Trotz der anhaltenden Corona Pandemie kann sich die Straßenbahn- und Stadtbahnbranche auch im Jahr 2021 über gefüllte Auftragsbücher freuen, obwohl die Anzahl der Straßenbahnbestellungen von knapp 300 Fahrzeugen im Jahr 2020 auf 111 im Jahr 2021 gesunken ist. Die gesamte Anzahl der bestellten Straßenbahn-, Stadtbahn inklusive Tram-Train Fahrzeuge ist im Vergleich zum Vorjahr allerdings von 297 auf 369 angestiegen. Die Bestellung über insgesamt 206 VDV Tram-Train Fahrzeuge hat in diesem Zusammenhang das Marktvolumen für das Jahr 2021 erhöht. Diese Bestellung hat Stadler mit einem Marktanteil von 70% aller Neubestellungen zur Marktführerschaft katapultiert, gefolgt von Heiterblick/ Kiepe und Alstom (inklusive exBombardier) mit jeweils 12%.
Auch dieses Jahr kann die Fahrzeugübersicht, deren Entstehungsgeschichte bis ins Jahr 1993 zurückreicht, präsentiert werden. Es ist die nunmehr 22. Liste dieser Art. Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit sind im letzten Jahr erstmalig die neu bestellten und in Fertigung befindlichen Fahrzeuge sowie die erfolgten oder bekannten geplanten Ausschreibungen in getrennten Listen aufgeführt worden. Dies hat sich bewährt und wird für 2022 fortgeführt.
Aus den 2021 separat behandelten Ausschreibungen des VDV-Tram Train ist mittlerweile ein Auftrag geworden. Diese Fahrzeuge mit ihren verschiedenen Varianten werden auch in diesem Jahr getrennt behandelt, u.a. auch wegen der Beteiligung von zwei Betrieben in Österreich.
Abgerundet wird die Übersicht mit einer Zusammenfassung der im Jahr 2021 ausgelieferten Neufahrzeuge.
Der Markt für Nahverkehrsfahrzeuge in schwierigem Fahrwasser
Die Auslieferung bestellter Fahrzeuge leidet weiterhin unter ungünstigen Rahmenbedingungen, zur Corona-Pandemie haben sich neu Materialengpässe und weltweite Logistikprobleme hinzugesellt. Bei Ausschreibung und Auftragsvergabe hat sich noch niemand vorstellen können, dass derartige externe Einflüsse einmal die Terminpläne durcheinander wirbeln könnten. Lieferverzögerungen hat es aus verschiedensten, teilweise internen, Gründen immer gegeben. Andere Unternehmen sind selbst in heutigen Zeiten termintreu, was hoch anzurechnen ist.
Verzögerungen, Verärgerungen und manchmal auch Verständnis
Die Verzögerungen bei den Auslieferungen, die sich selbst nach Lieferbeginn über das übliche und auch vereinbarte Maß ausdehnen, stellen beide Seiten, Auftragnehmer wie Verkehrsbetrieb vor zusätzliche Probleme, da auf der einen Seite Fertigungsstände blockiert werden und auf der anderen Seite ältere Fahrzeuge ungeplant weiter unterhalten werden müssen. Gleichzeitig können geplante Angebotsverbesserungen bei den Verkehrsbetrieben nicht umgesetzt werden. Zwar stehen in den Verträgen auch Pönalen bei Lieferverzug auf dem Papier, wer jedoch weitere gute Geschäftsbeziehungen miteinander pflegen will, der sucht dann auch individuelle Lösungen um diese nicht durch eine juristische Auseinandersetzung zu belasten. Vieles davon dringt nicht nach Außen, statt Geldzahlungen stehen beide Seiten „Naturalien“ in Form der Erbringung von Wartungsleistungen, zusätzlichen Ersatzteilen aber selbst ganzen zusätzlichen Fahrzeugen meist aufgeschlossen gegenüber. Letztere lassen sich dann nach Außen aber nicht verheimlichen! Mit Alstom als Vertragsnachfolger für die übernommene Bombardier-Transportation sind für Duisburg (zwei Niederflurwagen) und Köln (ein Hochflurwagen) zwei derartige „Deals“ bekannt geworden.
