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Dresden stellt Buslinie 68 auf Elektrobetrieb um 

250. Busübergabe an Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB). Von rechts: Andreas Hemmersbach (Finanz- und Technikvorstand der DVB), Rüdiger Kappel (Flottenvertriebsleiter Daimler Buses Deutschland) I © Mercedes Benz/ Daimler Buses

Sie führt durch die Innenstadt und ist hoch frequentiert: Die Stadtbuslinie 68 der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) gehört zum Rückgrat des Öffentlichen Personennahverkehrs mit Omnibussen der sächsischen Landeshaupt­stadt. Seit dem 8. August ist sie komplett elektrifiziert – mit dem Mercedes-Benz eCitaro.

Daimler Buses elektrifiziert die Dresdner Omnibusflotte

Die 22,3 Kilometer lange Buslinie 68 der DVB führt von Goppeln nach Niederwartha und dabei durch das Zentrum von Dresden. Der Betrieb mit den vollelektrisch angetriebenen eCitaro soll vor allem dort helfen, die Luftqualität zu verbessern. Die Strecke ist auch von beachtlichen Steigungen geprägt. Sie wird zunächst im Ferienfahrplan von elf Gelenkbussen des Typs eCitaro G bedient. Später werden an Werktagen bis zu 16 eCitaro im Einsatz sein. Zwei weitere eCitaro Solobusse setzen die Dresdner Verkehrsbetriebe auf der Buslinie 81 am Stadtrand ein, die zwischen Wilschdorf und Bahnhof Neustadt gemeinsam mit der Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) betrieben wird. Sie verbindet die Dresdner Neustadt mit den wichtigen Gewerbe- und Elektronikstandorten im Norden und ist von einer besonders anspruchsvollen Topographie gekennzeichnet. Die elektrisch angetriebenen Fahrzeuge reduzieren die Emissionen jährlich um rund 875 Tonnen Kohlendioxid. Das kommt besonders der Dresdner Innenstadt zugute.

Insgesamt haben die Dresdner Verkehrsbetriebe 18 eCitaro G und zwei eCitaro geordert. Damit sind rund 15 Prozent der Busflotte voll elektrifiziert. Die bereits eingetroffenen Fahrzeuge wurden seit Juni intensiv getestet und haben dabei bereits mehr als 20.000 Kilometer störungsfrei zurückgelegt. Die Omnibusse werden nachts im Depot geladen. Hinzu kommen tagsüber Aufladungen an den Endpunkten der Linie mittels Pantograf.

Einer der nagelneuen Mercedes-Benz eCitaro G Elektrobusse für Dresden I © Mercedes-Benz/ Daimler Buses

Ausstattung der eCitaro sowohl sicher als auch komfortabel

Bei der Ausstattung haben die DVB großen Wert sowohl auf Sicherheit als auch auf Komfort gelegt. Dies wird am Beispiel der Gelenkbusse deutlich. Vier Türen sichern einen schnellen Fahrgastfluss. Bei den Türen zwei bis vier warnen rot blinkende Lichtleisten und Summer unmittelbar vor dem Schließvorgang, hinzu kommt eine Videoüberwachung der Türen drei und vier durch den Fahrer. Auch der Innenraum der Omnibusse verfügt über eine Videoüberwachung.

Fahrgäste nehmen auf Sitzen des Typs City Star Eco mit Stoffbezug Platz. Zwei Sondernutzungsflächen bieten Platz für Rollstühle oder Kinderwagen. Die Seitenwände sind innen wohnlich mit Nadelfilz bezogen. Zwei TFT-Bildschirme dienen der Fahrgastinformation, per WLAN können sich die Passagiere ihr eigenes Programm an Bord schaffen.

Eine Fahrertür mit Trennscheibe schützt vor Ansteckungsgefahr, eine Kühlbox temperiert Getränke. Mit dem Abbiege-Assistenten Sideguard Assist und dem aktiven Bremsassistenten Preventive Brake Assist bieten die Omnibusse eine vorbildliche Sicherheitsausstattung.

Dresdner Verkehrsbetriebe: rund 150 Omnibusse auf 29 Linien

Die Dresdner Verkehrsbetriebe befördern täglich mehr als 500.000 Fahrgäste. Rund ein Drittel von ihnen nutzen Omnibusse auf 29 Linien. Der Fuhrpark setzt sich aus rund 150 Fahrzeugen zusammen. Daimler Buses beliefert das Verkehrsunternehmen seit 1990. Im Mai dieses Jahres konnte der 250. Omnibus mit Stern übergeben werden.

„Angesichts der spürbaren Klimaveränderungen brauchen wir mehr umweltfreundliche Mobilität. Ich freue mich, dass die DVB als städtisches Tochterunternehmen dieses Ziel konsequent verfolgen. Die neuen Elektrobusse fahren vor allem auf der „68“ und helfen, die Luftqualität im Dresdner Zentrum zu verbessern. Bei einem Blick aus dem Rathausfenster kann ich jetzt täglich innovative Elektromobilität erleben – und zwar bei Bus und Bahn gleichermaßen“, sagt Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert.

