• de
  • en

Alexander Dennis präsentiert neue Generation Elektrobusse

Am 1. November 2023 präsentierte Alexander Dennis (ADL), Tochter der kanadischen New Flyer-Gruppe, am Firmensitz im schottischen Larbert die neueste Generation seiner Elektrobusse. Vorgestellt wurden der Midibus „Enviro 100 EV“ und der Doppeldecker „Enviro 400 EV“. Beide gehören zur großen Familie der neuen völlig emissionsfreien Busse von Alexander Dennis und markieren nach Werksangaben einen deutlichen Fortschritt  gegenüber ihren Vorgängermodellen.

Sie sind von Grund auf völlige Neukonstruktionen, was sich auch in einer neuen Optik der Wagen zeigt. Damit, so Alexander Dennis, können die Verkehrsbetriebe, die diese Busse in Dienst stellen werden, wirkungsvoll auf ihr Engagement für den emissionsfreien öffentlichen Verkehr aufmerksam machen.

Der Doppeldecker Enviro 400 EV ist 11,1 Meter lang und vor allem für den Einsatz auf stark frequentierten Stadt- und Nachbarortslinien gedacht. Alexander Dennis attestiert ihm eine Reichweite von 420 Kilometern.

Sein kleiner Bruder, der Enviro 100 EV, ist ein 8,5 Meter langer Eindecker, der nur 2,35 Meter breit ist. Er sei, so der Hersteller, besonders leicht zu manövrieren und passt eben auch durch schmalere Straßen. Seine Reichweite gibt Alexander Dennis mit 460 Kilometern an.

ADL-Vorsitzender Paul Davies wies bei der Vorstellung der neuen Busse darauf hin, dass sich der Wandel in der Busindustrie inzwischen mit beachtlichem Tempo vollziehe. Dabei könne speziell Alexander Dennis auf inzwischen sieben Jahre Erfahrung im Bau von Elektrobussen zurückgreifen.

Enviro 100 EV

Zur Technik der neuen Busse

Den neuen emissionsfreien Antriebsstrang hat ADL im eigenen Haus entwickelt. Dabei steuert Voith Turbo sein „Voith Electrical Drive System (VEDS)“ bei, das beim „kleinen“ Enviro 100 EV für mittlere Lasten und beim Doppeldecker für hohe Lasten ausgelegt ist. Dabei kann gerade der Doppeldecker auch höhere Geschwindigkeiten erreichen.

Die Batterien arbeiten mit der Zellchemie Nickel-Mangan-Kobalt (NMC). Sie haben ihren Platz sowohl im Fahrgestell als auch im Heck der beiden neuen Typen gefunden, beim Doppeldecker zusätzlich auch noch unter den Treppen zum Oberdeck. Gerade der Einbau unter dem Fußboden des Wagens im Fahrgestell schütze sie davor, bei eventuellen Unfällen mit in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Sollten die Batterien während des „Lebens“ des Busses einmal ausgetauscht werden müssen, sorgt eine „Standardisierung“ der Einbauräume dafür, dass der Austausch einfach durchgeführt werden kann. Und sollten zukünftige Batterien größer werden, um den Bussen mehr Reichweite mitzugeben, so sind die Einbauräume so gestaltet, dass eben auch größere Batterien hier ihren Platz finden können.

Das niederflurige Unterdeck des Doppeldeckers bietet gegenüber dem Vorgängermodell 19 % mehr Platz. Auf den Sitzplätzen gibt es mehr Beinfreiheit. Anders als sonst bei Doppeldeckern üblich verlaufen die Treppen zum Oberdeck ohne Winkel und damit völlig gerade. Alexander Dennis sagt, das sei nicht nur praktischer, sondern auch sicherer.

Die Frontscheibe im Oberdeck ist als „Panoramascheibe“ gestaltet worden, die einen guten Blick nach vorne gewährt. Und im Dach des Wagens können „Skylights“, also „Fenster zum Himmel“, eingebaut werden.

Die neu konstruierte Geometrie der Front im Bereich des Fahrerplatzes schützt nicht nur den Fahrer besser im Fall eines Unfalls, sondern auch die übrigen Verkehrsteilnehmer. Konstrukteur Chris Gall: „Wir haben Konstruktions-Prinzipien aus dem Pkw-Bau auf den Bus übertragen. So hat der Fahrer mit der neuen Generation eine verbesserte Sicht, und die Frontpartie bietet einen verbesserten aktiven und passiven Unfallschutz.“

Beide neuen Bustypen sind mit den aktuellen Fahrer-Assistenssystemen ausgestattet. Warnungen erfolgen nicht nur optisch am Fahrerplatz, sondern auch akustisch. Und ein „Speed-Limiter“ sorgt dafür, dass die Fahrgeschwindigkeit immer in sicherem Rahmen bleibt.

Da Alexander Dennis auch nach London liefern will, sind Sicherheitsvorgaben von TfL (Transport for London) gleich in die Neukonstruktion bei ADL eingeflossen. Was TfL bereits mit der Verleihung des „TfL Supplier Award“ honoriert hat.

Doppeldecker Enviro 400 EV
Alle Fotos: Alexander Dennis

Weitreichende Garantieleistungen, niedrige Life-Cycle-Cost

Alexander Dennis weist auf niedrige Betriebskosten für beide Typen über ihre gesamte Lebensdauer hin. Zudem gewähre man sehr hohe Garantieansprüche. Auf die Batterien von Enviro 100 EV und von Enviro 400 EV sichert ADL eine Grantie von acht Jahren zu. Der Hersteller erwartet, dass die Wagen 20 Jahre im typischen Londoner Linienverkehr laufen können und dabei nur „zur Halbzeit“, also nach zehn Jahren, einmal die Batterien wechseln müssen. 

Zu den Herstellungsorten

Interessant ist, dass der Doppeldecker in Larbert gebaut (werden) wird, während der kleine „Enviro 100 EV“  im chinesischen Zhuhai vom Band laufen wird. In Zhuhai produziere man seit inzwischen 15 Jahren, und längst sei das Werk dort völlig in den Produktionsverbund von ADL integriert.

Die nächsten Schritte bei der Einführung der neuen Generation

Für die „internationalen Märkte“ soll in Kürze die neue Generation des Doppeldeckers „Enviro 500 EV“ folgen – wie er in der Dieselversion in Berlin läuft. Erste Wagen des neuen Enviro 500 EV hat ADL kürzlich bereits nach Hong Kong ausgeliefert.

Die „internationale Version“ des Enviro 100 EV entsteht zurzeit in den Konstruktionsbüros in Larbert. Während im United Kingdom und Irland eintürige (!) Busse dominieren, verlangen die internationalen Märkte mindestens Zwei-, wenn nicht gar Dreitürer. Ein Bus mit nur einer – wenn auch doppeltbreiten – Tür könnte in Deutschland nicht zugelassen werden.

Den neuen Doppeldecker Enviro 400 EV will Alexander Dennis auch als „Open-Top-Doppeldecker“ bringen. Es scheint doch einen gewissen Markt für Stadtrundfahrt-Doppeldecker zu geben.

Im Jahr 2025 will ADL seine neue Generation von Batteriebussen um den neuen Enviro 200 EV ergänzen, einen Eindecker der 11 bis 12-Meter-Klasse.

07.11.2023
4 3 Stimmen
Artikelbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments