Die Stadt Avellino, etwa 50 km östlich von Neapel in Süditalien gelegen, hat am 3. April 2023 endlich den Fahrgastbetrieb auf ihrer neuen Trolleybuslinie aufgenommen. Es bedurfte 23 Jahre der Planung, Umplanung, öffentlicher Diskussionen, politischer Entscheidungen, des Baus der Linie und der Lieferung der Fahrzeuge sowie eines langen, langen Genehmigungsverfahrens, bevor dies erreicht werden konnte. Doch nun fahren die roten Van-Hool-Obusse montags bis samstags im Halbstundentakt zwischen der Via Fraternita della Misericordia und dem Bahnhof, zwei Wagen kommen zum Einsatz und bedienen auf einer Strecke von 11 km (hin und zurück, einfache Strecke 5,5 km) laut Fahrplan 39 Haltestellen.
Ein bisschen Geschichte
Im Jahr 2000 wurden die Pläne für die Einführung eines modernen Oberleitungsbussystems in der Stadt erstmals konkret. In Avellino gab es dieses Verkehrsmittel bereits zwischen 1947 und 1973. Drei Jahre später genehmigte das Komitee für Wirtschaftsplanung der Zentralregierung die Planungen für die erste Linie zwischen dem Bahnhof und Wohnegbiet im Valle.
11 Trolleybusse wurden 2007 beim belgischen Hersteller Van Hool bestellt, der sein Modell A330T mit einem zusätzlichen Dieselmotor für Fahrten abseits der Strecke ausstattete. Die Fahrzeuge wurden 2010 in der belgischen Fabrik fertiggestellt, aber erst 2014 nach Italien geliefert. Erste Test gab es 2016 und 2017 auf einem Teil des Streckennetzes, die Wagen blieben aber danach etliche Jahre im Depot abgestellt. Mit dem Bau der Oberleitung war 2009 begonnen worden, doch dauerte es bis 2018, bis die Anlage weitgehend fertiggestellt war, nur noch einige kleinere Arbeiten mussten durchgeführt werden. Das konnte erst 2021 abgeschlossen werden. Diskussionen über die Finanzierung der Fertigstellung der Infrastruktur sowie über die künftigen Betriebskosten verzögerten das Projekt weiter, konnten aber schließlich gelöst werden.
Denn die politische Diskussion über die Zukunft des gesamten Systems setzte sich zwar fort, aber da in dem Finanzierungspaket EU-Mittel in Höhe von rund 20 Mio. EUR enthalten waren, die im Falle der Nicht-Eröffnung des Systems zurückgefordert worden wären, einigten sich die lokalen Behörden schließlich auf die Fertigstellung der Anlage. Das System wurde auf den Namen „Metro leggera“ getauft, um es als völlig neues Verkehrsmittel zu bewerben.
Viel Glück und eine lange Zukunft für den neuen elektrischen, emissionsfreien Trolleybusbetrieb in Avellino!