Streckenführung der 22,3 Kilometer langen Buslinie 68 von Goppeln nach Niederwartha durch das Dresdner Stadtzentrum I © DVB Dresden

Staatssekretärin Ines Fröhlich: „Die Gewährleistung von Mobilität ist essentiell für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft. Ein leistungsfähiger und kundenfreundlicher ÖPNV gehört zweifellos zur Daseinsvorsorge. Ohne ihn ist die Klima- und Verkehrswende nicht denkbar. Darum unterstützen wir als SMWA die Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen dabei, auf klimafreundliche Antriebe umzustellen. Für die Stadt Dresden ist es ein lokaler Beitrag aber ein wichtiger zur Erreichung der Energie- und Verkehrswende insgesamt, die ohne den ÖPNV nicht möglich sind. Deshalb ein großer Dank an solche Partner wie die DVB beim gemeinsamen Erreichen unserer Klimaziele.“

Auch DVB-Vorstand Andreas Hemmersbach sieht das Verkehrsunternehmen auf dem richtigen Weg. „Langfristig wollen wir unsere gesamte Busflotte auf Elektroantrieb umstellen und das Stadtbahnnetz weiter ausbauen. Dafür müssen wir gemeinsam mit der Stadt Dresden und mit Hilfe unserer Fördermittelgeber kontinuierlich in die Infrastruktur und den Fuhrpark investieren.“  

Der Betrieb

Mit der 22,3 Kilometer langen Buslinie 68 wurde für die Umstellung auf den rein elektrischen Betrieb eine Strecke ausgewählt, die mitten durch das Dresdner Stadtzentrum führt. Dort sind die Effekte für den Klimaschutz am größten. Dazu bietet die Linie mit nennenswerten Steigungen eine interessante Topographie für den E-Bus-Einsatz. Im Ferienfahrplan und wegen einer Baustelle kurz vor Goppeln fahren aktuell 11 Gelenkbusse auf der Linie. Später werden es werktags bis zu 16 Wagen sein.

Linienführung der 9,4 km langen Buslinie 81 zwischen Bf. Neustadt und Wilschdorf I © DVB Dresden

Repräsentativ am Stadtrand verkehrt die 9,4 Kilometer lange Buslinie 81, auf der zwei 12 Meter lange DVB-Elektrobusse fahren sollen. Die Linie verbindet wichtige Gewerbestandorte im Norden mit dem Bahnhof Neustadt. Sie wird gemeinsam mit der VGM bedient, deren Busse mit konventionellem Antrieb unterwegs sind und ab Wilschdorf weiter in die Region fahren.

Seit Mitte Juni 2022 wurden die ersten E-Busse im DVB-Linienverkehr getestet und haben dabei schon 20.000 Kilometer störungsfrei zurückgelegt. Einige wurden zur Fahrereinweisung herangezogen.                 

Erstmals Gelenk-E-Busse in Dresden

Mit den eCitaro kommen in Dresden zum ersten Mal batterieelektrisch angetriebene Gelenkbusse zum Einsatz. Insgesamt zwölf Busse sind bereits bei den DVB eingetroffen und einsatzbereit, sieben wurden vom Werk zur kurzfristigen Auslieferung angekündigt. Der letzte kommt bis Ende August nach Dresden. Im Gelenkbus können 37 Fahrgäste sitzen und 104 stehen, im Standardbus sind es 29 und 46. Die Wagen wiegen 20,6 beziehungsweise 13,8 Tonnen und haben eine Motorantriebsleistung von dauerhaft 285 kW und bis zu 500 kW als Spitzenwert. Der Antrieb ist deutlich leiser als der eines modernen und gut gedämmten Dieselbusses. Zur Heizung und Kühlung im Fahrgastraum dient eine elektrische Wärmepumpe. Bei extrem niedrigen Temperaturen mit zweistelligen Minusgraden sinkt der Wirkungsgrad von Wärmepumpen. Dann springt eine kleine Zusatzheizung an, die mit Heizöl oder synthetischen Kraftstoffen betrieben wird.

Die DVB Dresden verfügen heute über etwa 163 Dieselbusse, davon insgesamt 28 Mercedes-Benz CapaCity L – langfristig soll die komplette Busflotte auf Elektrobetrieb umgestellt werden I © UTM

Die Speicher des Gelenk-E-Busses bestehen aus insgesamt zehn Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Batterien (NMC), beim Standardbus sind es acht. Sie befinden sich im Fahrzeugheck und auf dem Dach. Der nutzbare Energiegehalt beträgt rund 255 kWh beim Gelenkfahrzeug und 204 kWh beim Standardbus. Die Batterien werden permanent durch ein Diagnosesystem überwacht und schalten sich bei lokalisierter Wärmentwicklung automatisch ab. Dieser Batterietyp gilt als brandsicher. Der Fahrer kann die wichtigsten Bordfunktionen auf einem elektronischen Display einsehen. Für mehr Verkehrssicherheit besitzen die Fahrzeuge einen Notbrems- und einen Abbiegeassistenten.