Die eingangs geschilderte Lage hat auch Konsequenzen auf die Übersicht der in Fertigung befindlichen oder als Auftrag fest vergebenen Fahrzeuge, da die Zahl der neu hinzugekommenen Fahrzeuge sich nicht im gleichen Maße durch Lieferungen reduziert. Die Liste ist in diesem Jahr wieder ein Stück länger geworden. Die Angabe zu Marktanteilen und Aufteilung auf die Bauarten verliert leider an Aussagekraft, wenn mehrere Aufträge über Jahre in den Listen „mitgeschleppt“ werden. Um zu erkennen, wie das Jahr für die Industrie gelaufen ist, sollen hier die Zahlen der Neubestellungen und Optionen von 2021 mit den in den letzten beiden Jahren genannten verglichen werden:
Die Auftragsbücher sind also gut gefüllt und auch angesichts der noch zur Einlösung anstehenden Optionen und der neuen Ausschreibungen sieht die Zukunft positiv aus. Es dürfte aber klar sein, dass die derzeitige Welle in absehbarer Zeit stark abflachen wird. Dies wird der Fall sein, wenn alle deutschen Betriebe ihre Ersatzbestellungen für die noch in Betrieb befindlichen, zum Teil noch aus den 1970er Jahren stammenden hochflurigen Stadtbahnwagen und die ersten Generationen von Niederflurwagen getätigt haben. Von den 54 derzeit vorhandenen Betrieben, wobei Essen/Mülheim/Oberhausen und Rhein-Neckar mit Heidelberg, Ludwigshafen, Mannheim sowie OEG und RHB als ein Betrieb gezählt sind, haben bislang nur sechs Unternehmen Dessau, Gera, Gotha, Kirnitzschtalbahn, Naumburg und Schwerin weder ausgeschrieben noch bestellt. Die Wagen in Dessau und Schwerin sind erst im neuen Jahrtausend geliefert worden, so dass hier vorerst keine Notwendigkeit dazu besteht. Wie sich die eher touristisch agierenden Betriebe im Kirnitzschtal und in Naumburg mit den Forderungen des barrierefreien Zuganges zum Verkehrsmittel arrangieren, bleibt abzuwarten. Gotha löst das Problem mit Gebrauchtfahrzeugen aus der Schweiz und in Gera hat es bereits konkrete Anstrengungen für eine Ausschreibung gegeben, die aber durch Uneinigkeit der Politik stecken geblieben ist.
3 bis 206 Fahrzeuge – Aufträge in allen Größenordnungen
Die Auftragsvergaben des Zeitraumes von Frühjahr 2021 bis Frühjahr 2022 teilen sich wieder grundsätzlich in zwei Kategorien: Umwandlung von bestehenden Optionen und Neuvergaben aufgrund von Erstausschreibungen. Sie betreffen in diesem Jahr ausschließlich Straßen- und Stadtbahnfahrzeuge und hier zum Großteil Niederflurwagen, der Bedarf der vier deutschen U-Bahnbetriebe scheint vorerst gedeckt. In Hamburg gibt es aber erste Planungen für eine neue Generation.
Bis zum Februar 2022 sind für 13 deutsche Stadtbetriebe und drei Regionalstadtbahnnetze neue Fahrzeuge bestellt worden. Größter Auftrag ist jener der Tram Trains mit 206 für Deutschland fest bestellten und weiteren 203 optionierten Fahrzeugen. Hinzu kommen noch 40 Festaufträge und 55 Optionen für zwei Betriebe in Österreich. Über diesen seit langem größten gemeinsam ausgeschrieben Auftrag, auch vom Finanzvolumen her, einer variantenreichen Fahrzeugfamilie konnte sich die Firma Stadler in der Schweiz freuen. Der Bau der Fahrzeuge erfolgt im spanischen Werk Valencia.
Dem Beispiel der bereits im letzten Jahr gemeldeten gemeinsamen Bestellung von drei Betrieben aus dem Bundesland Brandenburg folgte in 2021 Sachsen. Allerdings ist die Ausgangslage hier etwas anders: Der ansehnliche Bedarf der Stadt Leipzig wurde von dem kleinen Betrieb in Görlitz und dem etwas Größeren in Zwickau genutzt, ohne eigenen Entwicklungsaufwand und mit den Kostenvorteilen einer größeren Bestellung ihren Fahrzeug-Neubedarf zu decken. Für Görlitz sind es die ersten Niederflurwagen überhaupt. Die zunächst bestellte Zahl von 39 Triebwagen in zwei verschiedenen Längen ist überschaubar, wird aber um bis zu 7 Optionen mit insgesamt 148 Einheiten in beiden Längen ergänzt. Interessant ist auch, dass die Fahrzeuge nicht nur in zwei Spurweiten (1458 mm für Leipzig und 1000 mm für Görlitz und Zwickau), sondern auch in zwei Breiten (2.400 mm für Leipzig und 2.300 für Görlitz und Zwickau) gefertigt werden.
