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Volvo schließt Buswerk in Wroclaw – nur noch in Europa Fahrgestelle mit Fremdaufbauten – und vereinbart Zusammenarbeit mit MCV

Volvo Elektro-Gelenkbus 7.900 EA für Skånetrafiken | © Volvo

Mitte März kündigte Volvo an, im ersten Quartal des kommenden Jahres 2024 sein Buswerk im polnischen Wroclaw (Breslau) schließen zu wollen. Hier entstanden und entstehen auch noch zurzeit die Komplettbusse des Herstellers für den europäischen Markt. Als Grund für die Schließung des Werks gibt Volvo an, man habe in den letzten Jahren mit dem Bau von Komplettbussen in Europa Verluste gemacht.

Die Lösung dieses wirtschaftlichen Problems sieht Volvo darin, in Zukunft für Europa nur noch Busfahrgestelle zu bauen, die aus den Werken Borås und Uddevalla in Schweden kommen werden. Diese Chassis werden dann an Karosseure gehen, die darauf die kompletten Wagenkästen aufbauen werden. Diese Bauweise habe sich in der Vergangenheit bestens bewährt und ist bis heute in vielen Gegenden dieser Welt Standard. Und zumindest nach deutschem Zulassungsrecht bleiben die Busse Volvo, denn in Deutschland gilt der Grundsatz, dass der Hersteller des Fahrgestells (der Bodengruppe) als Hersteller des gesamten Fahrzeugs gilt.

Das Werk in Wroclaw soll von der „Vargas Holding“ übernommen werden. Die ist zwar bislang fremd auf dem Gebiet des Busbaus, will hier aber mit einem Teil der heutigen Belegschaft des Werks nun Omnibus-Karosserien bauen.

Volvo geht davon aus, dass die Schließung von Werk Wroclaw sich zunächst negativ auf das Geschäftsergebnis auswirken wird, dass diese Phase aber nur kurz sein wird und dass man dann mit der neuen Struktur auch im Busbau Geld verdienen wird.

Volvo: „Durch die Zusammenarbeit mit Aufbauern können wir flexibeler agieren und so die Forderungen des Markts und die Wünsche der Kunden besser bedienen.“  

Volvo 7.900 Electric für die südschwedische „Skånetrafiken“ auf dem Gustav Adolfs Torg in Malmö | © Volvo / Peter Kroon

Am 25. April teilte Volvo jetzt mit, dass man mit dem ägyptischen Busbauer MCV (Manufacturing Commercial Vehicles) eine Absichtserklärung unterzeichnet hat, nach der MCV ab Sommer 2024 Volvo-Elektrobusse für Stadt- und Überlandverkehr für den europäischen Markt bauen wird. Die ersten fertigen Wagen will man Anfang 2025 an Kunden übergeben.

Interessant daran ist, dass MCV erst kürzlich seinen eigenen selbsttragenden Elektrobus MCV C 127 EV vorgestellt hat – auf der Elektrobus-Konferenz des VDV Ende März in Berlin. Und für diesen Bus hat man in Bestwig im Sauerland auch eine eigene Vertriebs- und Service-Gesellschaft mit Namen „MCV Deutschland GmbH“ gegründet. Also MCV mit gleich zwei Elektrobus-Baureihen in Europa?

Ja, auf den ersten Blick ist das richtig. Es gibt aber einen deutlichen Unterschied zwischen beiden Baureihen: bei den Volvo-Wagen wird es sich um Aufbauten von MCV auf Fahrgestellen von Volvo handeln, der MCV C 127 EV hingegen ist ein selbsttragender („integraler“) Komplettbus. Auch aus der Vergangenheit kennt man Bushersteller, bei denen zweitweilig Aufbauten auf Fremdfahrgestellen und selbsttragende Komplettbusse zu gleicher Zeit und nebeneinander entstanden. Genannt seien nur Kässbohrer (Aufbauer auf Fahrgestellen) / Setra (selbsttragende Komplettbusse) und Gottlob Auwärter (Fahrgestelle) / Neoplan (selbsttragende Komplettbusse).

MCV soll sowohl Busse der Baureihe „Volvo 7.900 electric“ als auch Gelenkbusse der Baureihe „Volvo 7.900 electric artic“ aufbauen, und zwar sowohl als Zwei- als auch als Dreiachser. Für den Überlandsektor wollen Volvo und MCV gemeinsam ein Fahrzeug entwickeln. Volvo betont, schon seit einiger Zeit arbeite man erfolgreich mit MCV zusammen. Zum Beispiel habe man Elektrobusse für den Stadtverkehr in London an das Busunternehmen „Metroline“ geliefert.

MCV-Präsident Karim Ghabbour sagt: „Wir freuen uns darauf, unsere Zusammenarbeit mit Volvo auszubauen und gemeinsam attraktive Angebote für die Kunden zu entwickeln.“

MCV wurde 1994 gegründet und hat seinen Sitz in Kairo. In seinen Werkshallen entstehen nicht nur Busse, sondern auch Lastwagen, und man liefert in die ganze Welt. Das Werk ist auf eine jährliche Kapazität von 10.000 Bussen ausgelegt.  

04.05.2023
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