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Wesseling – Solaris Brennstoffzellen-Busse für den Stadtverkehr

Bei der Präsentation der neuen Solaris Urbino 12 hydrogen – von links nach rechts: Gunnar Ohrndorf (Geschäftsführer Stadtwerke Wesseling), Martina Engels-Bremer (Vorsitzende des Aufsichtsrats), Wesselings Bürgermeister Ralph Manzke und RVK-Geschäftsführer Dr. Marcel Frank | © Stadtwerke Wesseling

Zwischen der Millionenstadt Köln und Bonn mit seinen 330.000 Einwohnern liegt auf dem linken Rheinufer die Stadt Wesseling. Mit ihren knapp 40.000 Einwohnern hat sie es schwer, zwischen ihren beiden großen Nachbarn wahrgenommen zu werden. Dabei ist sie ein bedeutender Standort der chemischen und der ölverarbeitenden Industrie am Rhein. 1975 war Wesseling für kurze Zeit ein Kölner Stadtteil, aber das nordrhein-westfälische Verfassungsgericht befand, Wesseling sei wieder in die Eigenständigkeit zu entlassen.

Schon 1906 erhielt Wesseling mit der „Rheinuferbahn“ der Köln – Bonner Eisenbahnen (KBE) seinen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Dabei war die Rheinuferbahn eine ungewöhnliche Privatbahn: sie war von Anfang an als Schnellbahn auf Regelspur trassiert, anders als ihre KBE-Schwester, die ursprünglich meterspurige „Vorgebirgsbahn“,  die (erst) ab 1929 – von Bonn ausgehend – auf Regelspur umgerüstet wurde. Den Wesseling nächstgelegenen Bahnhof der „Staatsbahn“ gab (und gibt) es im fünf Kilometer entfernten Brühl an der Strecke Köln – Bonn – Koblenz).

Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete die KBE auch Buslinien ein, so zum Beispiel eine, die die Nachbarstädte Wesseling und Brühl (Bahnhof der „Staatsbahn“ !) miteinander verband. Und beide Städte bekamen auch innerörtliche Linien. (In der kurzen Zeit, die Wesseling zu Köln gehörte, waren hier Busse der Kölner KVB unterwegs.) Um 1990 wurde der Busverkehr der KBE eingestellt. Die Linien übernahm die Regionalverkehr Köln (RVK), die jüngeren Busse gingen an Kölns KVB, während die älteren Wagen an private Busunternehmen verkauft werden konnten.

Seit 1998 betreiben die Stadtwerke Wesseling GmbH (SWW) die beiden Wesselinger Stadtlinien 721 (von der Stadtmitte (Stadtbahn) in den Stadtteil Urfeld) und 723 (von der Stadtmitte (Stadtbahn) in den Stadtteil  Keldenich). Eigene Busse haben die SWW nicht, zum Einsatz kommen Busse der RVK. Gebraucht werden im Spitzenverkehr vier Wagen, ein fünfter steht als Reserve bereit. Und natürlich waren die Busse im Stadtverkehr Wesseling „bis gerade eben“ Dieselbusse.

Der erst wenige Tage alte  Wasserstoffbus 452 der RVK am 17. Januar 2023 an der Endhaltestelle Urfeld Kirche | © Christian Marquordt

Fünf Brennstoffzellen-Busse von Solaris

Das änderte sich jetzt mit dem neuen Jahr. Am 09. Januar 2023 präsentierten die SWW stolz fünf 12 Meter lange Brennstoffzellen-Solaris – vom Typ „Solaris Urbino 12 hydrogen“ – die die RVK speziell für den Einsatz in Wesseling angeschafft hat. Dementsprechend tragen sie auch nicht nur das Logo der RVK, sondern auch das der SWW.

Der Beschaffung jetzt war ab März 2022 ein Testeinsatz von vier Wasserstoffbussen vorausgegangen, die die RVK zur Verfügung gestellt hatte und die von anderen Betriebshöfen der RVK kamen. Und dieser Testeinsatz überzeugte die Geschäftsführung der SWW – und, wie die SWW betonen, auch die Bürger der Stadt.

