmengruppe Max Bögl

Die im Bauwesen verankerte deutsche Firmengruppe Max Bögl bringt mit „Bögl TSB“ ein neuartiges, auf einer Kombination bewährter Technologien aufbauendes, leistungsfähiges städtisches Verkehrssystem auf den Markt. Mit einem Jahresumsatz von rund 1,7 Mrd. Euro und jahrzehntelanger Erfahrung im Bau von Eisenbahnstrecken bietet Max Bögl den notwendigen Hintergrund für ihr innovatives System.

„Bögl TSB“ ist ein Transportsystem, das im städtischen Raum sowohl aufgeständert als Hochbahn, ebenerdig auf eigenem Bahnkörper oder unterirdisch als U-Bahn ausgeführt werden kann. Die 12 m langen und 2,85 m breiten klimatisierten Einzelfahrzeuge mit je 6 bis 12 Sitzplätzen fassen bei 4 Stehplätzen pro m2 je 127 Fahrgäste und können zu Zügen von zwei bis sechs Einheiten und damit bis zu 762 Fahrgästen ausgeführt werden. Rasch umstellbare Weichen erlauben kurze Zugfolgezeiten, womit eine Stundenleistung von 40 000 oder mehr Personen erreicht werden kann. Geschwindigkeiten von bis zu 150 km/h sind bei längeren Stationsabständen möglich. „Bögl TSB“ erlaubt kleine Kurvenradien bis zu 45 m, Vertikalradien von 300 m und Steigungen bis zu 10 %. Im Hochbahnbetrieb können Stützweiten von bis über 72 m zwischen Pfeilern erreicht werden. Damit lässt sich das System flexibel in städtische Landschaften integrieren.


„Bögl TSB“-Fahrzeug auf eingleisiger Strecke, Antrieb und Stromversorgung sind im Inneren des Gleiskörpers geschützt integriert I © Firmengruppe Max Bögl

Urbaner Transrapid mit Kurzstator Technologie

Das fahrerlose System nach GOA4 ist derart abgesichert und behördlich zugelassen, dass keine Kollisionen zwischen Fahrzeugen möglich sind. Damit benötigen die Fahrzeuge keine schweren und platzraubenden Einrichtungen für den Stoßverzehr. Die Technologie baut auf der Magnetbahntechnik des Transrapid auf, verwendet jedoch lange Reaktionsschienen und Kurzstator-Technologie auf den Fahrzeugen. Damit verkehren die Züge praktisch verschleißfrei. Messungen haben ergeben, dass die Züge etwas weniger Traktionsenergie als die klassische Rad-Schiene-Technik benötigen. Gleichzeitig entstehen dank der langen und außerordentlich präzise ausgeführten Reaktionsschienen wenig Geräusche; die seitliche Abschottung der Gleiselemente vermindert zudem deren Ausbreitung. Messungen haben ergeben, dass die zulässigen Lärmgrenzwerte um mindestens 15 dBA unterschritten werden. Für Antrieb und Bremse werden Linearmotoren verwendet.

Zur Umsetzung des schlüsselfertigen, betriebsbereiten Gesamtsystems hat Max Bögl nach eigenen Angaben Partnerschaften mit erfahrenen Unternehmungen für die Magnetschwebe- und Antriebstechnik, die Zugsicherung und weitere Bereiche gebildet. Die standardisierten Systemelemente der Fahrzeuge und der Gleise werden im Werk Sengenthal bei Nürnberg in hochautomatisierten Verfahren hergestellt. Damit sollen sich laut Angaben von Max Bögl sehr niedrige Kosten, bei aufgeständerter Fahrbahn von rund 30 bis 50 Mio. Euro pro Kilometer zweigleisiger Linie ergeben.

Auf der werkseigenen Versuchsstrecke wurden bisher 125 000 Fahrten oder 83 000 km zurückgelegt. Im chinesischen Chengdu wird derzeit durch die Partnerfirma Chengdu Xinzhu Road & Bridge Machinery Co. Ltd. eine 3,5 km lange Demonstrationslinie gebaut. „Bögl TSB“ soll im Wachstumsmarkt China durch diese Unternehmung vermarktet werden.

Machbarkeitsstudie auch in Deutschland

Wie Mitte Februar 2020 in der Presse zu lesen war, untersucht das Bundesverkehrsministerium im Rahmen einer Machbarkeitsstudie bis Anfang 2021 die Anwendbarkeit des Systems für Anwendungen in Deutschland. Die Studie besteht aus zwei Teilen. In einem ersten Teil geht es um das Potenzial der Technologie, während im zweiten Teil ein erstes Pilotprojekt für den Münchner Flughafen sinnvoll ist.

20.02.2020
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