Entgegen der üblichen Praxis, dass Waggonbauer und ein separater Lieferant der elektrischen Ausrüstung zwar gemeinsam bieten aber weiterhin getrennt agieren, gründeten nach erfolgter Vergabe das Leipziger Unternehmen HeiterBlick der Kirow Kranbau und die heute zu Knorr-Bremse gehörende Kiepe-Electric unter dem Namen LEIWAG ein Konsortium als „Sächsische Plattform für die Straßenbahn der Zukunft“. Für Leipzig ist dies seit 2005 immerhin schon die 4. Generation von neuzeitlichen Niederflurwagen. Ob sich die Werkstatt darüber freut?
Magdeburg leitete mit einer Bestellung von 35 Vierteilern der Bombardier Plattform Flexity-Classic bei Alstom den schrittweisen Ersatz der aus 83 Wagen bestehenden ersten Generation Niederflurwagen ein. Hinzu kommen 28 Optionen.
Potsdam entschied sich für den Tramlink von Stadler in der siebenteiligen Variante. Bestellt sind 10 Einheiten und es gibt 15 Optionen. Gebaut wir auch hier im spanischen Werk Valencia. Der Betrieb setzt bereits Variobahnen des Schweizer Herstellers ein.
Besonders spannend ist die Bestellung eines der kleinsten deutschen Straßenbahnbetriebe in Woltersdorf, der heute ausschließlich Zweiachser aus DDR-Produktion einsetzt. Der Betrieb wird seit einiger Zeit von der benachbarten Schöneiche-Rüdersdorfer-Straßenbahn geführt. Zur Erlangung der Barrierefreiheit schrieb der Betrieb im Juni 2021 bis zu vier Niederflurtriebwagen in Zweirichtungsbauweise mit einer Länge bis zu 15 Metern aus. Solche Fahrzeuge gibt es in Deutschland bisher nicht und sie werden von hier aktiven Herstellern auch nicht angeboten. Vierachser auf zwei Drehgestellen sind immer noch eine Domäne osteuropäischer Staaten, wo in Tschechien und Polen aber auch außerhalb der EU in Russland Modelle mit unterschiedlichen Niederfluranteilen zwischen 30 und 100 Prozent gebaut werden. Sicherlich nicht zufällig und vorgeklärt war die Ausschreibung auf einen im Netz Oberschlesien fahrenden Typ des polnischen Herstellers Modertrans sehr passend.
So wundert es nicht, dass dieser auch ein Angebot abgab und den Zuschlag zur Lieferung von zunächst drei Einheiten zuzüglich einer Option erhielt. Anders als erwartet bot der Hersteller aber nicht das bestehende teilniederflurige Modell (MF 11 AC BD) an, sondern eine vollständig niederflurige Zweirichtungsversion (LF 10 AC BD) eines bisher lediglich als Prototypen existierenden Vierachsers für Einrichtungsbetrieb (LF 05 AC). Damit ist einem weiteren Hersteller aus Osteuropa der Einstieg auf dem deutschen Markt gelungen. Und dem zweiten aus Polen. Solaris agiert allerdings mittlerweile unten dem Dach der spanischen CAF. Allerdings wird die Straßenbahnsparte von Solaris nicht weitergeführt bzw. wurde von Stadler übernommen.
Sicherlich nicht ohne Risiko ist es, ein Fahrzeug zu kaufen, welches bislang nur als Einzelstück in einer anderen Bauform existiert und über wenig Betriebserfahrung verfügt. Andererseits hat Modertrans, eine Ausgründung der in den Fahrzeugbau eingestiegenen Hauptwerkstatt der städtischen Straßenbahn von Posen und auf deren Gelände aktiv, sowohl den eigenen Betrieb als auch andere polnische Städte mit verschiedenen Modellen vom Hochflurvierachser bis zum mehrteiligen Niederflur-Gelenkwagen beliefert, die alle störungsfrei in Dienst gingen. Konzeptionell basiert der Vierachser auf den Modertrans Gamma LF02AC Fahrzeugen, die auch über einen durchgehenden Wagenboden verfügen.