Batterieladung im Betriebshof und am Endpunkt

Die Elektrobusse erhalten nachts im Betriebshof über Ladehauben unter der Hallendecke ihre Grundladung, so dass sie morgens mit voller Batterie auf Linie gehen können. Laut Hersteller habe sie schon damit eine Reichweite von mindestens 120 Kilometern. Weil die Wagen täglich aber zwischen 200 und 500 Kilometern fahren, wird an ausgewählten Endpunkten nachgeladen. Der Stromabnehmer, ein so genannter Pantograph, wird elektrisch ausgeklappt und verbindet sich mit einer vor Ort installierten Ladehaube. Der Busfahrer muss den Wagen nur exakt unter der Haube positionieren.

Mercedes-Benz (Evobus) lieferte bereits 2011 insgesamt sechs Citaro G BlueTec Hydrid Busse nach Dresden, die u.a. auf der Linie 63 zum Einsatz kommen I © UTM

Während die nächtliche Ladung der Busse im Betriebshof mit maximal 150 kW langsam und bei geringer Stromstärke erfolgt, wird an den Endpunkten per Hochstrom bis 300 kW nachgeladen. Dafür genügen dann fünf bis zehn Minuten Wendezeit. Je Minute Nachladung schafft der Bus weitere zwei bis drei Kilometer Fahrstrecke. Zusammen mit der nächtlichen Grundladung kommen die Fahrzeuge dann problemlos über den Tag.

Auf der Linie 68 sind zwei Ladestationen auf der Leubnitzer Höhe und am Bahnhof Cossebaude, auf der „81“ eine in Wilschdorf geplant. Die Station Leubnitzer Höhe ist bereits in Betrieb, in Cossebaude beginnt der Aufbau am 9. August 2022 und eine Woche später starten die Bauleute in Wilschdorf. Ende August sollen alle drei Ladestation einsatzbereit sein. Geliefert wurden die Ladestationen durch SBRS Charging Solutions, eine Tochterfirma der Schaltbau AG.

Hybrid-Erfahrungen genutzt

In die Beschaffung sind die seit 2007 mit der Bus-Elektromobilität gemachten Erfahrungen eingeflossen. Seit dieser Zeit fuhren erste Serienhybridbusse in Dresden, ab 2015 hatten die DVB auch einen reinen Elektrobus im Linieneinsatz. Beide Fahrzeugarten wurden im Betrieb durch Absolventen der Technische Universität Dresden und anderer Hochschulen wissenschaftlich begleitet. Die Expertisen konzentrierten sich vor allem auf eine nachhaltige und effiziente Nutzung der Hochleistungsfahrzeugbatterie. Deren technische Weiterentwicklung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht.

Auf der Linie 81 kommen bereits seit dem Jahr 2011 Hybridbusse zum Einsatz – hier einer der beiden MAN Lion’s City Hybrid am Bahnhof Dresden Neustadt I © UTM

Investition in die Zukunft

In die 20 E-Busse investieren die DVB 17,4 Millionen Euro. Weitere 5,7 Millionen Euro sind Aufwendungen für die Ladeinfrastruktur im Betriebshof und an den Endpunkten. Für die Busse erhalten die DVB 4,8 Millionen Euro Fördermittel aus dem europäischen Fond zur regionalen Entwicklung (EFRE), vom sächsischen Wirtschaftsministerium (SMWA) kommen weitere 2,8 Millionen Euro für die Infrastruktur und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert die Mehrkosten des Elektroantriebs gegenüber herkömmlichen Dieselmotoren mit weiteren 9,6 Millionen Euro. Die DVB bringen 5,9 Millionen Euro Eigenmittel ein. Vor allem die Ladeinfrastruktur ist eine Investition in die Zukunft. Dort können künftig noch mehr Elektrobusse geladen werden. Die Ladeleistung wurde schon passend dimensioniert.          

Dresdner ÖPNV langfristig elektrisch

Entsprechend des Gesetzes über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge, in dem die Vorgaben der europäischen „Clean Vehicles Directive“ in deutsches Recht überführt wurden, wollen die DVB in Zukunft weiter Elektrobusse kaufen. Wegen der immer noch sehr hohen Kosten ist man dabei auf ausreichend Fördermittel angewiesen. Das Zeitalter der oberleitungsfreien Elektromobilität in Dresden hat auch im Busbereich längst begonnen. Mit der Umstellung sind nun schon 15 Prozent der DVB-Busflotte rein elektrisch unterwegs.

Quellen: Mercedes-Benz/ DVB Dresden/ SBRS Charging Solutions

18.08.2022