Betankt werden die fünf „Solaris Urbino 12 hydrogen“ in Wesseling, und zwar an der Shell-Tankstelle in der Ahrstraße. Die bot auch bislang schon Wasserstoff für Pkw, jetzt ist auch die Möglichkeit geschaffen worden, die Stadtbusse zu betanken. Denn während ein Pkw seinen Wasserstoff mit einem Druck von 700 bar an Bord nimmt, braucht es bei einem Bus nur 350 bar. Die SWW betonen, dass ein Tankvorgang mit Wasserstoff nicht länger dauert als ein Tankvorgang mit Diesel. – Eine Tankfüllung bedeutet für den Bus eine Reichweite von 350 Kilometern: weiter kommt ein Dieselbus auch nicht. Also: Nachtanken (Nachladen) tagsüber während des Einsatzes auf der Linie ist absolut überflüssig. Und damit der Fahrer auch immer weiß, wie weit die Tankfüllung noch reicht, gibt es im Armaturenbrett ein Instrument, das ihm genau das anzeigt.

Möglich wurde die Beschaffung der Brennstoffzellen-Busse durch eine Förderung des BMDV (Bundesministeriums für Digitales und Verkehr), die die RVK erhalten hat.

Die Vorteile der Brennstoffzellen-Busse

Die Stadtwerke Wesseling: „Wasserstoff-betriebene Brennstoffzellen-Hybridbusse punkten in vielfacher Hinsicht. Vor Ort verursachen sie keinerlei Emissionen – abgesehen von absolut harmlosem Wasserdampf.  Sie sind deutlich leiser als Dieselbusse und setzen weder NOx (Stickstoffe) noch CO2 (Kohlendioxid) frei. Und so gelangen gegenüber modernen Dieselbussen mit Euro-6-Maschinen 295 Tonnen CO2 und 0,36 Tonnen NOx eben gerade nicht in die Atmosphäre. Um die 295 Tonnen CO2 zu kompensieren, brauchte man 23.600 Bäume!“

Wesselings Bürgermeister Ralph Manzke sagt zu den neuen Bussen: „Als Teil eines Ballungsraums mit viel Industrie stehen wir in der großen Verantwortung, Veränderungen zugunsten des Klimas und eines Strukturwandels anzustoßen und umzusetzen.“

Stadtwerke Gschäftsführer Gunnar Ohrndorf assistiert: „Bei einem Stadtverkehr, wie wir ihn hier in Wesseling haben, profitieren wir von alternativen Antrieben, weil uns regenerative Energieträger zur Verfügung stehen.“

Und Dr. Marcel Frank, der Geschäftsführer der RVK, ergänzt: „Wir hatten uns vorgenommen, Anfang 2023 mit den Wasserstoffbussen in Wesseling an den Start zu gehen, und das haben wir trotz Lieferengpässen geschafft. Uns kommt zugute, dass wir unseren Fuhrpark seit 2014 konsequent auf Wasserstoffbusse umstellen (UTM berichtete kürzlich). Wir sind stolz, dass wir mit Wesseling das Gebiet, in dem unsere Brennstoffzellen-Busse unterwegs sind, wieder deutlich erweitern konnten.“

Anmerkung: Die RVK betreibt nach wie vor Europas größte Flotte von Wasserstoffbussen. Und das nun schon seit 2014 – wenn man die beiden APTS Phileas mitrechnet, sogar schon seit 2011. Man weiß bei der RVK also, was man mit einem Wasserstoffbus auf dem Hof und im Einsatz hat.     

Mehr zu den Wasserstoffbussen der RVK hier im Überblick:
https://www.urban-transport-magazine.com/rvk-koeln-die-lange-geschichte-ihrer-wasserstoffbusse/

19.01.2023
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