Aktuell möchte sich der Verkehrsbetrieb Posen aber von der Beteiligung an Modertrans trennen und sucht einen Käufer, so dass auch dies ein Unsicherheitsfaktor für den Woltersdorfer Vierachser sein könnte. Ein Exot mit sehr gelungenem Design wird er in der ohnehin großen Vielfalt an Typen in Deutschland aber in jedem Fall bleiben.
Aus Optionen umgewandelt wurden zwei Bestellungen für Freiburg (8 NF) und Nürnberg (14 NF).
An Hochflurfahrzeugen sind in 2021 nur 52 Stück bestellt worden, wobei ein HF6 für Köln als Pönaleausgleich vom Hersteller der schon getätigten Nachbestellung von sechs Einheiten im letzten Jahr hinzugefügt wurde. Der Auftrag für Stadtbahnwagen im Normalspurnetz Essen-Mülheim, heute von der Ruhrbahn als Zusammenschluss der Verkehrsbetriebe beider Städte betrieben, ist nicht weniger spannend, aber für etliche Beteiligte wenig erfreulich. Er zeigt, welche Unwägsamkeiten und Fangstricke im EU geregelten Vergabewesen liegen können.
Doch der Reihe nach: Im Januar 2018 gab die Ruhrbahn in Essen bekannt, für den normalspurigen Stadtbahnbetrieb neue Fahrzeuge ausschreiben zu wollen. Diese sah eine Abgabefrist der Angebote für Ende Mai 2020 vor. Anschließend passierte jedoch zunächst einmal nichts, es wurde aber inoffiziell bekannt, dass Klage von einem Hersteller gegen die Vergabeentscheidung eingereicht worden sei. Dem Vernehmen nach gehörte dieser nicht einmal zu den Teilnehmern der Ausschreibung. Dass Einsprüche die Vergabe verzögern ist mittlerweile leider fast zum Standard geworden und hatte im vorliegenden Fall ungeahnte Folgen. Nach über einem Jahr war der Einspruch geprüft und abgelehnt und die ursprünglichen Gewinner der Ausschreibung, die Firmen HeiterBlick, Leipzig gemeinsam mit Kiepe-Electric hätten sich über ihren Erfolg freuen können, nahmen den Auftrag aber nun nicht mehr an.
Diese unerwartete und auch neue Wendung scheint zunächst unverständlich, war aber wohl begründet: HeiterBlick hatte erkennen müssen, dass die Kostenbasis ihrer Kalkulation von Anfang 2020 auf der das Angebot beruhte durch die eingetretene so nicht zu erwartende Preisentwicklung im Laufe des Wartens auf eine Entscheidung nicht mehr zu halten war. Auch bot sich die Möglichkeit, die Fertigungskapazitäten mit anderen Aufträgen auszulasten, statt auf den ungewissen Ausgang der Entscheidung zur Ruhrbahn zu warten.
Das Vergabeverfahren wurde dann mit einer erneuten Verzögerung mit einer Vergabe des Auftrages über insgesamt 51 sechsachsige Hochflurfahrzeuge abgeschlossen, welche den gesamten derzeitigen Bestand aus Stadtbahnwagen B und Gebrauchtfahrzeugen aus London ersetzen werden. Empfänger ist nun das spanische Unternehmen CAF. Es darf vermutet werden, dass dies der zweitplatzierte Bieter der Ausschreibung war. Auch hier ist zunächst die Lieferung von zwei Vorausfahrzeugen zur Erprobung vorgesehen.
Ausschreibungszahlen sinken
Einen geringeren zahlenmäßigen Umfang haben in diesem Berichtszeitraum die veröffentlichten oder geplanten Ausschreibungen. Bei den fünf geplanten Ausschreibungen für Bonn, Braunschweig, Gera, Hannover und Stuttgart bestanden vier aber bereits im Berichtszeitraum 2020/2021 und neu ist nur jene für Braunschweig hinzugekommen.
Tatsächliche Neuausschreibungen gibt es für drei Betriebe (Kassel, Köln und Rostock).
Fest ausgeschrieben sind zum 1. März 2022 118 Straßen- und Stadtbahnfahrzeuge (68 Hochflur- und 50 Niederflurwagen), hinzu kommen 82 geplante Optionen (64 Hochflur- und 18 Niederflurwagen)
Hannover und Köln bedienten sich für ihre geplanten neuen Hochflurfahrzeuge des neu geschaffenen „Industriedialogs“ Bei denen Hersteller eingeladen werden, zunächst ohne feste Absichten mit den Betrieben Wünsche und Möglichkeiten zu präsentieren und zu vergleichen. In Hannover geht es in diesem Teilnahmewettbewerb um bis zu 275 Stadtbahnen zu Ersatz der Generation 2000 in den Jahren zwischen 2025 und 2035. Fest ausgeschrieben werden sollen zunächst 42 Fahrzeuge. Deren Start wird für 2022 erwartet.
Köln dagegen hat diesen Dialog abgeschlossen und anschließend ausgeschrieben. Schon bekannt ist dabei das Vorhaben, jeweils zwei nur mit einem Führerstand ausgestattete 30 m lange Fahrzeuge an ihren offenen Enden zu einem 60 m langen Zug verbinden zu können. Neu dagegen der Wunsch, diesen Doppelzug in der Mitte bei Bedarf durch Einfügen eines kurzen Zwischenwagens um zehn Meter verlängern zu können. Fahrzeugexperten betrachten dies hinsichtlich der Antriebsmöglichkeiten und des Fahrverhaltens bei den zahlreichen Gelenken eher skeptisch. Es bleibt daher abzuwarten, welche praxisgerechten Lösungen die Hersteller hier anbieten werden.
Was ist in 2021 neu auf die Schiene gekommen?
Berlin hat seine letzten GT8 – F8Z in 2021 erhalten. In Bielefeld hat die weitere Auslieferung der VAMOS Hochflur-Stadtbahnwagen im Februar 2021 begonnen, nachdem im Dezember 2020 ein erstes Vorabfahrzeug dort ankam. In Bremen wird die Auslieferung der Niederflurwagen Avenio fortgesetzt.
Dresden erhielt im September den ersten Vertreter der bestellten neuen Fahrzeugreihe NGT X DD. Er blieb zunächst alleine und dient der Erprobung, die weiteren werden ab 2022 folgen. In Duisburg ist der ersten Serienwagen der Flexity-Classic Ende 2021 eingetroffen.
Der 2020 für Erfurt geplante Auslieferungsbeginn des neuen Typs Tramlink von Stadler verschob sich auf Frühjahr 2021, lief ab dann aber zügig. Essen (Ruhrbahn) erhielt im November 2021 die ersten beiden Flexity des Typs NF4.
Der ebenfalls 2020 geplante Lieferbeginn zusätzlicher Mittelteile zu den vorhandenen U5-50 Hochflur-Stadtbahnwagen in Frankfurt am Main hat sich ebenfalls auf 2021 verschoben. Hamburg erhielt weitere DT5-Einheiten für seine U-Bahn.
In Leipzig trafen die ersten zwei der zehn für 2021 bestellten Traminos (NGT 10-XL) Anfang 2022 ein.
Die Auslieferung der ersten nachbestellen 73 Siemens Avenio Vierteiler für München Ende 2021 begann planmäßig im November, zunächst sind aber nur zwei Einheiten zu Erprobungszwecken vorhanden. In Nürnberg ging die Auslieferung der vierteiligen Einheiten des Typs G1 für die U-Bahn mit den nachbestellten Fahrzeugen weiter und wird 2022 zum Abschluss gebracht werden. Nürnberg bekam außerdem seinen ersten Siemens Avenio Vierteiler geliefert. Stuttgart erhielt die ersten beiden DT 8.15 für die Stadtbahn und den ersten neuen Triebwagen samt Vorstellwagen für die meterspurige Zahnradbahn ebenfalls noch 2021.
Zu erwähnen wäre auch noch, dass in Gotha der erste der 2018 aus der Schweiz gekauften Gelenkwagen mit niederflurigem Mittelteil nach längeren Anpassungen für die Zulassung in Deutschland Endlich im Dezember 2021 in Liniendienst gehen konnte. Der zweite wird im Frühjahr 2022 folgen.
In den abgelaufenen Wochen des Jahres 2022 erhielt Köln seine ersten Serienfahrzeuge des HF6. Nach einjährigem Prozess erfolgte die Zulassung aber nur mit Einschränkungen, da es mit den Trittstufen Probleme gibt.
Und wo gibt es Verzögerungen?
Dortmund soll seine ersten neuen Stadtbahnwagen nun in der ersten Jahreshälfte 2022 erhalten. Für Düsseldorf stehen zahlreiche Hochflursechsachser HF6 derzeit noch beim Hersteller Alstom (ehemals Bombardier) in Bautzen, da der Betrieb keine Wagen annahm. Bestellt sind insgesamt 57 Einheiten, deren Lieferung eigentlich bis 2020 hätte abgeschlossen sein sollen! Nach Vorlage des geforderten Gutachtens und Behebung der Probleme sowie Einigung über den weiteren Fortgang war ein Lieferbeginn des Herstellers für Jahresbeginn 2022 in Aussicht gestellt worden. Nach Schwierigkeiten mit den Klapptrittstufen (wie auch in Köln) hat sich dieser nun bis ins Frühjahr verschoben. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt.
Die in Frankfurt am Main schon 2020 erwarteten ersten beiden Vorabwagen der Type T sollten im Frühsommer 2021 geliefert werden, sind aber bis März 2022 immer noch nicht eingetroffen. Der erste war im Februar 2022 auf dem Weg vom Werk Barcelona zum Testcenter Bautzen.
Die Auslieferung der ersten Einheiten des neuen Typs der Rhein-Neckar-Tram verzögert sich über den erwarteten Dezember 2021 hinaus bis ins Frühjahr 2022.
Welche Fahrzeuge sollen ab 2022 geliefert werden?
Geplant ist die Auslieferung der bestellten neuen Fahrzeuge in Augsburg, Bonn, Berlin (3 Vorserienfahrzeuge), Darmstadt, Frankfurt an der Oder, Jena (Ende 2022) und Würzburg.
Es bleibt abzuwarten, ob es angesichts der bestehenden und neu hinzugekommenen äußeren Umstände dazu kommt!
Tabelle 1: In Auftrag oder in Fertigung befindliche Fahrzeuge (ohne TramTrain)
Tabelle 2: Ausgeschriebene Aufträge oder Fahrzeuge bzw. geplante Ausschreibungen
Tabelle 3: VDV TramTrain, bestellte Fahrzeuge (Anfang Januar 2022) und Optionen
Erläuterungen zum TramTrain:
Standardvariante: dreiteiliger, achtachsiger 37 m langer ZR-Tw (Do-Traktion = 75 m), drei Antriebsdrehgestelle (Bo’Bo‘2’Bo), Klimatisierung von Fahrgastraum und Fahrerräumen, stufen-loser Einstieg bei 36 cm
Variante 1: dreiteiliger, achtachsiger 37 m langer ZR-Tw (Do-Traktion = 75 m), Klimatisierung von Fahrgastraum und Fahrerräumen, Toilette im Mittelteil, stufenloser Einstieg bei 56 cm
(weiterer Einstieg über Stufe [betreiberabhängig] bei 34 cm bzw. 38 cm)
Variante 3: dreiteiliger, achtachsiger 37 m langer ER-Tw, 750 V Gleichstrom, zwei Antriebsdreh-gestelle, fünf Türen mit Einstiegshöhe 34 cm, Klimatisierung von Fahrgastraum und
Fahrerräumen
Variante 4: dreiteiliger, achtachsiger 37 m langer ZR-Tw, 750 V Gleichstrom,
Klimatisierung von Fahrgastraum und Fahrerräumen, Einstieg bei 36 cm
Variante 4.1: dreiteiliger, achtachsiger 37 m langer ZR-Tw, 750 ~ 1.000 V Gleichstrom,
Klimatisierung von Fahrgastraum und Fahrerräumen, Einstieg bei 38 cm
RSBNA Regional-Stadtbahn Neckar-Alb Projektgesellschaft
ENAG Erms-Neckar-Bahn zwischen Reutlingen und Tübingen (ersetzt durch RSBNA)
SFBW Schienenfahrzeuggesellschaft Baden-Württemberg beschafft alle Bahnen für AVG und RSBNA
24.03.2022
Danke für diesen Artikel und diese tolle Übersicht mit verschiedenen neuen Stadt/ Straßenbahnbestelltungen sowie neuen Fahrzeugen etc.